7. Kapitel

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Luca

„Wieso wollt ihr nicht zu Oma gehen? Sonst geht ihr doch immer gerne zu ihr!", verzweifelt fahre ich durch meine Haare und schaue auf Lola runter. „Weil wir keine Lust darauf haben", beharrt sich nur weiter und verschränkt ihre Arme vor der Brust. „Was wollt ihr, dass ihr jetzt einfach schweigend ins Auto geht und dann brav zu Oma geht?", seufzend schaue ich auf sie herunter. Ich habe keine Lust mehr mit meiner Tochter zu stürmen und viel Zeit habe ich nicht mehr, in knapp einer Stunde beginnt schliesslich der Kampf. Lola überlegt kurz bevor sie dann sagt: „Wenn wir Süßigkeiten bekommen gehen wir zu Oma", meint sie dann. Genervt schaue ich auf sie runter, ist das ihr ernst? Wieso muss dieses kleine Mädchen so sehr nach mir kommen. „Na gut, aber dann kommt jetzt", gebe ich schliesslich doch nach, immer kann ich nicht standhalten.

„Dann bis um 17:00 Uhr!", mit diesen Worten verabschiede ich mich dann von Luna's Mutter die mir nachsieht, bis ich beim Auto bin, dort steige ich schnell ein bevor ich dann losfahre. Nur sehr wiederwillig hat Luna's Mutter meine Kinder zu sich genommen, und wenn sie wüsste was ich jetzt tue hätte sie die Kinder definitiv nicht zu sich genommen, deshalb musste ich eine Lüge auftischen und sagte einfach, dass ich zum Zahnarzt muss. Aber nein ich muss in ein altes Gebäude Geld verdienen gehen, weil wir sonst auf der Straße landen.

Langsam stelle ich den Motor ab und schaue noch ein paar Sekunden aus der Windschutzscheibe, irgendwie ist es mir nicht geheuer wieder illegal zu boxen, nachdem ich jetzt knapp vier Jahre legal boxe, aber was soll ich tun, wenn wir kein Geld mehr haben? Mit meiner rechten Hand schnappe ich meine Sporttasche, die auf dem Beifahrersitz liegt, bevor ich dann aussteige und sie mir um die rechte Schulter hänge. Früher bin ich praktisch jede Woche illegal boxen gegangen und es war das normalste für mich, ich hätte mir gar kein anderes Leben vorstellen können und heute schaffe ich es kaum noch in das Gebäude hinein zu kommen ohne wieder umzukehren und mich anders zu entscheiden. Nur schon als ich die Türe einen Spalt weit geöffnet habe kommt mir der Geruch von Drogen, Schweiss, Alkohol und Zigarettenqualm entgegen. Kurz muss ich sogar die Nase rümpfen. Schweiss, Alkohol und Zigaretten sind okay aber Drogen gehen echt gar nicht mehr. Kurz muss ich die Augen schliessen, um mich zu überwinden wirklich hier zu boxen. Aber ich muss an meine Familie denken weshalb ich zu den Umziehkabinen gehe und mir dort schnell meine schwarze Sporthose anziehe, die bis zu den Knien geht, ansonsten muss ich nichts Anderes anziehen. Illegal wird meistens ohne Oberteil oder etwas an den Händen geboxt, und die Schuhe will ich nicht auswechseln. Die Zeit vor dem Kampf verbringe ich wie früher auch immer an der Bar, aber früher habe ich einfach nur hier gequatscht, heute trinke ich Alkohol, ansonsten würde ich wohl nicht in den Ring steigen.

Ich presse meine Hände zu Fäusten, irgendwie muss ich mich gerade ablenken, mein Gegner sieht ziemlich erfahrungsvoll aus und er ist definitiv stark, dies sieht man an seinen Muskeln. Aber irgendwie sollte ich diesen Kampf schon schaffen, schliesslich habe ich schon gegen bessere als ihn geboxt, gegen solche die einen Kämpfernamen haben und nicht gegen solche die keinen Namen haben. Noch schnell schlage ich meine Fäuste gegeneinander, dann erklingt schon der Gong.

Ab diesem Zeitpunkt beginnt mein erster illegaler Kampf seit vier Jahren.

Scheisse Luca und Erziehung...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt