8. Kapitel - Anna

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Wer unsere Träume stiehlt, gibt uns den Tod. - Konfuzius

Anna schlug ihre Augen auf. Die Erinnerungen schlugen förmlich auf sie ein.

Das Wiedersehen mit Jack. Der Streit mit ihrer Mutter. Die Party. Ihr Abhauen. James Rufe. Der Unfall.

Anna konnte es nicht fassen, ja sie hatte einen Autounfall gehabt, weil sie wie eine Irre durch die Straßen geheizt ist und sich an keinerlei Geschwindigkeitsbegrenzungen gehalten hatte. Als sie wieder einen halbwegs klaren Gedanken fassen konnte ist sie mit voller Wucht auf die Bremse getreten und hielt zu ihrem Bedauern mitten auf einer Kreuzung. Auf einer Kreuzung, wo sich ihr von links ein LKW mit einem Affentempo genähert hatte. Und dann wurde alle schwarz.

Und wer war Schuld an diesem Unfall? Jack. Dieses miese Arschloch Jack. Der eigentliche Ex ihrer Mutter. Ex. Genau das hätte er auch bleiben sollen. Er brauchte nur Probleme mit sich. Aber nein, Annas Mutter meinte, dass sie lieber einen Scheißkerl an ihrer Seite hatte als alleine zu bleiben.

Anna war so wütend auf ihre Mutter und Jack gewesen, dass sie gedankenlos in ihr Auto gestiegen ist und dann kam der LKW.

Ihre Gedanken kreiste die ganze Zeit nur um dieses eine Thema.

Erst nach einigen Minuten kam ihr etwas anderes in den Sinn. Wo um alles in der Welt war sie eigentlich?

Anna setzte sich auf und schaute sich um. Ein Zimmer mit zwei Betten, zwei Schränken und einigen elektronischen Geräten. Ganz klar, sie war in einem Krankenhaus. Das war auch eigentlich die einzige logische Schlussfolgerung.  Sie hatte einen Autounfall und war nun in einem Krankenhaus.

'Naja, besser ein Krankenhaus als ein Leichenschauhaus', war Annas einziger Gedanke. Wenn sie wüsste wie nah sie damit an der Realität wäre..

Anna versuchte aufzustehen und es gelang ihr problemlos. So schwer konnte ihr Unfall also gar nicht gewesen sein. Das war gut, dass hieß sie konnte bald wieder mit dem Cheerleadertraining anfangen. Sie durchquerte ihr Zimmer auf der Suche nach einem Arzt.

Auf den Fluren war es seltsam ruhig. Herrscht in einem Krankenhaus nicht normalerweise Hektik? Anna entschied sich nach links zu gehen. Nach einigen Meter kam sie an einer Art Rezeption an, die aber leider gerade nicht besetzt war. Allerding war an der Wand eine Uhr, an der sie sehen konnte, dass es 04:47 Uhr war.

Neben der Rezeption war eine Art Wartebereich in dem einige Leute saßen. Mit denen wollte sich Anna jedoch nicht beschäftigen. Sie wollte endlich mit einem Arzt sprechen und wissen, wann sie wieder nach Hause darf.

"Mrs. Montgomery?" Na endlich, jemand schenkte ihr Beachtung. Anna drehte sich zu der Stimme um. Es war ein Mann, Mitte vierzig in einem weißen Kittel. Eindeutig ein Arzt.  Er lächelte mitfühlend und irgendwie traurig. Wieso das denn, ihr ging es doch soweit ganz gut.

Anna wollte dem Arzt gerade antworten, als er an ihr vorbei lief. Was war denn jetzt los? Sie drehte sich um und sah wie er auf eine Person im Wartebereich zulief, die zusammen gekauert in einem Stuhl saß und den Kopf in ihren Händen versteckte. Der Arzt kniete sich zu der Person.

"Mrs. Montgomery, es tut mir von Herzen Leid, was passiert ist. Sein Kind zu verlieren ist das Schlimmste, was einer Mutter passieren kann." Er strich ihr behutsam über den Rücken und die Person hebt den Kopf. Ihr Blick war vollkommen ausdruckslos und leer. Aber der Blick war Anna bekannt, es war der ihrer Mutter.

Aber warte, warum redet der Arzt davon, dass sie ihr Kind verloren hat? Sie war doch nicht von diesem Bastard Jack schwanger gewesen und hatte das Kind verloren oder? Anna lief auf ihre Mutter und den Arzt zu blieb aber stehen, als der Arzt wieder zu sprechen anfing.

Wenn Träume fliegen lernenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt