Kapitel 27

281 20 5
                                    

-Lily-

Marvin und ich saßen jetzt schon mehrere Stunden bei mir zu Hause auf meinem Bett und er tröstete mich.

Um uns herum lagen Millionen von Taschentücher und ein paar leere Eisbecher. Mir ging es miserabel und ich war so froh, dass Marvin genau jetzt für mich da war.

Ich konnte die ganze Situation immer noch nicht richtig begreifen und es schien alles wie ein Traum. Doch ich hatte irgendwie dieses Gefühl in mir drin, dass mir von Minute zu Minute immer heftiger versuchte zu zeigen, dass das alles kein Traum war.

Sondern die bittere Realität.

Ich lehnte an Marvins Schulter und er strich mir beruhigend über den Rücken.

"Danke"

Meine Stimme war bloß ein leises flüstern, doch ich war mir sicher, er hatte mich verstanden.

"Ich bin für dich da, Lil! Du kannst dich immer auf mich verlassen"

Mir rollte eine weitere Träne über die Wange.

"Das habe ich bei ihm auch gedacht"

Und sofort flossen noch mehr Tränen aus meinen Augen, als ich an ihn dachte. Henry. Sein Gesicht bildete sich vor meinem inneren Auge ab.

Ein Schluchzer verließ meine Kehle und ich wurde von Marvin näher zu ihm gezogen.

Ein Handy klingelte. Ich nahm an, dass es Marvins war, zumindest hoffte ich das. Henry hatte oft versucht mich anzurufen, hatte mir etliche Nachrichten geschrieben und sonstiges.

Ich wollte jedesmal dran gehen, um zu hören wie er sich bei mir entschuldigte.

Wie er sagt, es war ein Fehler.

Wie er sagt, er liebt mich.

Wie er sagt, er will noch eine zweite Chance.

Doch etwas hielt mich zurück.

Meine Angst. Meine Angst, dass es nicht so ist.

Das er nicht sagt, dass es ein Fehler war.

Das er nicht sagt, dass er mich liebt.

Das er nicht sagt, dass er noch eine zweite Chance will.

Ich war jetzt schon am Boden zerstört, doch würde ich hören, das er mich gar nicht liebt, ich denke, das würde mir den kompletten Rest geben.

Dann würde ich nicht mehr aufstehen können. Nicht mehr weitermachen.

Denn eins war mir vor einigen Stunden klargeworden.

Ich war mehr als nur verknallt. Ich war verliebt. Und ich war auch nicht einfach verliebt. Ich liebte ihn über alles.

Man merkt erst, wie sehr man etwas liebt, wenn es weg ist.

"Ich muss wieder nach Hause, Dario sagt es geht um Leben und Tod"

Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen und blickte Marvin an.

"Ist okay"

Ich versuchte ein kleines Lächeln zustande zu bringen, doch ich scheiterte kläglich. Stattdessen tropfte noch eine Träne aus meinem Auge.

"Soll ich später wieder vorbeikommen?"

"Nein, mir gehts gut, wirklich. Du hast mir schon geholfen, danke"

Natürlich wollte ich, dass er wieder kam, dass er bei mir blieb und mich tröstete. Er war im Moment, der einzige, der für mich da war. Doch ich konnte ihn schlecht so beanspruchen, nur weil es mir schlecht ging.

Chaos, Liebe, eine Band und ichWo Geschichten leben. Entdecke jetzt