12. Kapitel

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Carina

Ein kurzer Moment. Der einzige der mir blieb war der, als Kai sich zu mir umgedreht hatte, während wir in verschiedene Richtungen gezerrt wurden. Sein Blick war traurig, lautlos formte er mit seinem Mund die Worte " Wir wollten dich doch nur zurück holen... " Jetzt saß ich schon wieder hier, in meinem Kämmerchen mit einem dicken Kloß in meinem Hals. Inzwischen war es Abend geworden, von Sophia hatte ich nichts mehr gehört, wahrscheinlich saß sie grad beim Abendessen. Bei dem Gedanken daran zog sich mein leerer Magen wieder schmerzhaft zusammen. Meine letzte ordentliche Mahlzeit lag mehr als eineinhalb Tage zurück. Hatte ich nur gefrühstückt oder auch Mittag gegessen?  Ich wusste es nicht mehr, war ja im Endeffekt auch egal. Jeder Gedanke den ich an sowas verschwendete tat nur unnötig weh. Um mich abzulenken trank ich einen Schluck Wasser, aus dem Kännchen das auf dem Tisch stand. Okay Cari. Du musst nachdenken. Wie sollt ihr hier rauskommen? Und wer waren 'wir' überhaupt? Waren nur Kai und ich da ? Und wo war Emily überhaupt?  Auch hier ? Gesehen hatte ich sie jedenfalls nicht... So viele Fragen, und auf keine hatte ich eine Antwort.  Völlig erschöpft ließ ich mich aufs Bett fallen. Früher als Kleinkind war alles noch so einfach dachte ich. Ich musste daran denken, dass ich vor dem Einschlafen immer Figuren an der Tapetenwand gesucht hatte. Ungewollt musste ich lächeln. Dann fiel ich in einen tiefen Schlaf.

Emily

Gerade als ich dachte das ich es jetzt nicht meht aushalten könnte kam Bewegung in den Mann. Erst streckte er sich, dann stand er müde auf. Von der vorhin so herrscherischen Art war jetzt, als er "allein" war nicht mehr viel zu spüren. Er wirkte einfach nur noch geschafft. Torkelnd machte er sich auf den Weg zur Tür. Das Kribbeln in meinem rechten Bein hatte sich inzwischen schon auf das linke mit ausgebreitet. Angestrengt biss ich mir auf die Lippe. Bloß keine Bewegung. Gleich hast du's geschafft.... Gerade als er den Türgriff in die Hand nahm, ihn herunterdrückte , stoß mein Fuß ungewollt gegen den Schrank. In dieser unnatürlichen Stille war das plomp lauter zu hören als sonst. Ich war vor Schreck wie gelähmt. Der Kopf des Senators drehte sich ruckartig in meine Richtung. Er kam ein paar Schritte auf mich zu. Sah sich um. Ich konnte nur hoffen das dieser Schatten sehr sehr dunkel war. Noch ein Schritt näher. Ich spürte Blut auf meiner Zunge. Hatte zu stark zugebissen. Was jetzt ?! Es war still. Mucksmäuschenstill. Auf einmal hörte ich noch mal ein klopfen. Diesmal aber aus der anderen Richtung. Aus dem Nebenzimmer. Marcus zuckte mit den Schultern und ging nun zielstrebig zur Tür.  Drei Sekunden später war er weg. Endlich konnte die angestaute Luft aus mir raus - ich hatte nicht mal gemerkt, dass ich sie angehalten hatte. Vorsichtig versuchte ich mich, in meiner Krampfhaften Position zu bewegen. Das tat sogar fast noch mehr weh, als stillhalten. Endlich. Endlich lag ich. Gestreckt auf dem glatten Boden. Doch so ging das nicht. Hier konnte man mich jeder Zeit entdecken. Also rappelte ich mich mühevoll auf und stolperte zur Tür. So ganz funktionsfähig waren meine Beine immer noch nicht. Vorsichtig öffnete ich die Tür. Der Weg war frei.

Daaaanke an die inzwischen schon über 700 Leser !!!  :D

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