14. Kapitel

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Luca

Mein Blick wandert auf meine rechte Seite nach unten, dort sieht auch schon Lola mit ihren großen, grünbraunen Augen an. Ich atme einmal tief durch und schaue dann wieder hoch. Mir gefällt es hier ganz und gar nicht, ich will das nicht, es ist nicht richtig. Lola gibt leichten Druck auf meine rechte Hand weshalb ich wieder nach unten schaue. „Luna würde es nicht wollen, dass du so niedergeschlagen bist", meint meine kleine Tochter und sieht zu mir hoch. „Ja, Luna würde es nicht wollen", gebe ich meiner kleinen Tochter recht und führe unseren Weg fort. Es fühlt sich einfach nicht richtig an. Am liebsten würde ich sofort umdrehen und nach Hause gehen, dort in meinem Bett aufwachen und merken, dass das Ganze nur ein schlechter Albtraum ist. In der vordersten Reihe lasse ich mich dann neben der Mutter meiner toten Freundin nieder und meine Kinder setzten sich neben mich. „Wieso musste genau Luna sterben? Sie ist doch so ein wundervoller, junger Mensch! Sie hätte noch weitere Jahre vor sich gehabt, in denen sie ein glückliches Leben geführt hätte", die ältere Frau neben mir wischt mit einem weissen Stofftaschentuch ihre Tränen weg während sie das sagt. „Das Schicksal wollte es so, Oma", mischt sich jetzt Lola wieder ein die neben mir sitzt. Wie kann Lola nur so reden? Sie ist doch erst vier Jahre alt und sollte sich noch um andere Sachen kümmern!

„Ruhe in Frieden Lola Sawyer und beschütze deine Familie mehr denn alles andere", spricht der Pfarrer noch das Gebet zu Ende und legt somit den Segen auf den Sarg. Dieser Sarg sollte es gar nicht geben! Ein leerer Sarg! Luna sollte jetzt bei mir sein, zu Hause, in Frieden, ohne solche Gedanken!

„Das war es dann... wir werden uns ja wieder im Restaurant sehen...", Lunas Mutter steht neben mir auf und tupft sich die letzten Tränen weg. Ich nicke nur, bin unfähig etwas zu sagen. Diese Beerdigung ist einfach gerade das Letzte was ich wollte. „Wir gehen auch Kinder", sage ich leise während ich aufstehe. Sofort stehen die Kinder auch und kommen mir nach, bis zu meinem Auto, dort schnalle ich dann die Kinder in der hinteren Reihe des Autos an und steige dann selbst beim Fahrersitz ein. Ich weiss zwar echt nicht, ob es so eine gute Idee ist, in meinem Zustand Auto zu fahren.

Beim Italienischen Restaurant angekommen steige ich geschwind aus und öffne dann die Hintertüre, dort wartet schon Liam, dass ich ihn abschnalle. „Gehst du schon einmal mit Oma und Opa hinein während ich noch kurz Lola abschnalle?", meine ich zu meinem Sohn der nur nickt und danach zu seiner Oma rennt. Schnell schliesse ich die Türe wieder und laufe um das Auto herum um bei Lola die Türe zu öffnen. „Daddy?", fragt sie während ich sie abschnalle. „Was ist Lola?", frage ich sie und halte ihr die Hand hin, um ihr aus dem Auto zu helfen. „Ohne Mama ist unser Leben nicht schlechter oder so, es ist halt nur eine Lücke entstanden, du musst also nicht traurig sein", während sie dies sagt, schaut sie mir direkt in die Augen. Wieso kommen immer wieder solche Sätze von meiner vier Jährigen Tochter? Kurz muss ich mich wieder fassen, bevor ich etwas sagen kann: „Da hast du Recht Lola, es ist nur eine Lücke, unser Leben ist nicht schlimmer." Doch unser Leben ist schlimmer. Ich weiss nicht wie ich wieder ein Leben ohne Luna haben soll. Ich liebe sie mehr als mich selbst! Ich habe die alten Zeiten einfach zu wenig genossen, ich hätte sie viel mehr geniessen sollen, jede Minute mit Luna war etwas Besonderes.

Scheisse Luca und Erziehung...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt