Kai
So schlimm hatte ich mir das Ganze nicht vorgestellt. Es dauerte ewig, bis wir wieder festen Boden unter den Füßen hatten und die Zeit bis dahin war grauenhaft. Ein Fall ohne Ende mit undefinierbaren Geräuschen, Formen und Farben. Es war die pure Reizüberflutung... Endlich landeten wir und ich konnte mich umsehen. Es sah gänzlich anders aus, als das Zimmer, in dem ich letzte Nacht geschlafen hatte. Ich sah wie Emily sich mühevoll aufrappelte und Richtung Fenster ging. Meine Kräfte waren immer noch nicht wiedergekehrt, deswegen blieb ich einfach liegen, sie würde mir sowieso gleich sagen, was sie sah. Alles tat so verdammt weh. "Und, was siehst du ?",fragte ich schließlich doch, als sie sich nicht rührte. "Eine Straße. Sieht aber nicht aus, wie die Schillerstraße, die Häuser sind anders. Älter." Ich wollte gerade etwas antworten, als sie "Pscht !", hauchte und sich mit einem gekonnten Sprung hinter den nächsten Schrank hievte. Jetzt hörte ich es auch. Da waren Schritte, die sich der Tür näherten. Bevor ich auch nur den Hauch einer Chance hatte, meine nichtvorhandenen Kräfte zu sammeln und es Emily gleich zu tun ging die Tür auf. Ein Mann mittleren Alters und einer Hakennase spazierte ins Zimmer. Als sein Blick durchs Zimmer streifte und schließlich an mir hängen blieb bekam ich es mit der Angst zu tun. Irgendwas sagte mir, dass mein Leben ab diesem Zeitpunkt eine ungünstige Wendung genommen hatte. "Noch einer von der Sorte," waren die einzigen Worte des fremden Mannes. Dann rief er nach den Wachen.
Emily
Was sollte ich machen? Ich konnte hinter diesem verfluchten Schrank nichts tun, außer zusehen, wie sie Kai die Arme auf den Rücken drehten und zu dem Mann, der als erstes ins Zimmer gekommen war schleiften. Vorhin hatte er irgendwas mit 'noch einer von der Sorte' gesagt. Hieß das, dass Carina auch hier war ?! Ein winziger Hoffnungsschimmer keimte in mir auf, der sich jedoch gleich wieder bei dem grimmigen Gesicht des Mannes verflüchtigte. "Lasst das Mädchen herbringen !", befahl er. Erst dachte ich, dass er mich meinte, doch keiner sah auch nur annähernd in meine Richtung. Erst verspürte ich Erleichterung, doch dann sah ich, wer tatsächlich gemeint war...
Carina
"Kai ?!",schrie ich. Ich wollte zu ihm rennen... ihn umarmen. Doch dieser Mistkerl von Gaius hielt mich mit eiserner Hand zurück. "Du kennst diesen jungen Mann ?",fragte Marcus Aquilius Florus mich. Ich nickte nur. Was zum Teufel würde jetzt kommen ?! Ich sah ihm an seinem Lächeln an, dass ihm schon eine neue, schreckliche Strafe eingefallen war. "Ist dein Name Kai ?", richtete er seine Stimme jetzt an Kai. Als dieser keine Regung tat brüllte er ihn an :"Antworte gefälligst, wenn ich mit dir rede!" "Ja, ich heiße Kai.",antwortete Kai mit brüchiger Stimme. Man merkte förmlich wie sich Marcus' Laune besserte, sobald alles wieder nach seinem Willen ging. "Na dann Kai. Ich denke ich hätte da eine geeignete Strafe für unerlaubtes Betreten meines Arbeitszimmers..." Es war mucksmäuschenstill. "Gladiatorenkampf " das Wort durchbrach die Stille wie ein Donnerschlag. Mir wurde eiskalt. Dann packte mich gnadenlos die Angst, schnürte mir die Luft zu. Als Kai den Kopf zu mir umdrehte, sah ich auch in seinen Augen die nackte Angst. Eine einzelne Träne floss meine Wange herunter. Ein Kampf auf Leben und Tod lag vor ihm.
Vielen Dank an alle Leser ;)
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Briefe der zeit
PrzygodoweKai muss die Sommerferien gegen seinen Willen bei den Großeltern in Baden Baden verbringen, ein stinklangweiliges kaff, wie er findet. Doch als er dann mit seiner Cousine Carina eine merkwürdige truhe auf dem Dachboden findet, die sehr, sehr alt aus...