Alles hat einen Anfang..

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Kapitel 1 Riley:

Als ich erwachte, kitzelten Sonnenstrahlen meine Nase. Einen Moment hielt ich meine Augen noch geschlossen, genoss die Wärme auf meinem Gesicht und die Stille um mich herum. Ich wusste, dass heute ein wunderbarer Tag werden würde. Nicht nur, wegen des guten Wetters, sondern, weil meine Eltern heute aus dem Urlaub wieder kommen würden. Langsam öffnete ich die Augen. Mein Blick fiel auf meinen Wecker auf dem Nachttisch. 11 Uhr.  Ich streckte mich, stieg aus dem Bett und lief auf nackten Füßen über das hellgraue Parkett zu meinem Koffer, der geöffnet auf dem Boden an einem der drei riesigen Fenstern lag und suchte mir Socken heraus. Für die zwei Wochen, die ich bei meinem Onkel war, hatte ich nur das Nötigste ausgepackt: meinen Schlafanzug, meinen Wecker, meine Kultursachen und meinen Laptop. Ich ging aus dem Zimmer, den kurzen Weg und dann die schlichte Wendeltreppe hinunter in die Küche. Es war Samstag, doch Ryan und ich waren beide Langschläfer, also wunderte es mich nicht, dass er noch nicht aufgestanden war. Es wunderte mich eher, dass ich so früh wach geworden war. Wahrscheinlich, weil ich mich so auf meine Eltern freute. Wahrscheinlich, weil ich es vermisste sie in den Arm zu nehmen und mit ihnen zu reden. Ich meine es sind meine Eltern und ich liebte sie, auch wenn es ab und zu mal Stress gab. In Gedanken versunken ging ich zum Kühlschrank und nahm die Milch heraus. Danach suchte ich nicht lange, bis ich das Müsli und einen Löffel gefunden hatte. Ryan und ich waren uns ziemlich ähnlich, was Essen anging. Wir hatten es beide gerne einfach und bequem. Deswegen hatten wir uns auch die letzten zwei Wochen hauptsächlich von Fastfood und Tiefkühlpizza ernährt. Ich hörte jemanden die Treppe herunter kommen und dann ein verschlafenes „Morgen“ von der offenstehenden Küchentür. Ryan war aufgewacht. Verwundert drehte ich mich um. „Guten Morgen“, antwortete ich glücklich. 
„Warum so fröhlich?“
„Naja meine Eltern befreien mich gleich endlich.“
Ryan setzte einen schmerzvollen Blick auf und legte die Hand auf sein Herz. 
„Waren die zwei Wochen bei mir wirklich so schlimm?“
„Naja,“ ich machte eine Kustpause „Nein ich freue mich einfach sie wieder zu sehen,“ entgegnete ich spaßig. Sein schmerzvoller Gesichtsausdruck verwandelte sich in ein Grinsen. „Weiß ich doch.“
Ryan war drei Jahre jünger als mein Vater und hatte einen anderen Humor als er. Ich mochte Ryan. Und ich liebte es ein paar Tage oder Wochen mit ihm zu verbringen. Doch Mum und Dad hatten Urlaub auf Teneriffa gemacht und normalerweise machten wir immer zu dritt Urlaub. Nur diesmal hatten wir entschieden, dass ich die Beiden mal alleine fahren lassen sollte, weil es ein Geschenk von meinem Dad an meine Mum zum 15. Hochzeitstag war. Und ich wusste, wie nervig ich manchmal war. Sie hatten mir zwar versichert das es für sie kein Problem war, wenn ich mitgekommen wäre, aber ich fand zwei Wochen bei Ryan auch nicht schlecht und wann waren meine Eltern das letzte Mal schon wirklich alleine gewesen? Jetzt wollte aber einfach wissen wie es ihnen gingund was sie alles so erlebt und gesehen hatten. Jetzt wo ich daran dachte, dass sie gleich hier vor der Tür stehen würden fiel mir auf, dass ich dass ich sie eigentlich schon die ganze Zeit vermisst hatte. Ich verzog mich mit meinem Müsli wieder in das Gästezimmer in der ersten Etage. Bevor ich anfing meine Sachen einzupacken, guckte ich noch kurz ob mir jemand bei Facebook geschrieben hatte. Nur eine Nachricht. Sie war von Dan, meinem Freund. Erwartungsvoll und mit einem leichten Kribbeln im Bauch öffnete ich sie:

>>Schlaf gut, Schatz. Freu mich wenn du wieder hier bist. Ich liebe dich ♥!<<

Er hatte sie heute Morgen um 3 Uhr geschrieben. Ich freute mich ihn wieder zusehen. Ich freute mich so sehr. Wir waren jetzt seit fast 5 Monaten zusammen und davor waren wir auch schon sehr gut befreundet gewesen. Wir kannten uns seit der fünften Klasse, also genau fünf Jahre Jahren. Ich antwortete schnell:

>>Freu mich auch:) Treffen wir uns wenn ich wieder da bin? Ich liebe dich auch ♥<<

Danach ließ ich Musik laufen und zog mich um. Ich suchte mein Lieblings T-Shirt heraus. Es war weiß und darauf war ein Herz aus Büroklammern. Meine schwarze Jeans lag auf dem Bürostuhl, wo ich sie gestern Abend einfach hingeschmissen hatte. Statt sie anzuziehen entschied ich mich dafür, meine Jogging Hose anzubehalten und ging ins Bad, das sofort an das Gästezimmer grenzte, um mir das Gesicht zu waschen und die Zähne zu putzen. Begeistert betrachtete ich mich kurz im Spiegel. Meine dunkelbraunen, lockigen Haare waren zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, damit sie mir nicht im Weg waren. „Ja, heute wird ein guter Tag“, dachte ich und lächelte meinem Spiegelbild noch einmal zu.   
Den Morgen verbrachte ich damit meinen Koffer zu packen und das Zimmer so zu verlassen, wie ich es vor 2 Wochen vorgefunden hatte. Eigentlich war es nicht nötig, das ich aufräumte. Ryan war - naja ich sag mal er hatte genug Geld, um sich eine Haushaltshilfe leisten zu können. Allein würde er es niemals schaffen, sein großes Haus in Ordnung zu halten. Aber ich machte das Bett trotzdem, suchte meine Kultursachen zusammen und sang leise mit den Liedern mit, die ich hörte bevor ich meinen Koffer nach unten zur Haustür schleppte und darauf wartete ein Lebenszeichen von meinen Eltern zu bekommen. Ich legte mich im Wohnzimmer, das genau neben der Küche lag, vor den Fernseher und schaute mir irgendwelche Soaps an, die zu dieser Zeit im Fernsehen liefen ohne wirklich den Inhalt von dem zu erfassen, was ich sah. Plötzlich hörte ich den vertrauten Klingelton meines Handys. Voller Vorfreude auf die vermeintlichen Anrufer schnappte ich mir mein Handy, das nicht weit von mir auf dem Couchtisch lag. Das Display zeigte es: Mama. Ich nahm ab und sagte sehr fröhlich: „Morgen!“ „Morgen meine Süße“, meldete sich meine Mutter. Aufgeregt fragte ich: „Wie geht‘s euch? Was habt ihr alles gemacht? War das Wetter gut?..“ „Riley nicht zu viele Fragen auf einmal!“, Mama lachte „Uns geht’s super und die zwei Wochen waren toll, aber es ist auch schön wieder hier zu sein. Wie geht es denn dir und Ryan?“ „Super!“ Ich konnte nicht aufhören zu lächeln und zu grinsen. „Okay, wir sind so in 30 Minuten da, dann erzählen wir dir alles. Bis dann ja?“ „Ja oke, bis später ich hab euch lieb.“ „Ja, wir dich auch“ Die Stimme meines Vaters vernahm ich nur leise, als sie sagte „Tschüss mein Schatz“. 
Die nächsten 30 Minuten verbrachte ich damit, eine „Willkommen zurück“ Girlande nahe der Haustür anzubringen und meine Vorfreude im Zaum zu halten. Die Minuten verstrichen. Doch nach 30 Minuten waren meine Eltern noch nicht da, aber das war nicht schlimm meine Eltern kamen immer mindestens 5 Minuten später als sie sagten. Aber sie kamen auch nicht nach 40 Minuten oder 50 Minuten und nach einer Stunde hatte ich noch immer nichts von ihnen gehört. Selbst Ryan lief langsam ungeduldig auf und ab. Als die Stunde rum war, versuchte ich meine Mutter anzurufen um zu fragen, wo sie denn blieben. Doch nachdem ich dem Tuten lange zugehört hatte, meldete sich nur die Mailbox. Enttäuscht steckte ich mein Handy wieder in die Tasche meiner Jacke und setzte mich wieder auf die Couch. 
Sie haben bestimmt nur irgendjemanden getroffen, als sie an der Tankstelle waren. Mein Vater kennt doch immer jemanden. Versuchte ich mich zu beruhigen. Ich ging zum Kühlschrank, nahm mir ein Joghurt und einen Löffel und sah mal wieder fern. Es war sehr komisch, dass Mama und Papa sich nicht mal gemeldet hatten, aber bestimmt war der Akku des Handys leer. Eine weitere Stunde später hatte ich meinen Laptop wieder angemacht und Dan war online. Ich schrieb ihm, dass meine Eltern sich jetzt schon um zwei Stunden verspäteten und auch er meinte, dass sie vielleicht nur jemanden getroffen hatten oder vielleicht eine Autopanne hätten. Ich versuchte mir das alles einzureden und wiederholte es im Geiste immer wieder. 
Nur eine Autopanne, nur eine Autopanne und der Akku ist leer. 
Doch es half nichts. Ich konnte das nervöse Kribbeln in meinem Bauch so nicht unterdrücken. Mittlerweile war es später Nachmittag und ich versuchte jetzt sehr wahrscheinlich zum zwanzigsten Mal meine Eltern zu erreichen. Nun war es schon die fünfze Sprachnachricht, die ich ihnen hinterließ mit demselben Text wie bei den Vieren davor: „Hey Mum, hey Dad. Wo bleibt ihr? Ich mach mir langsam Sorgen. Hab euch lieb.“ Ich warf das Handy neben mich aufs Sofa und starrte wieder auf den Fernseher. Nach ein paar Minuten kam Ryan von oben die Treppe herunter. „Sollen wir mal etwas essen?“, fragte er. Erst jetzt merkte ich, dass ich totalen Kohldampf hatte. „Ja gerne“, sagte ich, erleichtert eine Beschäftigung zu haben. Ich ging zu der Tiefkühltruhe und sah hinein. Doch leider befand sich in keiner der 4 Fächer eine Tiefkühlpizza oder Ähnliches. „Hm..“ Ryan stand hinter mir: „Wie wär es, wenn wir Nudeln machen mit.. Würstchen oder so.“ Er sah mich mit hochgezogener Augenbraue an. Lachend boxte ich ihn leicht. „Du weißt genau, dass ich Vegetarierin bin und KEIN Fleisch esse.“ Vegetarierin war ich seit einem Jahr. Warum? Weil mir die Tiere leid taten, also die Art wie sie geschlachtet werden. Ich stieß ihn nochmal in die Seite und meinte dann: „Wie wär’s mit ner Soße dazu?“ Er überlegte kurz und sah mich dann wieder an. „Wenn du weißt wie so was geht und du mir dabei nicht die Bude abfackelst, gerne.“ Er lächelte. Ich wusste auch nicht warum wir beide uns jetzt, nach diesen 2 Wochen des Fertigessens nun etwas relativ Normales zubereiteten, aber mir lief schon das Wasser im Mund zusammen, als ich an Nudeln mit einer Spinatsoße dachte. „Lass mich nur machen, ich krieg das schon hin“, sagte ich selbstsicher und stolzierte in die Küche. Ich holte ein Paket Rahmspinat aus der Tiefkühltruhe, (ich war sehr überrascht, dass Ryan so etwas überhaupt besaß) packte den gefrorenen Spinat in einen Topf und füllte das fertig gekochte Wasser in einen anderen Topf um. Ich wartete, bis das Nudelwasser kochte, streute eine Brise Salz hinein, füllte den Topf mit Nudeln und rührte den Spinat. Ich versuchte mich darauf zu konzentrieren was ich machte, doch meine Gedanken schweiften immer wieder ab. Was machten meine Eltern gerade nur? Wo waren sie? Warum meldeten sie sich nicht? Diese Gedanken schwirrten in meinem Kopf herum. Irgendwann war das Essen fertig und ich rief Ryan. „Wow, das sieht echt toll aus ich wusste gar nicht..“ Er verstummte, als er meinen abwesenden Gesichtsausdruck bemerkte und sagte dann etwas sanfter und leiser. „Ihnen würd schon nichts passiert sein. Mach dir keine Sorgen.“ Es tat gut diese Worte zu hören und es beruhigte ein bisschen meine Nerven. Ich sah ihn dankend an. „Komm lass uns essen.“ Ich füllte meinen Teller mit Nudeln und lies Soße auf sie laufen. Mit einem Messer und einer Gabel ihn der Hand pflanzte ich mich wieder vor den Fernseher. Ryan machte es mir nach und wir aßen schweigend, während wir die Werbung verfolgten und dann die Vorabend Nachrichten ansahen.

Lost HierarchyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt