Berlin Love Affair

SIEBENUNDZWANZIG | Today I'm 7000 Miles Away

Es vergehen die Tage... Erst einer dann ein Zweiter... Dann ist es eine Woche und dann sind es plötzlich schon zwei... Und ich sitze noch immer in meiner Wohnung, aus der ich mich nur im Notfall hinausbegebe. Ich habe drei Serien fertig geschaut und denke über mein Leben nach. Luke hasst mich, die anderen sind nicht da und der einzige der hier ist, ist ein verlogenes Arschloch.
Ich werde aus den Gedanken gerissen als mein Handy klingelt. Ash :*
Ein Lächeln breitet sich auf meinem Gesicht aus, als ich annehme.
„Hii Ash!", begrüße ich ihn erfreut.
„Hey Xenia...", begrüßt er mich ernüchternd neutral. Ich merke, dass er versucht freudig zu klingen, aber er bekommt es nicht hin und ich kenne auch den Grund dafür. Warum müssen die Leute so haten? Was bringt es ihnen andere schlecht zu machen? Was ist bloß mit dieser Gesellschaft nicht in Ordnung?
„Ash ich bin hier", sage ich beruhigend, während ich mich in seinen Account einlogge.
Während wir telefonieren lösche ich Kommentare, rege mich darüber auf und versuche Ash aufzubauen.
Ich wünschte ich wäre bei ihm, dann könnte ich ihn in den Arm nehmen und trösten. Aber das geht ja nun leider nicht.
„Ash wir telefonieren seit fünf Stunden!", stelle ich erschrocken fest, als ich auf die Zeit schaue.
Er gibt nur ein kleines Lachen von sich, was auch mich zum Schmunzeln bringt.
Es vergeht eine weitere Stunde, bis Lukes Stimme im Hintergrund auftaucht: „Mit wem telefonierst du?"
„Mit Xen...", antwortet er langsam.
„Boar... Weißt du was mir auf den Sack geht?! Dass hier so ungefähr jeder mehr Kontakt zu ihr hat als ich... Ich glaube sie würde sogar Arz eher schreiben als mir...", regt er sich auf.
„Das stimmt nicht...", flüstere ich mit Tränen in den Augen.
Doch bevor Ash etwas einwerfen kann redet er weiter: „Weißt du... Ich könnte Jake töten, aber sie verdient es! Aber was rege ich mich überhaupt auf... Ich interessiere sie doch eh 'nen Scheißdreck..." Dann höre ich einen lauten Knall, den ich mit der Zimmertür verbinde.
„A-Ash hat er das ernst gemeint?", frage ich zitternd, doch die Leitung bleibt still.
„Ash... Sag was...", flehe ich.
„Ich glaube...", murmelt er.
„Macht... macht es dir was aus, wenn ich auflege?", frage ich überfordert und merke die ersten heißen Tränen auf meinen Wangen.
Die Antwort wird ihm abgenommen.
„Weißt du was? Mir reichts. Ihr habt jetzt keinen Kontakt mehr zu ihr. Alle nicht. Wenn dann gehört sie mir... Aber sie kommt ja nicht mal auf die Idee mich anzurufen... Klar habe ich sie blockiert... Aber sie könnte sich auch mehr anstrengen, wenn ich ihr angeblich etwas bedeuten soll...", höre ich wieder Luke laut und deutlich und wie er Ash das Handy abnimmt.
„Sie hat alles gehört?!", fragt er schockiert, vermutlich als er den Anrufbildschirm sieht. Dann legt er auf. Ich versuche wieder anzurufen, weil ich ehrlich gesagt etwas Angst um Ash habe... Doch das Telefon ist aus.

Er wünscht sich also, dass ich ihn anrufe? Warum? Er ist doch der Idiot, der mich blockiert hat, der mich nicht ausreden lässt und mich ignoriert!
Allerdings habe ich auch ganz schön was falsch gemacht... Mehr als er... Ich hasse mein Leben... Ich habe versucht alle anderen anzurufen oder ihnen zu schreiben, doch ich bin überall blockiert und keiner geht ran. Ich hätte nie gedacht das Luke so etwas tun würde, nur um sich an mir zu rächen. Ich würde ihn ja anrufen, doch ich traue mich nicht. Oder ich habe Angst, dass ich entweder nichts sagen oder nur weinen würde.

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Endlich habe ich es geschafft... ich habe es geschafft, alle Menschen, die mir lieb und wichtig waren zu vergraulen und alleine zu sein. Alleine, wie ich nie sein wollte.
Und genau das ist der Grund warum ich mich kopfüber in mein Studium stürze. Ich überflute mich selbst mit meinem Ehrgeiz und lerne jede freie Minute. Vielleicht ist das der Grund, warum ich dieses Semester wahrscheinlich die Beste sein werde. Wenn ich Jake sehe ignoriere ich ihn gekonnt, doch seine Blicke entgehen mir trotzdem nicht. Und auch wenn er nichts sagt, seine Augen sprechen Bände: 'Ha! Dich hab ich flach gelegt! Du bist so naiv! Dummes Kind! Ich bin so cool, weil ich habe dein Herz gebrochen!' Mal ganz im Ernst...mittlerweile hasse ich ihn und frage mich, wie ich dieses arrogante, aufgeblasene Wesen je anziehend und attraktiv finden konnte.
Ich habe mich auch auf jeglichen Social Media Plattformen abgemeldet und ich höre kaum noch Musik, von 5SoS erst recht nicht... Anfangs habe ich noch ständig geschaut, ob es ein neues Bild gibt und andauernd danach gegoogelt und dabei geweint, aber ich habe entschieden, dass es anders besser ist. So wie es jetzt ist, ist es besser. Außerdem habe mein Handy so gut wie nie an. Wer sollte auch etwas von mir wollen?
Meine restlichen Freunde, wenn man sie so nennen kann, haben sich von mir abgewandt. Ihnen gefällt mein neues Ich nicht... Doch anstatt sich zu fragen, was passiert ist, dass ich jetzt so bin, gehen sie. Lassen mich allein. Sie fragen sich nicht, warum ich so in mich gekehrt geworden bin, sie fragen sich nicht warum ich dauerhaft lerne und nicht, wie die Anderen, ständig feiern gehe, sie hinterfragen nicht. Es interessiert sie nicht. Keinen Einzigen interessiert es. Mein Studium läuft wie gesagt zwar sehr gut, aber ich habe selbst das Gefühl so kaputt zu sein, dass mein erster und letzter Patient ich selbst sein werde.
Ich habe Gedanken, die ich nicht haben sollte. Mein Leben hat keinen Sinn mehr, wenn ich sowieso alleine bin... Ich habe eh keine Freunde mehr... Doch dann fällt mir ein, dass ich wo auch immer sie gerade sind doch noch so etwas wie Freunde habe. Und mir fällt ein, dass ich nicht einfach gehen kann. Und mir fällt auf, dass ich das gerade ziemlich scheiße finde.
Wie es ihnen wohl geht? Sind Ally und Cal noch zusammen? Wie geht es Ash? Hat Luke mich vergessen? Ich habe ihn absolut nicht vergessen, ich denke jeden Tag an ihn und immer wenn ich lerne schleicht er in meine Gedanken und erschrickt mich. Ich höre seine schöne Stimme in meinem Kopf und sehe ihn vor mir. Es macht mich verrückt. Er macht mich verrückt.
Ich brüte über meinen Aufzeichnungen über das Semester, weil ich jetzt schon anfange für die Prüfung zu büffeln. Meine Augen fliegen über die Worte, doch ich verstehe nicht, was dort steht, weil meine Gedanken wieder zu Luke abgedriftet sind. Ich lasse meinen Kopf auf die Tischplatte fallen und haue ihn gleich mehrmals hintereinander darauf, in der Hoffnung, dass meine Gedanken dann still sein mögen. Sind sie aber nicht. Ich sehe zu meinem Nachtschrank, auf dem mein Handy ausgeschaltet liegt. Soll ich? Oder lieber nicht? Vielleicht später... Oder gar nicht...
Ich versuche mich wieder zu konzentrieren und weiter zu lernen.