Dunkles Verlangen

Kapitel 10

Mein Herz klopfte mir bis zum Hals, als ich mit Maja gemächlich den festlich hergerichteten Saal betrat und mein Blick wanderte automatisch über die anwesenden Leute, die sich vorerst an den langen Tischreihen zusammengefunden hatten und sich locker unterhielten.
Der Raum war zwar nicht sonderlich groß, dafür aber umso gemütlicher und liebevoller dekoriert.
Ich entspannte mich ein wenig, denn Ashton schien noch nicht anwesend zu sein.
Ist das jetzt gut oder schlecht?
Ich ließ mich von meiner besten Freundin durch den Saal ziehen, direkt zu ihrem Vater, dem Kriminaloberkommissar.

Mit seinen grauen Haaren, dem freundlichen Gesicht und den lebhaften Augen strahlte er eine schlichte Eleganz aus und wirkte viel jünger, als er wirklich war.
"Hey Paps", rief Maja erfreut und zog ihn in eine innige Umarmung.

Ich verspürte einen kleinen Stich im Herzen, doch lächelte einfach darüber hinweg.
Was man nicht kennt, kann man nicht vermissen.
"Hallo Herr Brook. Vielen Dank nochmal für die Einladung", wandte ich mich aufrichtig an ihn und drückte seine Hand.
"Gern geschehen, es soll ja auch jemand ein Auge auf mein kleines Mädchen haben", murmelte Herr Brook und schenkte mir ein vielsagendes Lächeln.

"Papa!", tadelte Maja und verdrehte die Augen, während ich mir ein Lachen nicht verkneifen konnte.
"Komm Luce, wir gehen."
Grinsend folgte ich Maja in meinem hellblauen Traumkleid zu den Tischen und setzte mich mit ihr an einen Tisch mit unserem Altersdurchschnitt.

"Hey Leute", begrüßte Maja die jungen Männer und Frauen am Tisch und ich tat es ihr gleich.
Dabei fiel mir auf, dass mich eine hübsche Blondine beobachtete und und mich mit abschätzenden Blicken bedachte.

Sie kam mir nicht bekannt vor, aber anscheinend schien ich ihr etwas zu sagen, weswegen ich mich kurzerhand neben sie setzte.
"Kennen wir uns?", fragte ich sie und betrachtete ihr umwerfend schönes Gesicht.
Wie kann man nur so schön sein?

Die Blondine warf mir einen verächtlichen Blick zu, der mich verunsicherte.
"Nein, und das ist auch gut so", zischte sie.
Ich starrte sie sprachlos an, bis sie sich von mir abwandte und ein Gespräch mit den Leuten an meinem Tisch anfang, während sie mich geschickt vom Gespräch ausschloss.

Als ich mich so unwohl fühlte, dass ich es keine Sekunde länger mehr aushielt, stand ich mit meinem Sektglas in der Hand auf und schlug den Weg Richtung Toilette ein.
Wenn wenigstens Ashton hier wäre, der könnte mich sicherlich auf bessere Gedanken bringen.
Kurz vor den Toiletten entschied ich mich um und ging stattdessen zum Buffett, wo ich mir meinen Teller mit allem möglichen volllud, was lecker aussah.
Willkommen Frustessen.

Während ich mir Gabel um Gabel von den köstlichen Frühlingsrollen in den Mund stopfte beobachtete ich die Frau, die so unfreundlich zu mir gewesen war und zermarterte mir das Gehirn, was sie gegen mich haben könnte.
Als ich zu keinem Ergebnis kam, fasste ich einen Entschluss.
Doch bevor ich zum Tisch zurückgehen konnte, kam Maja auf mich zu und gesellte sich zu mir.
"Na, Drangtonne, willst du das ganze Buffett leeren?", lachte sie verschmitzt und sah mich dann mit schief gelegtem Kopf an.
Ich antwortete nicht und beobachtete weiterhin die Blondine, die sich immer wieder ins Zentrum der Aufmerksamkeit stellte.
Maja's Blick folgte meinem.
"Das ist Insa. Sie ist eine Zicke und laut Paps eine schrecklich nervige Arbeitskollegin, aber Ashton scheint einen Narren an ihr gefressen zu haben, denn auf der Arbeit sind die beiden unzertrennlich.
Ich glaub aber nicht, dass die beiden sich auch privat treffen", fügte sie schnell hinzu, als sie sah, dass sich meine Miene verdüsterte.
Jetzt mag ich sie noch weniger.

Mit einem großen Schluck trank ich den Rest meines Sekts aus, schlenderte mit Maja zurück zu den anderen und fing an sofort ein Gespräch mit den anderen am Tisch an, ohne Insa eines Blickes zu würdigen.
Was du kannst kann ich auch.