ZWEIUNDDREISSIG | I Think I Want To Marry You

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„Ich bin immer noch der Meinung, dass das alles Tarnung ist. Er will dir weh tun, damit du siehst, wie es ihm ging", versucht er es.
Ich schüttle nur wie betäubt den Kopf. „Das glaube ich nicht mehr... Das war vielleicht mal... Er hasst mich... Und er bringt mich dazu, mich selbst auch zu hassen... Michael ich habe kein Bock mehr auf mich selber...", sage ich und wische wütend die Tränen weg, die sich wieder in meinen Augen bilden.
Ich höre wie er neben mir scharf Luft einzieht. Dann merke ich seine Hände auf meinen Wangen und er dreht meinen Kopf zu sich.
„Sag sowas niemals okay? Du bist wunderschön. Du bist klug. Du hast ein gutes Leben. Du verdienst das nicht. Denk sowas nicht mal. Bitte. Das hast du nicht nötig", redet er auf mich ein und zieht mich in seine Arme. „Es wird alles wieder gut, das verspreche ich dir", schiebt er nach und hält mich fest. Es wird alles wieder gut, das verspreche ich dir. Es wird alles wieder gut, das verspreche ich dir., hallt es in meinem Kopf nach. Ja... Hoffentlich wird es das.
„Danke Michael", flüstere ich, und bin mir nicht einmal sicher, dass er mich überhaupt gehört hat.

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Wir sitzen in einem Saal in einem Restaurant in Berlin. Die Hochzeit verlief gut, ohne große Zwischenfälle und war einfach perfekt.
Alle Frauen stellen sich gerade zum Brautstrauß werfen auf. Als Ally sieht, dass ich noch sitze kommt sie zu mir.
„Worauf wartest du?", fragt sie mich lächelnd.
„Wen sollte ich denn heiraten?", stelle ich grinsend als Gegenfrage.
Sie zuckt mit den Schultern. „Luke?", rutscht es ihr heraus und ich zucke zusammen. Er war den ganzen Abend bei Arz, hat sie nicht aus den Augen gelassen, sie die ganze Zeit geküsst und wenn er mich doch mal angesehen hat, dann hat er mich angegrinst und sich ganz betont wieder seiner Freundin zugewandt. Und doch blicke ich sofort wieder in seine Richtung.
„Sorry...", murmelt sie betroffen. „Stellt du dich trotzdem mit hin? Für mich?", fragt sie und zwinkert mir zu. Ich nicke widerwillig und stelle mich zu den anderen. Neben mir steht, wie könnte es anders sein, Arzaylea.
Ich bin viel zu unkonzentriert, als dass ich bemerken hätte können, dass Allyson sich umgedreht hat und den Strauß bewusst in meine Richtung geworfen hat. Das realisiere ich erst, als der Strauß vor meinem Gesicht ist und ich ein scharfes Brennen an meiner Wange spüre. Ich erwache aus meinem Trance-Zustand und sehe das Arzaylea den Brautstrauß gefangen hat und sich nun überglücklich an Lukes Hals wirft. Ally sieht mich erschrocken und mitleidig an.
„Sorry das wollte ich nicht", sagt sie, als sie auf mich zukommt und hält sich die Hand vor den Mund.
„Ist nicht so schlimm", sage ich und tue es lächelnd mit einer Handbewegung ab.
„Du merkst schon, dass du blutest?", fragt sie verwirrt.
Ich sehe sie ebenso verwirrt an und berühre meine Wange, und tatsächlich... Ich habe etwas Blut an den Fingern. Sobald ich es sehe beginnt meine Wange zu brennen und ich versuche den Schmerz zu überspielen.
Ich sehe mich im Raum um und starre Arz böse an, als ich sie gefunden habe. Sie schenkt mir ein süßes Lächeln.
„Geht es wirklich?", fragt Ally besorgt.
„Ja alles-", setze ich an, unterbrechen jedoch, als ich sehe wie Luke vor Arzaylea auf die Knie geht und in seiner Tasche kramt. „Ich bin mal eben auf der Toilette...", rede ich mich raus und rausche, die Tränen unterdrückend, davon.
Ich spüre die Tränen und den stechenden Schmerz an meiner Wange nicht mehr. Ich spüre nur, wie alles in mir endgültig zusammenbricht. Das Mantra, dass ich mir eingebläut habe, seit Michael es formuliert hat verblasst. Ich werfe die Tür hinter mir zu und meine Beine geben unter mir nach. Da ist niemand der mich auffangen würde. Er hat mich verlassen... und zwar endgültig. Wütend auf ihn und mich selbst schlage ich ein paar Mal auf den Fußboden ein, bis meine Hand weh tut.

Ich wasche mein Gesicht ab, versuche die Blutspur und meine Tränen weg zu waschen.
Mit so viel Selbstbewusstsein, Stolz und Fassung, wie ich zusammenkratzen kann gehe ich zurück zur Feier.
Alle stehen um Luke und Arz und freuen sich über die Verlobung. Doch eine kleine Gruppe steht abseits. Meine besten Freunde.
„Er geht zu weit!", regt sich Calum auf.
„Ja das ist maßlos übertrieben!", stimmt ihm Ash zu.
„Gott Süße! Ist alles in Ordnung?", fragt Ally mich nervös, als sie mich kommen sieht. Ich nicke nur. Nein verdammt, gar nichts ist in Ordnung! Sie zieht mich in eine Umarmung, welche ich dankbar erwidere. Vielleicht bin ich doch nicht so allein...? Vielleicht fängt mich jemand auf...?
„Ich würde nur gern ins Hotel gehen, tut mir leid", sage ich leise zu ihr.
„Ist okay", gibt sie sanft zurück und lässt mich los, „Soll ich mitkommen?"
„Du bleibst schön hier. Es ist schließlich deine Hochzeit und Cals auch. Ich will euch das nicht verderben. Ihr sollt Spaß haben. Aber ich will ehrlich gesagt nicht alleine gehen", sage ich entschieden und blicke zwischen Michael und Ashton hin und her.
Michael nickt als erstes und begleitet mich mit der Begründung selber müde zu sein.
Als wir auf die Straße treten frage ich Michael: „Denkst du immer noch, dass sie nur Tarnung ist?" Die Tränen verbanne ich.
Er schweigt. „Ich weiß es nicht, aber das, was er da macht ist sowas von dumm. Es ist übertrieben und unnötig. Wir mögen dich alle und sie mag niemand. Ich verstehe nicht, was er da und warum der das macht... Keiner von uns anderen versteht das. Ja du hast ihn stehen lassen, aber du hast dich entschuldigt und er zieht hier nur solche Scheiße ab", sagt er schließlich.
„Hat ihm das mal jemand gesagt, außer mir?", frage ich misstrauisch, woraufhin er nur betreten zum Boden sieht.
„Da liegt das Problem... Auf mich hört er nicht. Auf euch schon, er kennt euch ewig...", schließe ich, „Versteh mich nicht falsch, ich bin dankbar für alles, was ihr für mich tut..."
Er nickt und legt einen Arm um mich. „Ich weiß."

Im Hotel angekommen desinfiziert Michael den Kratzer.
„Das ist nicht tief, das wird aber trotzdem eine kleine Narbe geben", stellt er seufzend fest. „So eine blöde Kuh", regt er sich danach auf.
Ich grinse, ich hasse sie also nicht alleine.
„Danke Michael", sage ich und kuschle mich an ihn.
„Das ist selbstverständlich.", grinst er, „Gute Nacht Xen."
„Gute Nacht Mickey", gähne ich zurück.
Michael hält mich in den Armen und wir liegen in seinem Bett, während ich einschlafe.

Berlin Love AffairWo Geschichten leben. Entdecke jetzt