Kapitel 20 - Ignis, Jayden und der Brief

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Ignis war wunderschön. Eine andere Bezeichnung passte nicht auf sie.

Wunderschön.

„Ignis ist eine Signum", Mr. Rattington saß auf Ignis' Kopf und hielt sich an einem Ohr fest, um nicht herunterzufallen. „Signa sind sehr selten, musst du wissen. Ignis ist zusammen mit wenigen anderen das einzige lebendige Exemplar. Und wir, die SoE, haben die Ehre, sie hier halten zu dürfen"

Ein warmes Lächeln breitete sich auf den Lippen der Maus aus und sie streichelte dem Tier liebevoll über den Kopf.

„Signa haben die eindrucksvolle Gabe, Feuer zu speien. Bei einem Wutanfall könnte das also ziemlich gefährlich werden. Deswegen ist es nur vernünftig, ihr einen Aufpasser aus Wasser zu geben, wie dich"

„Ist es nicht sinnvoller, wenn es jemand aus Feuer wäre? Jemand, der sich besser mit Feuer auskennt?", fragte ich und musste sofort an Jayden denken und der Gedanke daran, dass Ignis an so einen Vollidioten wie ihn kommen könnte, machte mich froh, dass ich sie bekommen hatte.

Mr. Rattington schüttelte den Kopf.

„Nein. Die Schüler aus Feuer lernen erst am Ende des ersten Jahres, wie sie ihr eigenes Feuer wieder löschen können und erst im dritten Jahr, wie sie es mit dem Feuer, das von anderen erzeugt wurde, anstellen. Es wären also zwei Jahre, in welchen die anderen Schüler und Wesen hier von Ignis' Feuer bedroht werden könnten, ohne, dass ihr Aufpasser etwas dagegen unternehmen könnte. Das ist zu risikoreich"

„Ich kann aber bis jetzt auch nur eine Wasserkugel schweben lassen. Und Wasser heraufbeschwören kann ich erst recht nicht", sagte ich zögerlich.

Mr. Rattington lachte und rutschte auf Ignis' Hals nach unten, bis er auf ihrem Rücken saß und sich in die Mähne krallte.

„Natürlich kannst du das noch nicht. Es ist ja auch erst dein zweiter Schultag. Aber es wird nicht lange dauern, bis du helfen kannst. Und solange", er winkte mich zu ihm. „wirst du einfach dafür sorgen, dass Ignis sich nicht aufregen braucht, denn dann wird sie wahrscheinlich auch kein Feuer speien. Das tut sie nämlich nur, wenn sie sauer ist. Oder wenn man sie kitzelt, also lass das lieber"

Als ich neben Ignis stand, sprang Mr. Rattington von ihrem Rücken auf meine Schulter und ordnete mit einer gespielt strengen Stimme an: „Bitte einmal SACHTE absetzen!"

Ich hob meine ausgestreckte Handfläche an meine Schulter, dass er sich daraufstellen konnte. Dann setzte ich ihn am Boden ab und blieb noch in der Hocke, als er sich von mir verabschiedete.

„Lernt euch erst einmal kennen. Wie du dich richtig um sie kümmerst, behandeln wir in der nächsten Stunde"

Er winkte mir zu, als er sich aus dem Staub machte, um dem nächsten Schüler sein Wesen vorzustellen.

Dann wandte ich mich wieder Ignis zu.

Sie stand friedlich im Sand und sah mich aus himmelblauen Augen an.

Die Löwin war überwältigend schön.

Wenn man sie überhaupt als Löwin bezeichnen konnte.

Der Begriff war zu menschlich, zu normal für dieses magische Wesen.

Ignis hatte die Größe eines ausgewachsenen Pferdes und obwohl sie weibliches Wesen war, hatte sie eine eindrucksvolle Mähne. Diese Mähne und das flauschige Fell ließen sie auf den ersten Blick wie ein friedliches Kuscheltier wirken. Bis man genauer hinsah. Denn die großen Pranken mit den langen Krallen, die spitzen Zähne in ihrem gewaltigen Maul und der durchdringende Blick, der in Sekundenschnelle von freundlich zu gefährlich wechseln konnte, wenn ihr etwas nicht passte, zeugten von tödlicher Natur.

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