19 | It started with the perfect kiss then

777 85 8
                                    

>> R E W I <<

Ich lag Nachts lange wach. Es gab keinen Grund für mich zu schlafen. Ständig musste ich an die schönen Zeiten in Felix' und meiner Beziehung denken und dies hielt mich wach.

Ich hab alle Situationen genau vor Augen. Als wir das erste mal nachts in seinem Bett nach der missglückten Party gekuschelt haben und es damit quasi alles angefangen hat.. Oder der erste Knutschfleck den er mir auf seinem Balkon machte, damit ich 'seinem Vater nicht sage dass er raucht.' Und natürlich unser erster Kuss. Bis dahin war noch alles perfekt. Unsere ganze Beziehung lief ab da an erstmal wie am Schnürchen. Obwohl es mir so furchtbar gerade ging, musste ich beim Gedanken an unser erstes Mal zusammen leicht Lächeln. Wie nervös er war. Wie sehr er mir vertraut hatte. Wieso tat er es nur jetzt nicht mehr?

Ich schniefte.

Was mich diese Nacht aber wirklich nicht einschlafen ließ, war dass niemand wusste wo Felix war und langsam fing ich mir wirklich an Sorgen zu machen. Ich hatte ihn angerufen, ihm geschrieben und ich war so kurz davor zur Polizei zu gehen.

Vida und Fiona hatten an einem Nachmittag kurz mit ihm telefoniert. Ich wollte die Telefonnummer zurück verfolgen, aber es war eine Telefonzelle gewesen, berichteten mir die beiden. Felix hatte sein Handy ausgeschaltet. Wahrscheinlich damit wir nicht auf die Idee kamen ihn zu orten.

Verzweifelt versuchte ich irgendeine angenehme Schlafposition zu finden und drehte mich gefühlt das hundertste mal um. Ich musste sofort wieder an die Situation zurück denken, als ich meiner Familie Moritz vorstellen musste.

Wir saßen beim Abendessen mit meiner Familie, da Moritz und ich den kompletten Tag in meinem Zimmer verbracht hatten. Ich musste ihm erklären dass ich so fertig war, weil mein Stiefbruder abgehauen ist. Das war ja nicht einmal eine Lüge. Aber ich glaube er hat nicht realisiert, dass mein Stiefbruder mein Ex war. Zudem hatte ich ihm ja die Geschichte mit Felix erzählt, aber ich glaube er hat eins und eins nicht zusammengezählt. Er war manchmal etwas neben der Spur, was irgendwie niedlich war.

Während sich meine Familie unterhielt, aßen Moritz und ich schweigend. Er musste an diesem Abend noch nachhause, da er sich nicht freinehmen konnte, so wie ich. Er hatte ja zwei Nebenjobs in Tübingen. "Ich muss los, Schatz", er stand auf und drückte mir einen Kuss auf die Schläfe. Meine Familie sah mich komplett irritiert an und ich spürte förmlich wie rot ich wurde. "War nett sie kennenzulernen, ich muss leider zurück nachhause. Schönen Abend noch", verabschiedete er sich höflich von meiner Familie. "Äh.. ja, dir auch, Moritz", sagte meine Mutter nur noch perplex. Als die Haustür hinter ihm ins Schloss fiel, redete meine Familie schon auf mich ein.

Sie wollten wissen wer das war, ob wir zusammen sind und wenn ja wie lange, was da zwischen uns läuft und woher wir uns kennen, ob Felix mir egal sei oder ob ich nur mit ihm gespielt habe- Fragen für die ich keine Kraft zum antworten hatte.

Normalerweise wäre ich wütend aufgesprungen, hätte rumgebrüllt dass es meine Sache wär' und es meine Familie einen Scheiss angeht. Doch ich blieb sitzen. Ich blieb ruhig sitzen und sah mit einem leeren Blick einfach nur geradeaus. Ich spürte förmlich wie meine Augenringe mein ganzes Gesicht runterzogen. Und somit auch meine ganze Laune. "Sag doch endlich was", forderte meine Mutter mich auf.

Waren Moritz und ich denn so richtig zusammen? War das zwischen uns eine Beziehung? Könnte man das unter diesen Umständen wirklich "Beziehung" nennen? War mir Felix egal? Aber wie konnte er mir egal sein, wenn ich doch die ganze Zeit nur an ihn denke? Und trotz all dem hatte ich mir jemand neues gesucht. Ich konnte mich auch nicht entscheiden. Warum war ich nur so? Was war nur mit mir los, seit wann war ich mir so unschlüssig?

Wenn ich so an mein Verhalten dachte, wollte ich gerade wieder anfangen zu weinen. Ich war so schlimm zu Felix.

"Ich weiß es nicht", brachte ich schließlich heraus.

"Wie du weißt es nicht?" Keifte Fiona.

Jetzt war ich an den Punkt angekommen, an dem mir alles zu viel wurde.

"Man, ich weiß nicht was ich fühle, okay? Ihr macht mich nur noch mehr fertig, also bitte lasst mich in Ruhe!"

Ich schob meinen Stuhl zurück und rannte so schnell ich konnte die Treppen hoch. In meinem Zimmer angekommen, warf ich mich sofort auf mein Bett. Ich hatte es heute und gestern die ganze Zeit geschafft nicht wieder zu weinen, nachdem ich vorgestern die ganze Nacht geheult hatte. Und jetzt konnte ich es nicht mehr zurück halten. Ich wollte doch nur mit Felix über alles reden. Ich wollte ihn hier haben.

Ungewollt erinnerte ich mich daran, was er sagte, bevor ich nach Tübingen gefahren war.

"Du solltest jetzt gehen", er strich mir sanft über die Wange. Traurig sah ich auf den Boden. "Wenn man jemand liebt, dann muss man ihn gehen lassen", er schaute mich unentschlossen an. "Felix, den Spruch benutzt man in einem ganz anderen Zusammenhang." Er schüttelte den Kopf. "Nein. Nein, es stimmt. Und es trifft auf uns zu. Ich liebe dich. Ich liebe dich über alles und deshalb muss ich dich einfach gehen lassen. Denn ich weiß dass wenn du mich auch liebst, kommst du zurück."

Doch jetzt war er gegangen.

Und ich war mir nicht sicher, ob er auch wirklich zurück kommt.
___

Rewilz | Already GoneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt