Kapitel 12

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-Lily-

Ich war draußen angekommen und atmete die frische Luft tief ein. Ich schaute mich nach allen Richtungen um, doch ich sah niemanden. Wo war sie? Plötzlich klingelte mein Handy, ich hob ab, ohne nachzusehen wer dran war.

"Hallo?"

Am Ende der anderen Leitung hörte ich nichts. Ich schaute auf mein Handy um zu sehen wer es war. Rebecka. Was war passiert? Was war mit Marvin und ihr?

"Rebecka? Bist du da? Was ist los? Wo bist du?"

Ich war besorgt und den Tränen nah. Sie war meine beste Freundin. Wenn Marvin ihr irgendwas angetan hatte. Weiter kam ich nicht. Jemand meldete sich am Telefon.

"Hey Lil, mir geht's gut, ich muss nur mal nachdenken und einen klaren Kopf kriegen ich habe den Hinterausgang genommen und bin auf dem Weg zu meiner Oma. Mach dir keine Sorgen. Ich bin in zwei Wochen wieder da. Ich hab dich lieb Süße, bye"

Unfähig etwas zu sagen nickte ich nur und mir fiel ein, das sie es ja gar nicht sehen konnte. Ich wollte ihr also antworten, aber sie hatte schon aufgelegt. Sie war weg. Und ich wusste immer noch nicht was zwischen ihr und Marvin vorgefallen war.

Da fiel mir dann ein, das ich auch einfach Marvin fragen konnte. Entschlossen ging ich wieder in das Gebäude rein und da kam mir die wutentbrannte Freundin von Dario entgegen. Sie kam direkt auf mich zu und blieb kurz vor mir stehen.

Wir waren gleichgroß, sodass wir uns ohne Probleme direkt in die Augen sehen konnten. In ihren Augen funkelte wieder blanker Hass, aber ich hielt ihrem Blick stand. Auf einmal passierte etwas völlig unerwartetes. Sie hob ihre Hand, ich konnte gar nicht so schnell reagieren, da hatte sie mir schon eine verpasst.

Ich landete unsanft auf dem Boden und sie blickte von oben auf mich herab. Sie sagte nichts mehr, sondern ging einfach durch die Tür nach draußen. Dabei erkannte ich, das ihr eine einzige Träne über die Wange lief und da war sie auch schon weg.

Da lag ich also. Mitten im Hausflur mit einer blutenden Nase. Sie hatte mich voll erwischt und ich war erstaunt über ihre Schlagkraft. Langsam rappelte ich mich wieder auf und wollte die Treppen hochlaufen. Ich stand ziemlich wackelig auf den Beinen und musste mich am Geländer abstützen. Endlich oben angekommen klopfte ich aggressiv an die Tür und stützte mich am Türrahmen ab, um nicht noch zusammenzuklappen.

Sofort wurde die Tür heftig aufgerissen und ein geschockter Henry sah mir entgegen.

"W-was ist denn mit dir passiert"

Er streckte eine Hand in Richtung mein Gesicht, aber ich wich aus und drängelte mich an ihm vorbei.

"Wo sind Dario und Marvin?"

Ich blickte erst ins leere Wohnzimmer und dann zu Henry. Er deutete nur mit seinem Kopf in Richtung Küche und er blickte mich noch immer besorgt an. Doch das war mir egal. Ich stürmte in die Küche, wo Dario und Marvin mit gesenktem Kopf saßen. Dario bemerkte als erster von beiden das ich da war. Auch er entdeckte meine blutende Nase und sprang von seinem Stuhl auf und kam behutsam auf mich zu.

"Dario, du solltest mal besser auf deine Freundin aufpassen!"

Ich klang sichtlich angepisst und schaute ihn giftig an. Ich merkte das mir das Blut schon in meinen Ausschnitt gelaufen war und fasste mir unter die Nase. Ein wenig wischte ich weg und machte meine Hand an meiner Hose sauber. Henry reichte mir von der Seite ein Tuch und ich nahm es dankend an. Er war der einzige auf den ich im Moment nicht sauer war.

Ich wischte mir das Blut etwas weg und berührte mein Nasenbein.

"Fuck, tut das weh"

Meine Nase tat höllisch weh und ich musste mich echt zusammenreißen um nicht aufzuschreien. Doch meine Nase musste jetzt erstmal hinten anstehen.

"Marvin, was hast du mit Rebecka gemacht?"

Marvin schaute mich erst ziemlich verwirrt an, bis er verstand was ich meinte. Er stand ruckartig auf, umfasste mein Handgelenk und zog mich schnell in sein Zimmer. Perplex ließ ich mich auf sein Bett fallen und er stellte sich direkt vor mich.

Er schaute auf mich herab und in seinen Augen erkannte ich einen Hauch Trauer.

"Was ist vorhin zwischen euch gewesen?"

Er betrachtete den Boden, dann ging er einen Schritt nach hinten und fing an auf und ab zu laufen.

"Du musst es mir sagen, Marvin. Rebecka hat mich eben angerufen, so aufgelöst hab ich sie noch nie erlebt"

Er blieb plötzlich stehen, ging auf das Bett zu und ließ sich neben mir fallen. Er stöhnte leicht auf und stützte seinen Kopf in die Hände.

"I-ich wollte das doch gar nicht, das war falsch"

Ich sah zwar sein Gesicht nicht, aber ich hörte an seiner Stimme, das er kurz vorm Weinen war.

"Was wolltest du nicht?"

Ich redete behutsam auf ihn ein und kam mir dabei wie eine Psychaterin vor. Er wollte wieder weiter reden als die Tür aufgerissen wurde. Na toll. Jetzt hatte ich ihn soweit und schon wieder musste mich jemand stören.

"Alles in Ordnung bei euch?"

Marvin bewegte sich nicht ein Stück. In mir kam Wut auf und ich begann zu schreien.

"Kannst du mich nicht einmal in Ruhe lassen? Lauf lieber zu deiner Freundin und nerv die!"

Dario zuckte zusammen und ging traurig, aber schnell wieder aus dem Zimmer.

Chaos, Liebe, eine Band und ichWo Geschichten leben. Entdecke jetzt