Ich war zusammen mit Mona auf dem Weg zum Strand. Beim Mittagessen hat Ms. Lowburgh ausdrücklich darum gebeten, dass alle bei den Vorbereitungen zur Silvesterparty helfen sollten. Also schleppten wir die Tische und Stühle aus dem Gemeinschaftsgarten über einen schmalen Weg, der durch einen kleinen Wald zu einem wunderschönen Sandstrand führte. Doch wir waren nicht wirklich eine große Hilfe. Während wir nämlich mit den anderen Schülern aus den Elementen Wasser, Erde und Feuer nur bedingt schnell und nicht wirklich viele Möbel zum Strand tragen konnten, ging es bei den Teenagern aus Luft um einiges schneller. Sie liefen gemütlich an uns vorbei, eine oder zwei Hände in den Himmel erhoben und ließen mehrere Stühle und Tische über sich schweben, als wäre es das Normalste auf der Welt.
Emmet stieß zu uns, einen Stuhl tragend, und bestaunte ein Mädchen, das in einem zügigen Tempo an ihm vorbeieilte und ihr dabei eine ganze Horde an Stühlen folgte.
„Habt ihr das gesehen?", fragte er ungläubig.
„Es ist schwer, ein Mädchen mit zig Stühlen im Schlepptau zu übersehen", sagte Mona und richtete ihren Blick seufzend auf den Tisch, den wir zusammen trugen.
„Stellt euch mal vor, dass ich das auch können werde!", Emmets Gesicht sprach Bände und ich konnte ihm förmlich ansehen, wie sehr er darauf brannte, endlich etwas über sein Element zu lernen.
„Solltet ihr nicht eigentlich so etwas gewohnt sein?", fragte ich die beiden. Mir wurde erst jetzt bewusst, dass sie genauso fasziniert von all dem waren, wie ich, obwohl sie damit aufgewachsen sind.
Mona schüttelte den Kopf. „Meine Eltern haben sich nicht lange nach meiner Geburt getrennt. Mein Vater ist in der Welt der Elemente geblieben und hat weiterhin seinen Job als Züchter von Tierwesen ausgeübt. Meine Mutter, bei der ich gelebt habe, hat sich aber von dieser Welt abgewandt und ausschließlich in der normalen Welt gelebt. Sie hat mir natürlich über ihre Fähigkeiten informiert, aber nie wirklich gezeigt, was sie draufhat. Ich glaube auch, dass sie es schon längst verlernt hat, da sie das Leben als Normalo ganz offensichtlich bevorzugt"
„Normalo?", fragte ich. Ich hatte den Begriff noch nie gehört.
„Es ist ein abwertender Name für die anderen Menschen. Für die, die nicht so sind wie wir. Unter kultivierten Leuten verwendet man solche Worte nicht", Emmet unterbrach seinen Monolog, um Mona einen bedeutungsvollen Blick zuzuwerfen. „Denn niemand kann etwas dafür, ob man aus einer Familie der Elemente stammt oder nicht. Wir sind alle gleich und doch irgendwie auch nicht. Deswegen bezeichnet man sie eigentlich auch respektvoll als die Anderen. Der Fachbegriff für sie heißt Alterum, aber den verwendet eigentlich niemand, bis auf die ganz Gescheiten"
Mona verdrehte die Augen und ignorierte seinen Seitenhieb.
„Und was ist mit deinen Eltern, Emmet?", fragte ich ihn, als ich merkte, dass er meine Frage noch überhaupt nicht beantwortet hatte.
„Meine Eltern hatten die Begabungen, Feuer und Erde zu bändigen. Ich habe noch nie in meinem Leben gesehen, dass jemand die Luft beherrscht und bin auch dementsprechend fasziniert davon. Ich bin natürlich mit dem ganzen Kram aufgewachsen und obwohl ich eine Menge von meinen Eltern über diese Welt gelernt habe, habe ich aber nie gesehen, wie jemand die Luft oder das Wasser bändigen kann"
Ich nickte. Irgendwie erleichterte es mich, dass ich nicht die Einzige war, die wie blöd schaute, wenn jemand Etwas, in meinen Augen noch immer unmögliches, tat. Es hieß, dass ich vielleicht doch nicht so viel weniger wusste, wie die anderen Schüler. Natürlich wussten Mona und Emmet noch immer mehr als ich, da sie auch einfach durch ihre Eltern viel mehr über diese Welt mitbekommen haben. Aber es war nicht unmöglich für mich, genauso gut wie die anderen zu sein.
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School of Elements
FantasyAlice ist ein Waisenkind und hat ziemlich niedrige Erwartungen an ihr Leben. Doch an ihrem sechzehnten Geburtstag geschehen merkwürdige Dinge und bald wird ihr auch klar, warum: Sie hat eine besondere Gabe. Eine Gabe, die es ihr ermöglicht, ein Elem...