Kapitel 5

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Ich hatte wirklich miserabel geschlafen. Immer wieder war ich mit klopfendem Herzen aus dem Schlaf geschreckt, weil meine Träume rund um Jordan und Ashton ein wenig zu intensiv wurden und hatte mir dann sogar noch eingebildet, Ashton würde vor meinem Bett stehen und mich betrachten, doch als ich erschreckt geblinzelt hatte und mir den Schlaf aus den Augen gerieben hatte war mein Zimmer so leer wie zuvor.
Schade eigentlich.
Und als mich dann am Morgen der Wecker geweckt hatte, war ich wie eine lebende Tote erst zur Uni und dann zur Arbeit gewankt, wo ich nun träge die Bestellungen einer jungen Familie aufnahm. Wie soll ich es bloß schaffen heute Abend feiern zu gehen? Ich kann ja jetzt schon kaum die Augen offen halten. Aber wenn ich nicht mitkommen würde, wäre Maja sicherlich enttäuscht von mir.
Immerhin hatte ich ihr heute in der Uni noch zugesagt und mich mit ihr für den Abend verabredet. Das kann ja heiter werden.
"Ich hätte gerne noch eine Tasse Tee", holte mich der Vater der kleinen Familie aus meinen Gedanken und ich verschwand geflissentlich in der Küche, um das Gewünschte zu bringen.
Dabei war ich mit den Gedanken ganz woanders. Denn jetzt wo ich darüber nachdachte war ich mir nicht mehr sicher, ob der Zettel mit der Nachricht von Ashton noch immer auf meinem Nachttisch gelegen hatte, als ich heute Morgen aufgewacht war. Naja er wird sich wohl nicht in Luft aufgelöst haben, vielleicht ist er ja runtergefallen.

Als ich wenig später die Tür zu meiner Wohnung aufschloss, hatte ich ein ungutes Gefühl, welches sich noch verstärkte, als ich einen Blick auf meinen Nachttisch warf und kein Zettel zu sehen war. Und auch nachdem ich alles gründlich abgesucht hatte und jeden Winkel meiner Wohnung zweimal durchleuchtet hatte, wollte die Nachricht einfach nicht mehr auftauchen.
Hatte ich mir alles nur eingebildet?
Oder.. mir kam noch ein viel absurderer Gedanke, der mir eine Gänsehaut verpasste, ist er etwa wirklich hier in meinem Zimmer gewesen? Habe ich mir seine Silhouette in der Nacht etwa nicht nur eingebildet?
Um mich abzulenken ging ich zu meinem Kleiderschrank und suchte ihn nach etwas passendem zum Feiern ab, und erst jetzt viel mir auf, wie lange ich schon nicht mehr ausgegangen war.
Wahrscheinlich bist du deswegen schon so lange single.
Mit einem leichten Lächeln zog ich mein schwarzes Minikleid aus dem Schrank, welches ich schon gar nicht mehr auf dem Zettel gehabt hatte und hielt es prüfend auf Armeslänge von mir.
Perfekt zum Feiern, kurz aber nicht zu freuzügig und höllisch sexy mit der zarten Spitze am Decolleté.
Mit einem kurzen Blick auf die Uhr schnappte ich mir das Kleid, die dazu passenden hohen Schuhe und verließ meine Wohnung beinahe fluchtartig, um den seltsamen Gedanken über Ashton zu entkommen.
Da habe ich ihn gerade ein mal gesehen und schon bekomme ich ihn nicht mehr aus dem Kopf - aber das lässt sich ändern.

Der Nachtclub "Royale" war eindrucksvoll. Anders ließ es sich nicht beschreiben, es war definitiv der edelste Club, in dem ich bisher war.
Deswegen wahrscheinlich auch der Name, du Intelligenzbestie.
Ich fühlte mich ein wenig observiert, als ich mit Maja im Schlepptau durch die Eingangstür stolzierte, denn an der Bar uns gegenüber saßen schon die ersten angetrunkenen Männer und scannten uns mit interessierten Augen ab, bevor sie sich gegenseitig in die Seiten stießen, lachten und sich wieder ihrem Bier zuwandten.

Hell auflachend hakte sich Maja bei mir unter und zog mich etwas zur Seite, in eine dunklere Ecke. "Hör mal", gluckste sie, "ich habe ein paar Freunde von mir eingeladen. Das ist doch bestimmt kein Problem für dich, oder?" Sie sah mich mit einem engelshaften Lächeln auf den Lippen an und machte ihren Hundeblick.
Das zieht jetzt nicht.
Naja, okay.
So kann ich vielleicht ja mal neue Leute kennenlernen.
Maja schien mich genau beobachtet zu haben, denn ohne dass ich ihr zugestimmt hatte, nahm sie mich mit einem fröhlichen "Danke, bist die Beste" in den Arm und drückte mich kurz.
Und schon zerrte sie mich hinter sich her Richtung Bar.
Ach, die Typen also.
Halleluja, da hat meine beste Freundin aber interessante Bekanntschaften gemacht.
Neugierig ging ich auf die drei zu und bemerkte, dass eine von ihnen eine kleine Frau war, die ich auf Grund ihres kurzen schwarzen Haares im ersten Moment für einen Mann gehalten hatte.
Ups.
Wir begrüßten uns kurz und Maja stellte mich den anderen vor, was mir etwas unangenehm war, denn sie erwähnte ebenfalls scherzhaft, dass ich noch zu haben wäre. Ich lief dunkelrot an und funkelte Maja von der Seite an, die sich vertraulich auf den Schoß von einem der Männer setzte, sein Name war Laurin.
Danke dafür, Maja.
Schnell setzte ich mich auf einen der Barhocker und ignorierte die mich musternden Blicke.
"Einmal Bacardi-Cola bitte", sprach ich den Barkeeper an, der sich umgehend meinem Wunsch widmete.
"Bitte, Madam", zwinkerte er mir zu.
Das macht er hoffentlich nicht nur bei mir.
Während ich in Gedanken versunken an meinem Getränk nippte, hob ich den Kopf und sah in zwei grüne Augen, die mich interessiert beobachteten.
Kyle, wenn ich mich recht erinnere.
Unsicher lächelte ich ihm zu und er grinste zurück.
"Hey hübsche Frau, darf ich dir dein nächstes Getränk ausgeben?", sagte er ohne zu zögern oder unsicher zu wirken.
Unglaublich wie dreist man sein kann.
Aber wieso auch nicht? Ich habe nichts zu verlieren.
Zögerlich nickte ich.
"Gerne." Kyle schien erleichtert zu sein, denn er atmete hörbar aus und rückte näher.
Wahrscheinlich war das sein erster Anmachversuch dieser Art, dachte ich amüsiert und betrachtete ihn genauer.
Er war hübsch. Definitiv nicht der typische Frauenheld, aber dennoch hatte er etwas an sich, was ihn verwegen und abenteuerlich aussehen ließ.
Vielleicht war es ja der Ohrring an seinem rechten Ohrläppchen, oder das Tattoo auf seinem Rücken, welches ich nur ansatzweise erkennen konnte.
Wie er wohl ohne sein T-shirt aussah?
Warte, woran denkst du da?!
Errötend kippte ich den Jägermeister in einem runter, den er mir zugeschoben hatte und nestelte an meiner Handtasche rum.
Ich bin doch sonst nicht so. Was stimmt mit mir nur nicht?
"Luce?" Ich sah Kyle wieder an und stellte erstaunt fest, dass er sich verdoppelt hatte. Ich kicherte. "J-ja?"
"Kommst du auch mit tanzen?", fragte mein Gegenüber hoffnungsvoll und blinzelte mir zu, während er schon seine Hand nach mir ausstreckte.
"Wo sind denn die aaanderen?", nuschelte ich und betrachtete die leeren Barhocker. "Tanzen natürlich", lachte Kyle rau und zog mich von meinem Stuhl. "Komm." Hatte ich ja gesagt? Wohl kaum.
Trotzdem folgte ich ihm ergeben durch die Menschenmenge und auf die Tanzfläche, wo wir uns zu Maja und Laurin gesellten, die eng aneinander tanzten und sich anzüglich aneinander rieben.
Oooookay, da geht heute noch was.
Als Maja aufsah zwinkerte ich ihr kurz zu und sie grinste.
Typisch Maja.
Kyle neben mir fing an zur Musik zu tanzen und kam mir näher. Und ich wusste nicht, ob es an der Musik lag oder an der Tatsache, dass ich angetrunken war, aber ich hatte keine Probleme, im Takt der Musik meine Hüften zu schwingen.
Kyle schien das zu gefallen, denn kurz darauf spürte ich seine Hände auf meinen Hüften und er kam mir so nahe, das ich nach kurzer Zeit erhitzt innehielt um mich etwas abzukühlen. Ich musste einen kühlen Kopf bewahren.

Während ich also etwas abseits meinen Blick über die tanzende Masse gleiten ließ, die sich rhythmisch im Takt der Musik bewegte, blieb mein Blick auf einem dunkelhaarigen Mann hängen, der mich mit seinen blauen Augen direkt ansah und an der Bar angelehnt stand.
Ach du heilige.
Ashton.

Dunkles VerlangenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt