2. Kapitel

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Am Nachmittag klingelte es. Es war meine Cousine Carina, mit ihren Eltern, die uns auch begrüßen wollten. Während die Erwachsenen darüber diskutierten, wie viele Jahre vergangen waren, seit sie sich das letzte mal gesehen haben, rannten wir nach oben. Mit Carina war es anders als mit meinen Großeltern. Mit ihr schrieb ich jede Woche fleißig emails, deswegen hatten wir uns nicht sonderlich viel neues zu erzählen. "Und, hast du das Haus schon unter die Lupe genommen? ",fragte sie mich, schelmisch grinsend. "Na ja, inzwischen weiß ich schon wo das Bad ist und wo das Wohnzimmer, aber sonst..." "Was, du warst noch nicht auf dem Dachboden? ! Den musst du sehen, da liegt so viel alter Krempel rum wie nirgends! Komm !"

Sie zeigte mir eine kleine, unscheinbare Treppe, die ich vorher noch nicht einmal bemerkt hatte. Wir gaben unser Bestes, möglichst leise zu sein, doch das war fast unmöglich. Die Stufen knarzten, als wögen wir Tonnen... Schließlich standen wir vor der alten Tür, die Carina mit einem Quietschton öffnete.

Carina

Ich war schon seit Ewigkeiten nicht mehr hier oben gewesen, doch es sah alles noch genauso aus, wie früher - mal ausgenommen davon, dass mindestens zwei Zentimeter mehr staub auf dem Fußboden lag, als sonst. Auch Kai wirkte beeindruckt,  er ließ den Blick umherschweifen und begann, sich die umliegenden Kartons und Kisten näher anzuschauen. Irgendwie kam es mir hier oben viel voller vor, die relativ vielen Quadratmeter waren über und über mit Krempel zugestellt und auf dem Kleiderständer in der hintersten Ecke hingen die schönen, alten Kleider, die ich früher so gerne anprobiert hatte. "Eigentlich müssten sie mir jetzt passen. .."dachte ich mir, während ich mit dem Gedanken spielte, sie anzuprobieren. Auch Kai sah in diese Richtung und nickte mir aufmunternd zu. "Was soll's" ,dachte ich und schlängelte mich zwischen den Kisten durch, schnappte mir so ein schönes, weißes, Toga - ähnliches Kleid und ging die knarzenden Treppen hinunter ins Bad.

Das Kleid passte perfekt, ich bekam vor lauter staunen den Mund kaum noch zu. Auf einmal hörte ich ein Rumpeln und Kai's Stimme, die nach mir rief. "Cari, komm mal schnell!!!" " Schnell ?! In.diesem Kleid?", war alles, was ich dachte, dann lief ich aus dem Bad. Obwohl ich vorsichtig war, gelang es mir nicht, die Treppe ohne Hinfallen hinauszugehen. Oben angekommen musste ich wortwörtlich nach meinem Cousin suchen, bis ich ihn schließlich in der Ecke bei dem Kleiderständer fand. In seiner Hand hielt er eine merkwürdig aussehende Truhe. Erst als ich direkt neben ihm stand blickte er auf. Er schnalzte anerkennend mit der Zunge, doch mehr als ein "cool." erntete das Kleid nicht, dafür war die Truhe zu interessant. "Guck mal Cari, das lag direkt unter dem Kleiderständer, sieht seltsam aus, oder ?!", fragte er mich. Ja, das sah wirklich seltsam aus. Die Kiste musste irre alt sein, so viele Kratzer und Macken wies sie schon auf. Aber das Komischste waren all die Schriftzeichen, die den Deckel verzierten. .. "Was denkst du bedeutet das ?" fragte ich Kai. "Kein Plan, aber das siehr alles ziemlich merkwürdig aus, aber vielleicht ist das nur irgendeine alte Sprache, die längst in Vergessenheit geraten ist ",antwortete er, "Sollen wir es Oma und Opa zeigen? " Ich überlegte. Oma und Opa hatten viele schräge Sachen auf ihrem Dachboden, da standen die Chancen, dass sie sich ausgerechnet an diese Kiste erinnern würden gering, aber andererseits, ... ohne die Hilfe der beiden würde es sehr schwer werden, die komischen Zeichen zu entschlüsseln, vielleicht kannten sie die Sprache ja sogar... Schließlich kam mir eine Idee. "Du Kai, wenn wir Glück haben, brauchen wir Oma und Opa gar nicht, um hinter die Bedeutung der Zeichen zu kommen, meine beste Freundin Emily kennt sich ganz gut mit Geschichte und Sprachen aus,vielleicht weiß sie ja, woher die Kiste kommt, oder wie alt sie ist." "Wenn du meinst...", war alles was ich als Antwort bekam, aber das genügte mir. "Sag mal siehst du hier irgendwo einen Schlüssel oder so rumliegen ?", fragte er mich. Stimmt! Mein Blick war gänzlich von dem Deckel der Truhe angezogen gewesen, ich hatte gar nicht bemerkt,  dass es gar keinen Schlüssel gab ! "Na toll !",dachte ich, doch währenddessen begann ich schon in den völlig verstaubten Sachen zu wühlen. Ohne Erfolg.  Auch kai sah mehr als nur deprimiert aus... "Ich such noch ein bisschen weiter ",stöhnte er,"Geh du schon mal runter und ruf diese Emma an, ich komm dann hinterher."

"Sie heißt Emily !" wieß ich ihn lächelnd zurecht.  Kai zuckte nur mit den schultern, also ging ich vorsichtig wieder die Treppe runter ins Bad. Ich gan mein Bestes, das Kleid ohne unnötige Falten hinzuzufügen auszuziehen und schlüpfte wieder in meine shorts und mein Top. Anschließend fischte ich mein Handy aus der Hosentasche und wählte Emily' s Nummer...

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