Kapitel 1

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Hallo:) ich würde mich über Kommentare und Anteilnahme eurerseits wirklich freuen, also lasst mir gerne eure Gedanken da.
Viel Spaß bei der Geschichte ☺️

Er stand auf der anderen Straßenseite und starrte mich an. Und das mittlerweile schon minutenlang. Unauffällig musterte ich mein Gegenüber und stellte fest dass er groß und schlank war und genauso dunkle Haare hatte wie ich. Ich drückte mich etwas tiefer in die unbequeme Sitzbank an der verlassenen Bushaltestelle und widmete mich wieder provokativ meinem Handy. Ich setzte mir die Kopfhörer auf und schloss mit einem Seufzen die Augen. Linkin Park, meine aktuelle Lieblingsband, ertönt. Während ich leise die Melodie von "New Divide" mitsummte, schweiften meine Gedanken langsam in eine Welt ab, in der nur ich zu Hause war und die so viel schöner und friedvoller war,als die grauen und eintönigen Straßen um mich herum. Als sich vor mir jemand laut räusperte zuckte ich erschreckt zusammen und öffnete die Augen. Auf dem Platz mir gegenüber erblickte ich den Mann von eben, der mich so ungeniert angestarrt hatte. Als sich sein Mund bewegte und er mich fragend ansah, nahm ich hastig die Kopfhörer ab.
"Entschuldigung, was haben sie gesagt?" Ein kurzes Lächeln huschte über das Gesicht des jungen Mannes, welches seine Augen allerdings nicht erreichte, die sich eisblau und kalt in meine bohrten.
"Ich habe Sie nur gefragt, ob sie auch auf den Bus warten, Miss."
Dumme Frage. Würde ich sonst hier sitzen? "Ja, sieht so aus, nicht?"
Leicht verärgert über die Unterbrechung setzte ich mir wieder meine Kopfhörer auf und warf einen Blick auf meine Armbanduhr. Noch 14 Minuten, dann bin ich ihn hoffentlich los. Obwohl ich seinen neugierigen Blick noch immer auf mir spürte, sah ich demonstrativ nach draußen und beobachtete eine kleine Frau, die mit einem Regenschirm bewaffnet ihren Hund durch die Straße führte und dabei immer wieder großen Regenpfützen auswich, die sich durch den dauerhaften Nieselregen gebildet hatten.
Wenn der Mann über meine knappe und nicht besonders freundliche Antwort pikiert war, so ließ er es sich nicht anmerken. Aus dem Augenwinkel beobachtete ich, wie er sich mit der Hand immer wieder über den Mund fuhr und seine leicht zerzausten Haare zurückstrich.
Komischer Kerl.
Wieder lächelnd, starrte er mich an, fast so als wäre ich ein kleiner Leckerbissen.
Okay jetzt übertrieb ich aber schon ein bischen. Vielleicht guckte der ja immer so, ich kannte ihn ja gar nicht.
Trotzdem begann ich zu frösteln und verschränkte unsicher sie Arme vor der Brust. Als ich seinen durchdringenden Blick nicht mehr aushalte, nahm ich mir abermals die Kopfhörer ab.
Der Typ kann gerne woanders hinstarren, langsam nervts.
"Wollen sie noch irgendetwas wissen?", zische ich möglichst unfreundlich. Sein Lächeln erstarrt, er lehnte sich langsam vor und fuhr sich mit einer von kleinen und verblassten Narben übersähten Hand übers stoppelige Kinn. Er ließ die Hand wieder auf seinen Oberschenkel sinken und ich bemerkte, dass sich seine Augen minimal verengten, mit denen er mich noch immer fixierte. Wie eine Raubkatze kurz vor dem Sprung. Oh mein Gott, Luce, was wird das hier?
Möglichst unauffällig rutschte ich ein Stück von ihm weg, stopfte meine Kopfhörer und mein Handy in meine Handtasche und stand auf. Scheiß auf den Bus. Weg hier. Ich bin schon fast an dem Spanner vorbei, als sich seine Hand fest um meinen Arm schließt. "Warten Sie kurz, Miss. Wie ist ihr Name?" Ich schlucke krampfhaft und versuche seine Hand abzuschütteln, jedoch ohne Erfolg. "I-ich muss weg. M-mein Name ist L-lucinda", presste ich aus meinem zu einem dünnen Strich zusammengekniffenen Mund heraus. Der Mann nickte bedächtig. "Ein schöner Name." Erneut sah er mir direkt in die Augen und fesselte mich mit seinen Augen, in deren Tiefe ich mich verlor. "Ich hoffe es ist in Ordnung, wenn ich sie ab jetzt duze, Lucinda. Du hast mich gefragt ob ich noch eine Frage hätte", murmelt er und stand elegant auf, so fließend und gelenk, dass es mich überraschte. "Nun", fuhr er fort,"da wäre noch eine." Meinen aufkommenden Fluchtinstinkt unterdrückend, drehte ich mich ihm halb zu und sah ihm in das elegante, kantige und grinsende Gesicht. "Ja bitte?", flüsterte ich mit schwacher Stimme und sah ihm tief in die Augen. Ich konnte nicht anders. Irgendwie zogen mich seine Augen ungewollt in ihren Bann. Plötzlich veränderte sich seine Iris. Das strahlende Blau zog sich zusammen und wich einem hellen, gesprenkelten Rot und aus ihnen blickte mir das pure Böse ins Gesicht. Mit einem erschrockenen Aufkeuchen will ich von ihm zurückweichen und den Abstand zwischen uns bringen, nach dem mein Verstand unaufhörlich schreit, doch ich kann nicht, denn seine Hand hatte sich wie ein Schraubstock um meinen Arm gelegt und gab nicht nach, egal wie sehr ich zog und riss. "Du bist etwas sehr besonderes, Lucinda. Ich weiß das klingt jetzt etwas absurd, aber ich brauche deine Seele. Bitte verzeih mir, aber ich habe solchen Durst.." Sein Blick wurde gieriger, sein Griff wenn das überhaupt noch möglich war noch fester. "Schließ die Augen, dann wird es sich anfühlen wie ein Kuss." "Ich will dich aber nicht küssen!", rief ich verzweifelt und stemmte mich mit aller Kraft gegen ihn, doch er war zu stark. Das ist ein Albtraum. Ein schrecklicher, viel zu realer Albtraum. NEIN! Meine Hände waren zwischen seiner und meiner Brust eingeklemmt und so konnte ich nichts anderes tun an schreien, bis sich seine weichen Lippen erstaunlich sanft auf meine legten und den Schrei erstickten, und ich spürte, wie er langsam und genüsslich aus meiner Seele trank.

Dunkles VerlangenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt