18 | Thats doesn't always make you wanna cry

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>> F E L I X <<

"Er weint die ganze Zeit wegen dir, er hört gar nicht mehr auf", erzählte Vida. "Ich will nicht dass er wegen mir weint", murmelte ich. "Er soll genauso leiden wie du als er weg war, Felix", sagte Fiona. "Nein, er soll-" "Er hat uns Moritz als seinen neuen Freund vorgestellt. Sie küssen sich, kuscheln und all das direkt vor uns. So sehr kann er dich nicht vermissen."

Ein Stich in meinem Herz.

Sie küssen sich und kuscheln.

Aber wieso machte mich die Tatsache so fertig? Ich hatte doch Schluss gemacht! Ich hab ihm doch ins Gesicht gesagt, dass ich nichts mehr für ihn empfinde? Wieso machte ich es uns beiden nur so schwer?

"Fiona hör doch auf ihm sowas zu sagen! Du hast selber gemerkt wie gezwungen sich Rewi bei Moritz fühlt", mischte sich nun Vida ein. "Felix, jetzt sag uns bitte wo du bist", wechselte Fiona das Thema. "Basti kriegt Anfälle weil er so besorgt ist." Würde ich ihnen sagen wo ich mich aufhielt, würden sie sofort herkommen. Das wollte ich nicht. Ich brauchte Zeit für mich. Ich musste verarbeiten, zurecht kommen. Wenn ich über alles hinweg bin, meine Wunden verheilt sind, dann würde ich zurück kommen. "Könntet ihr ihm vielleicht sagen, dass ich es ihm gönne mit Moritz? Und er soll nicht weinen, vor allem nicht wegen mir. Ich tue es auch nicht mehr. Und mir geht es gut. Macht euch keine Sorgen, ja?" Ich spielte nervös mit dem Kabel was am Telefon hing. "Ich muss jetzt auch auflegen. Wir hören uns bestimmt irgendwann nochmal", nuschelte ich. "Wann ist... irgendwann?"

Doch ich antwortete Vida nicht mehr. Ich hängte das Telefon zurück an seinen Platz und trat aus der Telefonzelle. Ich hatte mein Handy seit ich hier in Dresden war, ausgemacht damit mich niemand orten konnte. Das erste mal in einer Woche hatte ich mit einem Familienmitglied kommuniziert. Ursprünglich wollte ich nur mit Fiona sprechen, aber Vida ging ran. Es war sowieso riskant gewesen anzurufen. Jeder hätte rangehen können. Auch er.

Ich machte mich auf den Weg zum Haus meiner Großeltern und kickte ein paar Steine durch die Gegend. Was ich an dem kleinen Dorf in dem ich zur Zeit wohnte, liebte? Die Natur. Hier gab es eine einzige Bushaltestelle, keine Läden und es war wie ein einziges Wohngebiet. Auch wenn ich eigentlich wirklich ein Stadtkind war, genoss ich es von allem so gut wie abgeschottet zu sein. Es tat gut. Ich verbrachte überwiegend meine Zeit im Wald oder ich half meiner Oma beim Kochen oder meinem Opa im Garten.

Meine Großeltern kümmerten sich so liebevoll um mich. Sie fragten mich nicht aus, aber waren immer Redebereit. Wieso habe ich Ihre Art nicht schon früher angefangen zu schätzen? Sie sind so wunderbare Menschen, ich wünsche jedem solche süßen Omi's und Opi's.

"Felix, könntest du mir die Tulpen mal rüber reichen?", fragte mein Opa. Ich lief auf die andere Seite ihres Gartens und brachte ihm drei Töpfe mit den besagten Blumen. "Danke", sagte er. "Das sind die Lieblingsblumen von deiner Oma. Immer zum Monatsanfang Pflanze ich sie ihr ein", erzählt mein Opa stolz. Ich lächelte leicht. Das war süß. "Aber was ist wenn es schneit? Ist es dann nicht zu kalt für die Blumen?" "Es ist ja nur eine Geste, ein Symbol", erklärte er. "Es zeigt nur wie sehr ich deine Oma liebe. Die Blumen sind ja letztendlich egal."

Ich stellte mir sofort vor, wie Rewi und ich eines Tages zusammen Alt werden.

"Aber du hast natürlich Recht. Im Winter kommen sie ins Haus", mein Opa lächelte breit und nahm sich einen der Töpfe und betrat sein Haus. Mehr konnte er nicht mehr tragen. Ich sah durch das Küchenfenster wie er meiner Oma die Blumen auf das Fensterbrett stellte und meine Oma sich mit einer herzlichen Umarmung bei ihrem Mann bedankte. Mein größtes Ziel war es, auch eines Tages so glücklich zu sein. Mich bei jeder kleinen Geste meines zukünftigen Mannes so zu freuen, wie es meine Oma wegen den paar Blumen tat.

Ich brauchte noch ein wenig, da ich meinem Opa versprach im Schuppen der im Garten stand aufzuräumen. Das war mittlerweile eine viel zu schwere Arbeit für die beiden. Als ich dieses Laub-Blas-Ding als letztes ein wenig geputzt und an die richtige Stelle geräumt habe, schnappte ich mir die zwei restlichen Töpfe mit den Tulpen und ging durch die Terrasse dann ins Haus.

"Felix? Ähm.. wie? Ihr wisst nicht wo er ist?..."

Ich sah zu meiner Oma und bemerkte, dass sie telefonierte.

"Peter, beruhige dich doch!" Sagte sie. Oh nein, sie telefonierte mit meinem Vater. Sie suchten mich. Ich schüttelte den Kopf um ihr zu signalisieren dass sie nicht sagen soll, dass ich bei Ihnen war. Etwas überfordert blickte sie mich an. "Peter, ich rufe dich gleich zurück, okay?" Sie stellte das Telefon zurück an die Ladestation. "Felix, ich kann dich hier nicht verstecken! Du hast mir nicht gesagt dass deine Familie nach dir sucht!", sie nahm meine kalten Hände in ihre. "Wenn ich nicht wüsste wo mein Kind wäre und es ein nahestehender Mensch weiß und es mir verheimlicht-" sie stoppte kurz und schüttelte den Kopf.

Natürlich fiel ihr es schwer darüber zu reden.
Ihr Kind ist tot.

Kurz schwieg sie. Unsicher sah ich sie an. Ich sah förmlich wie sie innerlich mit sich kämpfte nicht zu weinen. Meine Oma war doch so stark.. ich wollte nicht dass es ihr schlecht ging. "Dann wäre ich mindestens so verzweifelt wie es dein Vater gerade ist. Bitte ruf an", vollendete die Ihren Satz. "Ich kann auch wieder gehen, ich wollte euch keine Umstände machen", erklärte ich. "Ich.. wenn du willst kann ich auch Papa Bescheid sagen." "Wir wollen dich ja nicht rausschmeißen, im Gegenteil. Aber du musst wirklich mit deinen Eltern darüber reden", sagte sie als sie sich einigermaßen wieder gefangen hatte.

Ich nickte schnell. "Hier", sie hielt mir das Telefon hin und lächelte mich tapfer an. Dann verließ sie das Wohnzimmer. Ich schaute mich um. Mein Opa war auch nicht mehr hier. Ich seufzte und wählte meine Festnetznummer.

Nervös trat ich auf mein eines und dann auf das andere Bein, bis das nervige Tuten endlich aufhörte.

"Sebastian, ja?"

Ich stockte. Mein Herz.

"Ja? Hallo?"

Ich atmete schneller. Was sollte ich sagen?

"Oma? Bist du es?"

Schnell drückte ich auf die rote Taste. Ich wollte nicht, das Rewi wusste wo ich war. Ich wollte einfach nur alleine sein.
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Irgendwie tun mir beide leid, stellt euch vor ihr wüsstet nicht was ihr fühlen sollt. Ich glaub das wär so schrecklich
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Keine Ahnung seit wann ich so regelmäßig uploade aber ich hab gerade Ferien & nichts zutun. :))

Morgen kommt eventuell wieder was.
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Rewilz | Already GoneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt