Kapitel 11 - Augen zu und durch

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Um mich herum war alles schwarz.

Das lag jedoch an der Tatsache, dass ich meine Augen geschlossen hatte und mich auch nicht wirklich traute, sie zu öffnen. Das Wasser um mich herum war warm, wärmer als ich gedacht hatte und umfing mich, als wäre es ein alter Bekannter. Innerhalb von weniger als zehn Sekunden spürte ich schon, dass meine Lunge es nicht einmal annähernd gewohnt war, so lange ohne Sauerstoff auszukommen und ich zwang mich dazu, die Augen zu öffnen.

Ich hätte es lieber lassen sollen.

Panik stieg in mir auf, als ich nur das verschwommene Blau vor mir wahrnehmen konnte. Das war das Letzte, woran ich gedacht hatte. Mir war nicht klar gewesen, wie wenig man unter Wasser sehen konnte, ganz abgesehen von der Tatsache, dass die Male, die ich unter Wasser die Augen geöffnet hatte, an einer Hand abzuzählen waren. Ich spürte einen dicken Kloß in meinem Hals aufsteigen, das Wasser zog an mir vorbei, als würde es gar nicht merken, dass ich da war.

Okay, wie auch? Ich bewegte mich ja auch kein Stück.

Und genau dieser Gedanke versetzte mich wieder zurück in die Gegenwart. Ich musste zu meiner Tür. Und zwar bevor Anthony mich aus diesem Aquarium ziehen und mich wiederbeleben musste. Der Gedanke daran, ließ mich eine Grimasse ziehen, dann riss ich mich zusammen und suchte panisch nach einem Anhaltspunkt.

Spärliches Licht stieg vom Grund des Aquariums zu mir auf und ermöglichte es mir, zu erkennen, dass ich mich mit dem Rücken zum Loch in der Glaswand befand. Das Licht, das von außerhalb das Wasser des Aquariums durchdrang, war zwar düster, genügte jedoch, die anderen aus meiner Gruppe ausfindig zu machen. Sie waren schon ziemlich weit weg und ihre langen Schwimmzüge machten es nicht besser. Bald waren nur noch schemenhafte Konturen mehrere Meter weit weg erkennbar.

Und ich hatte nicht vor, sie vollkommen aus dem Blickfeld zu verlieren.

Also drückte ich mich mit einem kräftigen Stoß von der Glaswand hinter mir ab und setzte mich in Bewegung. Ich konzentrierte mich darauf, möglichst schnell vorwärts zu kommen.

Aber bitte unterschätzt den Weg von hier bis zu den Türen nicht. Es sind um die zehn Meter.

Anthonys Stimme hallte in meinem Kopf, im Gegensatz zu der ruhigen Stille des Wassers, laut wider. Ich ignorierte die Tatsache, dass die Luft langsam viel zu wenig wurde und richtete meinen Blick starr auf die Konturen vor mir. Die meisten waren nicht mehr in Bewegung und suchten die Türen nach den passenden Nummern ab. Das hieß, es war nicht mehr weit.

Ich schloss die Augen und öffnete sie wieder, schob das schmerzhafte Stechen in den Hintergrund meines Bewusstseins und steckte in die letzten Züge so viel Kraft, wie ich nur aufbringen konnte. Ich kam mir jedoch vor, als würde ich immer langsamer werden, als ob sich die Anderen von mir entfernen würden, als dass ich ihnen näherkam. Ich spürte, wie meine Arme schwerer wurden und nicht mehr wirklich taten, was ich ihnen anwies. Es war, als ob mein Gehirn den anderen Körperteilen den Befehl gegeben hätte, Energie zu sparen, weil es selbst zu wenig Sauerstoff bekam. Oder so. Ich hab ja keine Ahnung von Biologie, da war ich schon immer schlecht gewesen.

Ich spürte erst, dass meine Gedanken abgedriftet, meine Augen mittlerweile geschlossen waren und ich nur noch im Wasser trieb, als ich mit einem erschreckend harten Stoß gegen etwas knallte. Ich zwang mich, die Lider zu heben, obwohl es mir lieber gewesen wäre, sie würden für immer zu bleiben. Das Wasser brannte in den Augen und wäre ich nicht sowieso unter Wasser, würden sie sicher tränen. Vielleicht taten sie es ja sogar und ich brachte somit den Salzgehalt des Wassers total durcheinander.

Jedenfalls konnte ich nicht wirklich viel erkennen, als ich schließlich die Augen geöffnet hatte. Ich war ganz offensichtlich gegen die gegenüberliegende Glaswand geknallt, durch die ich einen vagen Blick auf den außen liegenden Garten erhielt, was mir aber gerade reichlich egal war, und wollte gerade schon anfangen, darüber zu philosophieren, warum es hier wohl so viele Grünanlagen gab, bis ich mich ermahnte, endlich bei der Sache zu bleiben.

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