17. Kapitel

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Kai

Als ich die Augen wieder aufschlug hatte ich keine Ahnung, wie lange ich "eingenickt" gewesen war. Alles um mich herum war dunkel, ich konnte gerade noch so unscharfe Umrisse erkennen. Mir wurde mulmig zumute. In der Dunkelheit konnte ich mir immer sehr lebhaft schreckliche Dinge einfallen lassen. Wenn ich zum Beispiel allein daheim war und irgendein Geräusch hörte (und sei es nur der Trockner im Keller ) bildete ich mir immer ein, das Einbrecher im Haus waren... Vorsichtig ertastete ich mit meinen Händen die Wand hinter mir. Alles aus solidem Stein. Als ich mich aufrappeln wollte, um an der Wand entlang zu laufen piekste mir etwas ins Bein. Stroh. Fast der ganze Boden war davon bedeckt. Bei jedem Schritt hörte ich, wie es unter meinen Füßen raschelte. Immer mit den Händen an der Wand ging ich mit mini Schritten nach links. Zumindest glaubte ich, das es links war.

Meine Nase kribbelte. Instinktiv wusste ich ich würde gleich... Hahahatschi.

Genau das. Mein Niesen hallte von den Wänden wieder. Bedächtig lauschte ich. Der Keller musste ziemlich groß sein, denn immer noch hörte man ein leises "schi" von Wänden hallen, die sich ganz sicher nicht meiner Nähe befanden. Als ich die Hand wieder an die Wand legen wollte, um weiter zu gehen stockte ich. Da war keine Wand mehr. Panisch wedelte ich sie hin und her. Plomp. Das war ein Gitterstab. Plomp. Noch einer. Ich war in einem Gefängnis. Wer hätte es gedacht...

Langsam schlich ich mich wieder zurück. Meine Gedanken rasten. Wieso war ich denn jetzt hier ? Sollte ich nicht weiter ausgebildet werden? Ich wollte gerade wieder mit meiner rechten Hand nach der Wand greifen, als sich der Stein bewegte. Er war nicht fest eingemauert, wie all die anderen. Vorsichtig zog ich ihn aus der Wand. Dahinter klemmte irgendwas. Es fühlte sich so ähnlich wie Papier an, nur stärker... Ich wollte es herausziehen, doch es klemmte. Also versuchte ich es mit mehreren kleinen ziehern. Wenige Minuten später hielt ich eine zusammengefaltene Pergamentrolle in meinen Händen. Behutsam rollte ich sie auf, doch bei dem schlechten Licht hier unten war es so gut wie unmöglich etwas zu erkennen... Sollte ich wirklich auf den Morgen warten müssen, um sie lesen zu können?! Falls ich überhaupt noch gute Laune gehabt haben sollte, war sie jetzt gänzlich im Arsch. Das war aber auch zu doof. Deprimiert ließ ich mich wieder ins Stroh gleiten. Doch wo sollte ich die Rolle verstecken ? Und wo würde ich lesen können, was da stand ? Vorläufig beschloss ich, sie in meine Hosentasche zu stecken, als mir einfiel, das ich vielleicht doch Licht dabei hatte...

Emily

Als ich die Stimmen die Treppe raufkommen gehört hatte, hab ich keine zehn Sekunden gebraucht um mich aufzurappeln, die Essensreste einzupacken und mich schleunigst aus dem Staub zu machen. Doch viele Möglichkeiten standen nicht zur Auswahl.

1. Treppe runter (was bedeuten würde das ich mich ausliefern würde)

oder 2. Ausprobieren ob die andere Tür offen war. Mein Überlebensinstinkt entschied sich für die zweite Option. Zum Glück war nicht abgeschlossen. Unter quietschen bekam ich die Tür auf. Shit, hatte man das arg gehört?  Eilig schloss ich sie, und rannte die letzten paar Stufen hinauf. Nun war ich endgültig unter dem Dach.

Hier oben roch es ziemlich muffig. Überhaupt sah es so aus, als ob hier oben so gut wie nie einer war... Kisten über Kisten und in der hinteren Ecke neben einem Fensterloch sah ich ein weißes, Toga ähnliches Kleid liegen. Es sah so aus, als müsste es mir passen. Ohne lang zu überlegen bahnte ich mir meinen Weg durch den Raum und zog mich um. Immerhin konnte ich jede erdenkliche Tarnung brauchen...

Nach einigen Versuchen saß das Kleid einigermaßen ok. Meine Uhr und alles andere "moderne" Zeugs hatte ich abgelegt und in eine braune Ledertasche gesteckt, die auch noch hier rumlag. Nur noch die Haare flechten. Fertig.

Erschöpft ließ ich mich neben dem Fenster nieder und beobachtete die Leute auf der Straße. Sie schienen alle ziemlich beschäftigt. Ständig trugen sie irgendwelche Kisten aus dem Haus und beluden Pferdewägen. Kai. Dachte ich. Wie es ihm wohl ging ? Die ganze Nacht über hatte ich an ihn denken müssen und ständig musste ich mir innerlich sagen, dass er überleben würde. Er musste es einfach schaffen...

Eine Weile lang hing ich meinen Gedanken nach. Ich dachte über vieles nach. Über Kai, meine Eltern, Carina, wie wir hier wieder wegkommen sollten...

Genug jetzt Em. Unternimm endlich was, sonst kommst du hier nie weg, unterbrach ich mich selbst.

Seufzend stand ich auf und ging wieder zurück zur Treppe. So leise wie möglich legte ich mein Ohr an die Tür. Nichts war zu hören. Langsam drückte ich die Tür auf, der Flur war leer. Carinas Zimmer auch. Also machte ich mich auf den Weg nach unten...

Hey :) tut mir leid dass es so lange gedauert hat... war halt einiges los in letzter Zeit (Konzertreise, Arbeiten,....)

wenns euch gefällt dann dürft ihr gerne voten oder kommis schreiben ;)

Briefe der zeitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt