Briefe der Zeit

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Kai

Ich war gerade dabei, meine Sachen in den viel zu kleinen Koffer zu packen, als meine Mutter ins Zimmer kam. Sie sah irgendwie gestresst aus - aus welchem Grund auch immer...

"Bist du dann endlich fertig, Kai ?! Dein Vater wartet schon im Auto und Lily muss nur noch schnell ihren Lieblingsteddy suchen, dann ist sie auch fertig, nur du fehlst noch!" " Bin ja gleich fertig...",murmelte ich während ich verzweifelt versuchte den Reißverschluss meines Koffers zu schließen. "kann losgehen."

Die Fahrt von Berlin nach Baden Baden dauerte ewig. Ich hatte von Anfang an meinen MP3-player laufen und so langsam machte der Akku schlapp. Draußen regnete es. " Das können ja tolle Ferien werden. Alle meine Freunde sind in supertollen Feriencamps mit jeder Menge Spaß und Action und ich darf die sechs Wochen Ferien zusammen mit meiner Schwester in einer ziemlich langweiligen Stadt wie Baden Baden verbringen. Toll !", dachte ich, aus dem mit Regentropfen übersäten Fenster sehend.

Nach drei Staus und insgesamt zehn Stunden Fahrtzeit kamen wir endlich an. Das Navi lotste uns durch das Gewirr von Straßen, bis wir schließlich vor einem riesigen Herrenhaus ankamen. Es war wirklich riesig. Ich glaub ich war das letzte mal vor zehn Jahren hier, also mit vier...

Wir stiegen aus, mein Vater öffnete den Kofferraum und drückte mir zwei Koffer in die Hand- meinen und den meiner Schwester. "Beeindruckend, oder ? Ich hatte schon fast vergessen, dass ich in einem so großem Haus aufgewachsen bin, das ist doch wirklich gar nichts, gegen unsere Wohnung in Berlin, findest du nicht auch, Kai ?" fragte mich mein Vater. Ich nickte nur, gespannt auf das, was mich im Innern erwarten würde. Meine Großeltern hatten schon vor Jahren aufgehört, uns in Berlin zu besuchen. Das wir nun unsere Ferien hier verbringen würden, war eher eine Folge mehrerer Ereignisse als eine wirklich geplante Sache gewesen. Zuerst hatte meine Mutter ein Schreiben von ihrem Chef bekommen, in dem sie zu einem mehrwöchigen Fortbildungsseminar auf Mallorca eingeladen wurde und mein Vater, tja, der bekam so gut wie nie Urlaub. Er arbeitete als Pilot auf einem der Flughafen in Berlin und wir bekamen ihn nur selten zu Gesicht... Also sind meine Eltern auf die wirklich großartige Idee gekommen , uns nach Baden Baden zu fahren und den Sommer mit ihrer Lieblingsbeschäftigung zu verbringen - arbeiten. Na ja, was soll's.

Zu viert gingen wir die breite Steintreppe hinau, die zur Wohnungstür führte. Lily, die sich mit ihren 5Jahren keine Gelegenheit entgehen ließ zu klingeln, drückte auf den Knopf. Es dauerte keine 10Sekunden, dann wurde schon die Tür geöffnet und wir alle in einen riesigen Umarmungsmarathon freigelassen. "Oh, da seid ihr ja endlich, und wie groß ihr geworden seid !!! Als ich euch das letzte Mal gesehen hab ward ihr mindestens vier Köpfe kleiner...!", sagte meine Oma, während der gefühlten zwanzigsten Umarmung. Die einzige Frage, die ich mir stellte, die aber anscheinend sonst keinen interessierte war, warum sie uns kein einziges mal besucht haben, seit dem letzten mal, bei Lilys Geburt.

Als wir endlich wieder Luft bekamen , sah ich, dass am anderen Ende des Flurs mein Opa stand und mir zulächelte. Ich lächelte zurück, während Lily ihm in die geöffneten Arme rannte. .. "Kommt doch erstmal alle rein, in die gute Stube, dann wollen wir sehen, was Frieda uns schönes gekocht hat !", sagte er.

Zehn Minuten später saßen wir alle am gedeckten Tisch und stopften uns die Bäuche haufenweise mit Pfannkuchen voll. Schließlich waren alle fertig und ich fragte, ob wir unsere Zimmer sehen dürften. "Aber selbstverständlich doch !", meinte Oma Frieda. "Geht einfach die Treppe hoch in den ersten Stock und die beiden Zimmer auf der linken Seite gehören euch." Ich nickte Lily zu und gemeinsam trugen wir unsere Sachen hoch. Da meine Schwester sofort das erste Zimmer in beschlag nahm, dass sie sah, begnügte ich mich mit dem zweiten. Genau wie das ganze Haus war es riesig: ich hatte einen Schreibtisch, einen großen Schrank, ein Bett und einen Computer- wenigstens ein Lichtblick. Es klopfte an der Tür und mein Opa steckte seinen Kopf durch den schmalen Spalt. "Gefällt es dir ?", fragte er mich, ein hoffnungsvolles Gesicht aufgelegt. "Es ist super, danke !", antwortete ich. "Ich glaub ich pack jetzt erstmal meine Sachen aus, ok ?" "Geht klar ", antwortete er grinsend.

Ich weiß es dauert ein bisschen bis es mit der Handlung richtig losgeht, aber der Anfang ist halt wichtig für den Rest der Geschichte... ich hoffe es gefällt euch trotzdem ;)

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