13. Kapitel

136 6 0
                                    

Kai

Mein rotes Gesicht glänzte nur so vor Schweiß und mein Atem ging nur noch stoßweise. Obwohl ich noch nie irgendwie unsportlich oder so war verlangte dieser Mann hier abnormales von mir. Und ich kannte noch nicht einmal seinen Namen. Also hatte ich mir einen ausgedacht. Der einzigst passende, der mir eingefallen war, war Mister Driller. Es passte einfach wie die Faust aufs Auge... Seit eineinhalb Stunden war ich nun schon hier unten in den Kellerräumen und hatte eigentlich noch nicht viel abwechslungsreiches getan. Mr Driller ließ mich einfach Steine hochheben. Von einem Kieselstein der nun wirklich federleicht war, über zehnmal so große Steine, bis hin zu kleinen, kiloschweren Felsbrocken.

Endlich. Da lag er. Der allerallerletzte Stein. Mit neuem Elan beugte ich mich nach unten. Meine Hände fühlten das raue Gestein. Langsam versuchte ich ihn hochzuheben, doch mit meinen schwitzigen Händen rutschte ich immer wieder ab. Also wischte ich sie an dem Leinen - etwas ab, was man mir zum Anziehen gegeben hatte. Dann eben nochmal, versuchte ich mich zu motivieren. Diesmal klappte es. Hoch, bis zum Bauchnabel sogar. Erwartungsvoll sah ich zu Mr Driller. "Jap, gute Arbeit Junge. Drink schnell was, in fünf Minuten geht's weiter. " Ein heiseres "Ich kann nicht mehr" war alles, was ich aus mir rausbekam. Er lachte nur und zeigte in die Ecke mit dem Wasser. Dann ging er.

Emily

Leise schlich ich mich den langen mir doch ziemlich bekannten Flur entlang. Bei jedem Geräusch zuckte ich unmerklich zusammen, auch, wenn es eine Etage über mir war. Wohin sollte ich jetzt gehen ? Und wen sollte ich zuerst suchen gehen ? Kai oder Cari ? Am anderen Ende des Flurs sah ich die große Treppe, die alle Stockwerke miteinander verband. Weil ich von unten her Stimmen hörte, entschied ich mich, vorsichtig die Stufen hinauf zu schleichen. Hier war es Stock dunkel und kein Geräusch war zu hören. Einzig und allein meine schleifenden Turnschuhe. Trotzdem hielt ich mein Ohr an jede Tür, damit ich nichts übersah. Doch da war nichts. Lebten hier überhaupt Leute, oder schliefen sie schon alle ? Wieder eine Treppe. Diesmal nur nach oben. Mit einem schnellen Blick über die Schulter vergewisserte ich mich, dass ich wirklich allein war. Dann machte ich mich auf den Weg nach oben. Schritt für Schritt, so leise es nur ging. Ich war so müde... inzwischen musste es mitten in der Nacht sein. Um vor Müdigkeit nicht umzukippen und weil ich bei dieser Finsternis eh nichts sehen konnte, fuhr ich mit meiner linken Hand immer an der Wand entlang, bei der sich Gestein und Stoff abwechselnden. Wahrscheinlich irgendwelche Vorhänge oder so, ganz genau einordnen konnte ich das Ganze nicht. Es war einfach alles zu komisch hier. Plötzlich bekam ich schreckliches Heimweh. Was meine Familie wohl gerade tat, vermissten sie mich schon ? Gänzlich in Gedanken versunken hörte ich die näher kommenden Stimmen erst, als es fast zu spät war. Auf einmal war ich hellwach.

Scheiße, scheiße, scheiße, was soll ich jetzt denn machen?! 

"... denkst du geht es los?" "Wahrscheinlich erst übermorgen, der Knirps muss doch erst noch..." So schnell es ging schlich ich mich wieder runter, bis meine Hand wieder Stoff fühlte. Ohne groß nachzudenken schlüpfte ich einfach hinter den Vorhang und machte mich so dünn wie möglich. Ich zitterte am ganzen Körper. Wenn sie mich jetzt entdeckten wären wir alle verloren. Die Stimmen kamen näher und so langsam konnte man auch sehen, wie es heller wurde.

Shit, sie haben Lichter dabei... dachte ich voller Panik. Daraufhin presste ich mich noch enger an die Wand, atmete nur noch sehr flach. "Denkst du er schafft es ?" Inzwischen mussten die beiden schon fast bei mir sein... Oh bitte, bitte , flehte ich. "Ich glaub ja nicht, aber der Senator will sich ja selbst auch nich blamieren." Irgendwas war anders. Sie redeten zwar noch, aber ich konnte ihre Nähe förmlich spüren. Aber da war noch was. "Also denkst du doch das er es schafft ?..." Das regelmäßige plomp der Schritte hatte aufgehört. Sie waren stehen geblieben. Direkt vor meinem Versteck...

Briefe der zeitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt