2. Kapitel - Anna

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Was und wie der Mensch ist, so träumt er. - Talmud

Und wieder hatte eine neue Woche begonnen. Anna lief zum Cheerleadertraining und ging in Gedanken die Choreographie durch. Ihr Ziel war es, ihre Mannschaft in die diesjährigen Meisterschaften zu führen, und die waren in drei Monaten. Und drei Monate waren nicht viel, um eine komplette Choreo einzustudieren und perfekt zu tanzen. Aber was war schon ein Ziel, wenn man es leicht erreichen konnte.

Das war Annas Motto: Je härter du für deine Ziele arbeiten musst, desto besser.

Die Mädels warteten bereits und dehnten sich. "Da bist du ja endlich." Clary lächelte ihr entgegen. "Entschuldigt meine Verspätung, aber ich war noch beim Rektor." Susanne fing an zu lachen. "Wieso, hast du was verbrochen?" "Nein, ich habe ihm gesagt, dass ich den Platz jetzt gerne vier mal die Woche hätte und hab mir das abstempeln lassen, damit uns niemand stört." "Vier mal Training, wieso das?" Susannes Miene verriet, dass sie davon nicht sonderlich begeistert war. "Nun ja, ich habe uns letzte Woche bei den Meisterschaften angemeldet und würde bis dahin gerne eine neue Choreographie mit euch üben." "Was?!" Jetzt redeten alle durcheinander und man konnte sein eigenes Wort nicht mehr verstehen. Von den Bemerkungen her, nahm Anna an, dass sie auf Widersprüche traf. "Hey, hört mir doch erst einmal zu." Sie lächelte in die Runde. Jeder blickte sie erwartungsvoll an. "Ich habe lange darüber nachgedacht und wir wissen alle, dass unsere derzeitige Choreo nicht die Chance hätte zu gewinnen. Und das war doch unser Ziel oder? Gewinnen. Und ich habe mir die letzten Tage etwas neues überlegt und vertraue darauf, dass wir das bis dahin können. Denn wenn wir das sollten haben wir große Chancen uns den Sieg mit nach Hause zu holen. Also was ist nun, seit ihr dabei oder nicht?" Wieder lächelte sie in die Runde. Die Mienen der Mädchen wechselten von zweifelnd zu nachdenklich, aber schließlich nickten die meisten. Gott sei Dank.

"Wir sind dabei!" "Das wollte ich hören." Anna lachte. Sie wusste, dass sie Mädchen ihrem Plan zustimmen würden. In all den Jahren in  denen zu nun schon zusammen cheerleaden hatten sie sie kennen und lieben gelernt. Die Mädels bedeuteten ihr inzwischen unglaublich viel und sie wollte sich von keiner von ihnen trennen. Den Weg zu den Meisterschaften würden sie zusammen gehen. Und sie würden gewinnen.

Das Training war anstrengend, aber es verlief weitgehend gut. Ihre Truppe lernte wirklich unheimlich schnell und darauf hatte Anna gebaut, denn sonst würden sie die Choreo niemals rechtzeitig hinbekommen.

Sie packte ihre Sporttasche zusammen und lief zu ihrem Auto. Schon von weitem sah die jemanden an ihrem Auto lehnen. Naja, eigentlich nicht jemanden, sondern ihn.  

James blickte auf und ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. Wie Anna dieses Lächeln doch liebte. Es konnten so viele Dinge geschehen, so viele schreckliche Dinge, aber dieses Lächeln würde sie immer erwidern. Wie konnte man so ein wunderschönes Lächeln auch nicht erwidern, das war unmöglich.

Er breitete seine Arme aus und Anna schmiss sich hinein. Sie vergrub ihren Kopf in seinem Nacken und nahm seinen Duft in sich auf. Er roch so gut. Sie schaute ihm in die Augen und senkte ihre Lippen auf die seinen. James erwiderte den Kuss. Erst ganz sanft und dann leidenschaftlicher. Er schmeckte so gut. Sein Griff verstärkte sich um ihrer Hüfte und Anna stöhnte leicht. Er fuhr mit seiner Zunge über ihre Unterlippe und sie gewährte ihm den Einlass. Ihre Zungen spielten miteinander und der Kuss wurde immer intensiver. Wenn es nach Anna ging, konnte sie das den ganzen Tag lang machen. Es gab nichts schöneres auf dieser Welt, als James zu küssen.

"Nehmt euch ein Zimmer." Hinter dem Paar ertönte Gelächter. James Mannschaft stand auch auf dem Parkplatz und lachten. Einige grinsten sogar dreckig. "Verschwindet." James musste ebenfalls grinsen. Er blickte wieder zu Anna und küsste sie kurz auf den Mund. "Sehen wir uns später?" Wieder dieses atemberaubende Lächeln. "Klar, ich ruf dich nach der Arbeit an." Er gab ihr noch einen Abschiedskurs und verließ dann mit einigen Jungs das Gelände, setzte sich in sein Auto und fuhr davon.

Wenn Träume fliegen lernenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt