Nach einem langen Tag in der Schule verließ ich mit Fiona gemeinsam das Schulgebäude. Die Sonne brannte vom Himmel und ich schwitzte bereits jetzt unglaublich.
Die Lehrer hatten uns einen Gefallen getan und das Pensum noch nicht direkt angehoben. So hatten wir hauptsächlich Herrn Schwarz und unsere Sportlehrer, die uns erklärten, wie wichtig sie Sport in der Abschlussklasse finden, um die Schüler aus ihrem Tunnelblick Richtung Abitur ein bisschen herauszuholen. Diese Worte hatten mir eingeleuchtet und ich war gespannt, wie sie den Unterricht gestalten würden. Die stumpfen Ballspiele der letzten Jahre hatte ich nämlich satt.
Sehnsüchtig blickte ich zur Turnhalle, in welcher ich jahrelang Basketball gespielt hatte, bis ich vor meiner Krankheit damit aufhörte. Gemeinsam mit Mareike waren wir mit der Mannschaft ziemlich erfolgreich. Wie gerne würde ich noch einmal ein paar Körbe werfen. Da kam mir eine Idee. Ich verabschiedete mich von Fiona und sie nahm mich dazu in den Arm. Als ich mich umdrehte und davonging, lächelte ich. Es war schön, in den Arm genommen zu werden. Auch wenn es nur zur Verabschiedung war.
Ich bog in den schmalen Weg ein, der zu der Halle führte und zog an der grün-gelben Tür. Wenig später stand ich in dem langen Gang, von dem die Umkleidekabinen abzweigten und wenn ich zum Geländer ging, konnte ich direkt in die riesen Halle blicken. Sie war leer.Ich blieb einige Minuten stehen und genoss den Anblick. Ich ging die Stufen vom Gang runter in die Halle und verschwand in einem der großen Tore, die die Geräte hinter der Wand verbargen. Ich blieb vor den Basketbällen stehen und strich mit meinem Finger über deren Oberfläche.
Ich ließ meine Hand sinken, um von meinem Handy die Uhrzeit ablesen zu können. Mist. Wenn ich den Bus noch erwischen wollte, würde ich rennen müssen. Ich war die Treppen so schnell oben wie noch nie und rannte aus der Halle. Ich konnte den Bus bereits stehen sehen und so rannte ich noch ein bisschen schneller. Ich hüpfte in den Bus und hinter mir schlossen sich die Türen. Während ich meine Fahrkarte hervorkramte, setzte der Bus sich in Bewegung. Ich hielt sie dem Fahrer unter die Nase und setzte mich dann auf einen freien Platz. Mein Herz schlug schnell und ich war außer Atem. Aber es war ein Kick gewesen und das Gefühl gefiel mir.
Die Bäume zogen am Fenster vorbei und ich steckte mir Kopfhörer in die Ohren. Wir fuhren durch das Dorf, in dem Peter wohnte und ich blickte die Straße entlang, in der sein Haus stand. Meine Augen entdeckten es und als der Beat der Musik genau in diesem Moment einsetzte, zuckte ich erschrocken zusammen. Ich wandte den Blick zu meinen Händen und hoffte, dass niemand gesehen hatte, wie ich erschrocken war. Der Bus verließ das Dorf und ich lehnte mich zurück. Ich drückte auf Haltewunsch und wartete darauf, dass der Bus die nächste Haltestelle erreichte, um aussteigen zu können.
Als dies der Fall war, traf die Hitze mich wieder wie ein Schlag und ich schnappte nach Luft. Dann ging ich, ohne einen Blick darauf zu werfen, an Mareikes Haus vorbei und hoffte aber, dass sie gerade aus dem Fenster sah und mich entdeckte.Zuhause wurde ich bereits erwartet. Meine Mutter ließ mich hereinkommen, bevor sie mich vorwurfsvoll ansah. „Wo warst du so lange? Ich habe mir Sorgen gemacht! Bei dir muss man ja immer Angst haben!", schrie sie fast. Ich ließ perplex meine Tasche fallen und starrte sie mit halb geöffnetem Mund an. „Ich war in der Turnhalle.", erwiderte ich dann um einiges leiser als meine Mutter.
Sie kratzte sich kleinlaut am Arm: „Ach so, tut mir leid.. ich wusste nicht... also du hattest nicht gesagt, dass du nach der Schule nicht direkt nach Hause kommst."
Dann drehte sie sich um und ging in die Küche. „Du kannst dann etwas essen."
Ich seufzte und folge ihr in die Küche. Sie hatte Suppe gemacht. Ich atmete auf. Wenigstens ein Essen, von dem ich mich nicht so sehr aufgebläht fühlte.
Während ich aß, hatte sie sich vor mich gesetzt. Ich spürte ihren Blick auf mir und sah auf. „Schwitzt du nicht furchtbar? Du kannst doch ein T-Shirt tragen, wenigstens zuhause... sieht doch keiner.", meinte sie dann. Ich blickte sie lange an, zuckte dann mit den Schultern und aß weiter. Seit wann interessierte sie denn das?
Vermutlich hatte es sie gar nicht wirklich interessiert, denn sie sprach mich nicht erneut darauf an, sondern nahm meinen Teller und räumte ihn weg. Ich stand auf und packte meine Tasche im Flur, um nach oben in mein Zimmer zu gehen.
Der Brief an Sophie lag noch immer auf meinem Schreibtisch, doch ich war nicht in der Stimmung, ihn weiter zu schreiben. Entschuldigend legte ich ihn zur Seite und setzte mich dann auf mein Bett. Jeder Tag war irgendwie gleich. Ich kam von der Schule, aß und wartete dann darauf, dass mein Vater nach Hause kam, um dann Abend zu essen und dann schlafen zu gehen. Warum musste alles aus Essen bestehen?
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Breath
Teen FictionVoller Zuversicht startet Ema ein neues Leben, doch schon bald wird ihr klar, dass ein Leben gebaut aus Lügen nicht funktionieren kann. Sie muss sich ihren Ängsten stellen und sich mit Peter konfrontieren lassen. Eine schwere Zeit steht für sie und...