Kapitel 35

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Mein Bruder teilte die Pizzen an uns auf und wir saßen alle zusammen und aßen. Die Jungs unterhielten sich alle angeregt, während ich nur still da saß und auf meinem Essen rumkaute. "Hailey?!" sprach mein Bruder und ließ mich erschrocken aufschauen. "Ist alles okay? Ich hab dich jetzt schon zum dritten mal angesprochen" sagte er und alle Blicke lagen auf mir. "Ähm ja" sagte ich nur und zwängte den letzten Bissen Pizza runter. Normalerweise war das mein Lieblingsessen und ich konnte Tonnen davon verspeisen, aber gerade bekam ich echt nichts runter. "Okaaay?!.. Naja wie auch immer... Wir wollten gleich auf die Party von 'nem Freund, kommst du mit? Du weißt ja das ich dich nicht hier alleine lassen will" erklärte er mir und ich seufzte. Ich hatte absolut keinen Bock da mit hinzugehen, aber 1. wie Chris schon gesagt hatte, er will mich nicht alleine lassen und 2. vielleicht würde es mich ja ablenken. Also nickte ich, was die anderen zu freuen schien.

Nach dem wir alle mit dem Essen fertig waren, ging ich in mein Zimmer mich umziehen. Ich entschied mich für eine kurze Hose und ein kurzes schwarzes spitzen Top (Bild). Dazu zog ich noch meine schwarzen Sneaker an und trug ein wenig Schminke auf. Nachdem ich noch einmal alles überprüft hatte, ging ich raus zu den Jungs. "Du siehst gut aus" sagte Liam mit einem Zwinkern,  vermutlich weil er dachte ich würde mich für Kyle so aufbrezeln. Was ich zugegeben auch eventuell tat. "Dann lasst uns mal gehen" sprach Kyle und ging uns voran. Chris sah mich noch einmal 'mir passt dein Outfit nicht aber du wirst es ja sowieso nicht ändern' mäßig an und ging dann auch.

Als wir da waren, musste ich erstmal schlucken. Wir standen vor einer großen, modernen Villa, die schon voll beladen mit betrunkenen Jugendlichen war. Alle waren, schätzte ich in dem Alter meines Bruders, somit war ich mit meinen fast 18 Jahren wohl so ziemlich die Jüngste. Wir gingen rein und die Jungs begrüßten schon ein paar Leute, welche ich davor noch nie zuvor gesehen hatte. Nachdem wir uns einigermaßen durchgekämpft hatten, liefen wir zu einem, wirklich gut aussehenden, Jungen. "Hey mann. Mega Party" sprach Chris zuerst und schlug bei ihm ein. Die anderen taten es ihm gleich, bis nur noch ich über war. "Hey wer ist denn das heiße Küken das du mitgebracht hast?" sagte der Typ, der sich mit Louis vorgestellt hatte und grinste.

"Das 'Küken' ist meine kleine Schwester, und sie wird nicht angefasst, klar?" stellte mein Bruder mit strengem Unterton klar und Louis hob beschwichtigend seine Hände. "Glas klar" sagte er, lächelte mir aber nochmal zu. Wir teilten uns ein wenig auf, bis ich nur noch mit Jake und Liam in irgendeiner Ecke stand. Sie waren tief in ein Gespräch mit ein paar hübschen Mädchen verwickelt, während ich immer wieder Kyle beobachtete, der mit ein paar anderen Jungs und Mädchen zusammen stand und Bier trank. Immer wieder wurde er von einer von ihnen angeflirtet und es sah nicht so aus, als würde es ihn besonders stören.

"Irgendwann starrst Löcher durch ihn hindurch" holte mich eine Stimme aus meinen Beobachtungen und ließ mich erschrocken zusammen zucken. "Was?!" fragte ich ertappt und leicht verlegen. "Geh doch einfach zu ihm hin" sagte Liam lächelnd und ich schüttelte den Kopf. "Ich glaube er ist schon in bester Gesellschaft", kam es etwas zickiger von mir, als ich es vor hatte. "Dann such du dir doch auch nette Gesellschaft" sagte Liam, mit einem gefährlichen Grinsen. Fragend sah ich ihn an. "Naja, mach ihn eifersüchtig. Ihr Mädchen macht das doch immer so. Such dir einen netten Typen und flirte ein bisschen mit ihm. Dann kommt Kyle schon von ganz alleine" fügte er grinsend hinzu. "Ich glaub nicht das ich sowas kann. Das wäre gemein und außerdem geht sowas doch sowieso immer schief" seufzte ich. "Dann wirst du dir das wohl weiter mit ansehen müssen" sagte Liam und deutete auf das Mädchen neben Kyle, die sich immer mehr an ihn ranhängte und ihren Arm jetzt schon um seinen geklemmt hatte. Was war sie?! Ein Klammeräffchen?!

Genervt, ging ich los und suchte jemanden, den ich für meinen/Liam's Plan gebrauchen konnte. Ich sah mich um und entdeckte Louis. Perfekt! Langsam und mit einem Lächeln im Gesicht, ging ich auf ihn zu. "Hey" sagte ich und er grinste. "Hey" kam es selbstsicher zurück. "Und? Wie gefällt dir meine Party?" fragte er dann. "Gut. Wirklich, es ist echt cool hier" sprach ich begeistert. Naja, allzu begeistert war ich nicht, aber das lag eher weniger an der Party. "Möchtest du was trinken?" fragte er und reichte mir schon einen Becher von der Bowle, die neben uns stand. "Gerne, danke" sagte ich lächelnd und nahm das Getränk. Ich traute mich nicht, mich umzuschauen, um zu sehen ob der Plan funktionierte und entschied mich stattdessen dazu, mich ein bisschen mehr ins Zeug zu legen.

"Du siehst echt gut aus" kam mir Louis zuvor und ich musste lächeln. "Danke. Du siehst auch nicht gerade schlecht aus" gab ich, hoffentlich, flirtend zurück. Scheinbar funktionierte es, denn er grinste noch breiter als schon davor, wenn das überhaupt möglich war. "Wollen wir vielleicht tanzen?" schlug ich vor und er nickte. Gemeinsam gingen wir auf die 'Tanzfläche' und fingen an uns zur Musik zu bewegen. Er kam immer näher und langsam war es mir unangenehm, ich wollte jedoch jetzt nicht aufhören. Gerade als der Typ sich vorlehnte um mich, vermutlich, zu küssen, wurde er gewaltsam von mir weggerissen. "Hast du nicht verstanden was Chris gesagt hat?! Finger weg von ihr!" fauchte Kyle ihn an und ich musste lächeln. Es hatte funktioniert, denke ich. "Chill doch! Wir haben nur getanzt!" wehrte sich Louis. "Sah aber nicht so aus" zischte Kyle zurück und langsam bekam ich Angst, dass es hier gleich ungemütlich wurde.

"Verpiss dich jetzt einfach" kam es immer noch ziemlich angepisst von Kyle. "Das ist meine Party" lachte Louis. "Gut dann geh ich eben, Hailey komm" sagte Kyle genervt und nahm meine Hand um mich mitzuziehen. "Sie kann gerne hier bleiben" mischte sich Louis wieder ein und nahm meine andere Hand, um mich aufzuhalten. Ängstlich sah ich zwichen den beiden hin und her. Louis hatte so ein selbstgefälliges Grinsen drauf und Kyle's Gesicht platzte gleich vor Anspannung.  "Was ist los hier?" funkte auf einmal Liam dazwischen. "Dein Kumpel will die Kleine hier entführen" sagte Louis und grinste mich dabei an. "Ja weil er ihr seine Zunge in den Hals stecken will" gab Kyle gereizt zurück und brachte Liam damit zum schmunzeln.

"Was?!" fragte Kyle verwirrt auf Liam's Reaktion. "Schon gut" sagte er und lächelte mir wissend zu. "Hör zu Louis, da wir Freunde sind, rate ich dir sie jetzt gehen zulassen. Es sei denn du möchtest Stress mit Chris" sagte Liam und Louis verdrehte die Augen. "Na schön. Aber man sieht sich immer zwei mal im Leben" sagte Louis daraufhin und zwinkerte mir am Ende nochmal zu.

"Ich bring sie nach Hause" sagte Kyle zu Liam und dieser nickte. "Sagst du Chris Bescheid?" fragte ich ihn noch und als er wieder nickte, zog mich Kyle schon mit raus. "Ist dir klar was alles hätte passieren können?" platzte es Kyle raus, als wir draußen waren. "Was meinst du?" fragte ich verwirrt und er verdrehte die Augen. "Dein geflirte mit Louis" gab er angepisst zurück. "Ich hab nicht mit ihm geflirtet" sagte ich, etwas gelogen. "Das sah aber für mich ganz anders aus" sprach er zickig. "Ach und woher weißt du das? Hast du mich beobachtet oder so?" fragte ich ihn, in meinem inneren strahlend. "Was? Nein! Ich ähm... ich hab das nur so zufällig mitbekommen" stotterte er vor sich hin. Gelogen. Das tut er immer wenn er lügt. Ich musste lächeln, was er bemerkte und mit zusammen gezogenen Augenbrauen quittierte. "Wieso lächelst du jetzt?" fragte er irritiert. "Du hast mich beobachtet" erklärte ich. "Na und? Ich wollte nur auf dich aufpassen und zum Glück hab ich das ja auch getan" gestand er trotzig.

Wir setzten uns ins Auto und fuhren los. Die ganze Fahrt über, zierte mein Gesicht ein Lächeln, was ich nicht mehr los wurde. Als wir zu Hause ankamen, blieben wir beide unschlüssig im Flur stehen. "Ähm ich geh dann mal schlafen" sagte Kyle still und ich nickte. "Ja ich auch" gab ich zurück. Bevor ich jedoch in mein Zimmer gehen konnte, hielt er mich nochmal zurück. "Hailey" sagte er und ich drehte mich um. "Ja?" fragte ich verwirrt. Er kam auf mich zu und schloss mich in die Arme. Ich wusste nicht warum er das tat, aber ich genoss es einfach. Langsam löste er sich von mir und sah mir in die Augen. "Gute Nacht Hailey" gab er ganz sanft von sich und ging dann in sein Zimmer. "Gute Nacht" gab ich leise zurück, in dem Wissen, dass er schon in seinem Zimmer war.

Irritiert von der Situation gerade, ging ich auch in mein Zimmer. Ich zog mir kurz einen Schlafanzug an und ging dann ins Bett. Ich würde sagen, dass war ein aufschlussreicher und zugleich verwirrender Tag.

Der beste Freund meines Bruders  <3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt