Kapitel 17

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Wie versteinert saß ich vor Dario. Er hatte mir gerade seine Liebe gestanden. Ich hatte echt keinen Plan wie ich damit umgehen sollte. Mein Mund und meine Augen waren weit aufgerissen. Ich starrte ihn an und hoffte ich hatte mich verhört.

"Ich liebe dich Lily!",

wiederholte er noch ein mal.

Ich liebe dich Lily! Ich liebe dich Lily! Ich liebe dich Lily!

Die Wörter hallten in meinem leeren Kopf immer und immer wider. Was sollte ich sagen? Liebte ich ihn auch? Diese Fragen schwirrten in meinem Kopf ebenfalls umher. Ich war völlig taub.

"I-ist alles ok?"

Dario schaute mich verunsichert an. Klar, er wollte das ich seine Liebe erwidere. Konnte ich das? Tat ich das?

"Ich-"

Meine Stimme war nur noch ein heiseres Flüstern und brach schließlich komplett ab.

Meine Hände lagen vor mir, flach auf dem Tisch. Dario griff nach meiner Hand und fing viel leiser als vorher wieder an zu reden.

"Ich habe dich überrumpelt, oder?"

Ich nickte.

"Es tut mir leid. Ich wollte, das du es weißt. Am Anfang dachte ich es wäre nur eine Schwärmerei oder so was, aber dann ist mir klar geworden, dass es wahre Liebe ist. Wirklich wahre Liebe, auch wenn wir uns noch nicht so lange kennen!"

Ich schluckte.

"Wenn du diese Liebe nicht erwiderst, dann-"

Jetzt brach er ab und schluckte. Für ihn musste das auch schwer sein.

"-dann verstehe ich das. Es ist nicht schlimm. Ich werde auf dich warten. Falls du irgendwann mal so weit bist, mich zu lieben, werde ich immer noch da sein und dich lieben"

Schon wieder wusste ich nicht was ich machen sollte. Das war das süßeste und romantischste Liebesgeständins was ich je bekommen habe. Aber über eines bin ich mir jetzt klar geworden.

Ich liebe ihn nicht.

Ich sehe ihn mehr als ein Bruder und werde ihn immer nur so weit lieben, wie ich meine Familie liebe.

Ich wollte ihm das nicht so direkt ins Gesicht sagen, aber es war immer hin besser, als ihm irgendwelche nicht vorhandene Hoffnungen zu machen.

"Dario, ich mag dich, wirklich, aber ich werde dich niemals so lieben können, wie du mich vielleicht gerade liebst. Bitte versteh das!"

Sein Blick wirkte trüb und gebrochen. Ich konnte regelrecht hören, wie sein Herz in hundert Stücke zersprang, aber es musste sein.

Er ließ meine Hand los, stand auf und schaute mich noch einmal durchdringend an. So, als ob er prüfen müsse, dass ich die Wahrheit sagte.

Dann ging er aus der Küche und ich hörte wie die Wohnungstür ins Schloss fiel.

Ich legte mein Kopf auf meine Arme, die vor mir verschränkt auf dem Tisch lagen, und fing an, leise zu weinen.

Ich war kein Mensch der oft weinte, eher im Gegenteil, ich weinte so gut wie nie. Aber es musste jetzt raus. Ich hatte einen Menschen zutiefst verletzt, den ich in nur wenigen Tagen in mein herz geschlossen hatte.

Ich saß da, und weinte und schluchze leise vor mich hin. Ich wollte das nicht.

Ich hasste es über alles Menschen weh zu tun.

Plötzlich spürte ich eine warme Hand auf meinem Rücken, die behutsam darüber streichelte. Ich hob mein Kopf ein Stück und sofort wurde ich von jemandem hochgezogen und Henry umarmte mich fest.

Diese Umarmung tat gut und ich fühlte mich geborgen und sicher. Ich weinte auf seine Schulter und krallte mich an seiner Brust fest, denn ich hatte das Gefühl sonst umzukippen und den Halt zu verlieren.

Wir standen eine gefühlte Ewigkeit so eng umschlungen in der Küche, aber er bewegte sich nicht, er gab mir Halt und ließ mich in sein T-Shirt weinen. Er war für mich da.

-Henry-

Als ich in die Küche kam saß Lily am Küchentisch. Erst dachte ich sie würde schlafen, doch dann merkte ich, dass sie weinte. Ich wusste nicht was sie hatte, doch ich wusste sie brauchte jemanden der jetzt für sie da war.

Ich ging zu ihr und legte eine Hand auf ihren Rücken, um ihr zu zeigen, das ich da war. Sie hob ihren Kopf ein Stück und ich zog sie sofort in eine Umarmung.

Sie weinte noch immer und es zerriss mir das Herz. Ich wollte sie nicht leiden sehen, denn dann litt ich mit. Sie trug mein Herz in ihr, denn ich hatte es an sie verloren.

Ich liebte sie.

Lily krallte sich an meine Brust und ließ mich nicht mehr los. Ich genoss ihre Nähe, trotz dieser Umstände.

Wir standen eine gefühlte Ewigkeit da und ich wollte einfach nur für sie da sein.

Ich würde ihr so gerne sagen, dass ich sie liebte. Ich hatte einfach nur Angst sie erwidert diese Liebe nicht. Ich würde alles für sie tun, ich würde für sie sterben.

Wir lösten uns voneinander und sie schaute mich mit ihren verweinten Augen an. Es liefen immer noch vereinzelte Tränen über ihre Wangen und ich wischte sie weg.

Bei dieser Berührung flogen keine Schmetterlinge in meinem Bauch herum, es waren Flugzeuge. Dieses Gefühl war überwältigend. So ein Gefühl hat noch nie ein Mädchen bei mir ausgelöst.

Sie war diese EINE, Diese EINE von der alle reden. Sie war die Richtige für mich.

Wir schauten uns immer noch tief in die Augen und es schien so, als ob wir gedanklich miteinander reden würden.

"Er hat mir gesagt, er liebt mich"

Ihre Stimme war weinerlich und leise. Sie tat mir so unendlich leid, deswegen wollte ich sie nicht unnötig belasten und blieb ruhig.

Ich hätte komplett ausrasten können, weil jemand anders ihr, meiner Prinzessin, gesagt hat, er liebt sie.

"Wer?"

"Dario"

Ich musste mich ehrlich beherrschen.

"Liebst du ihn auch?"

Ich hoffte so auf ein 'Nein'

"Nein"

Das 'Nein' klang ehrlich und bestimmt. Ich hätte Freudensprünge machen können.

"Warum weinst du?"

Ich hielt sie immer noch fest in meinen Armen, noch nicht bereit sie wieder loszulassen. Ich wollte sie beschützen.

"Ich wollte ihn nicht verletzen"

Ich musste kurz über ihre Worte nachdenken, bis ich es kapierte.

"Das hättest du früher oder später eh machen müssen. Jetzt ist es besser. Hättest du ihm noch irgendwelche Hoffnungen gemacht, wäre die Wahrheit am Ende noch viel härter gewesen. Du hast das Richtige getan. Er wird das schon verstehen"

Sie drückte sich ganz fest an mich und nuschelte ein leises

"Danke"

Auch sie wollte mich anscheinend nicht mehr loslassen.

Deshalb hob ich sie hoch und trug sie in mein Zimmer. Ich legte sie auf mein Bett und ich mich daneben. Dann zog ich die Decke über uns und nahm sie weiterhin in den Arm.

Sie kuschelte sich an mich und suchte Halt. Meine Augen wurden schwer und auch Lily war mittlerweile eingeschlafen.

Doch bevor ich komplett einschlief flüsterte ich ihr noch ins Ohr:

"Ich liebe dich!"

Chaos, Liebe, eine Band und ichWo Geschichten leben. Entdecke jetzt