Kap. 1

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• Goodbye - Instrumental Mix
Apashe •

Der Typ stand an dem Rahmen der Tür gelehnt und glotzte mich unverhohlen an. Ich blieb vor ihm stehen.
"Was?", fragte ich schnippisch. Sein Blick nervte mich.
"Nichts, ich kenne bloß dein Gesicht nicht", gab er als Antwort und legte den Kopf schief.
Ich verdrehte die Augen und lief an ihm vorbei in das Schulgebäude.

Neue Schule, neues Leben.
Und du bist zu spät. Guter Anfang.

Nachdem meine Eltern bei einem Hausbrand ums Leben gekommen waren, adoptierten mich meine Tante und mein Onkel. Ich lebte nun seit 4 Jahren bei ihnen und ging ab heute wieder zur Schule. Seit langem.
Meine Therapie dauerte ganze 2 Jahre. Die anderen beiden Jahre hatte ich Hausunterricht bei meiner Tante. Sie ist Lehrerin an einem Gymnasium und durfte mich nach diversen Regelungen zuhause unterrichten. Allerdings nur für eine begrenzte Zeit, also zwei Jahre, weswegen ich ab heute wieder in die Schule musste.
"Warte!", rief mir der Kerl hinterher.
Ich seufzte innerlich. Was will er denn? "Du neu?"
Prädikat?
"Ich nicht Gegenstand?", erwiderte ich und schaute genervt.
"Sorry, ich wollte nur wissen, ob du neu hier auf der Schule bist", versuchte er es nochmals mit einem vollständigen Satz.

Applaus.

"Du bist nervig."
"Also bist du neu?"
"Ich bin zu spät und nicht gut drauf!"
"Das merke ich. Du bist also neu", meinte er feststellend. Noch immer betrachtete er mich neugierig.
"Ja! Bin ich!", sagte ich laut und funkelte ihn böse an.
Er lachte leise. "Geht doch."

Ich schaute auf meinen Plan und suchte meinen Raum.
"Raum 410, weißt du wo der ist?", entschloss ich mich, den Typen zu fragen. Er starrte mich noch immer an.
"Ja. B Gebäude, links abbiegen, dann rechts, Treppe, 3. Obergeschoss. Rechter Flur. Linke Seite."
"Ääähmmm." Danke...?
"Soll ich dich begleiten?", fragte er sanft und lief auf mich zu.
Mir fiel erstmals auf, wie er überhaupt aussah.

Die dunklen Haare, waren etwas feucht, vielleicht hatte er erst kürzlich geduscht. Sein dunkelgrünes Shirt spannte sich über eine gut trainierte Brust und seine schwarze Jogginghose war zweimal umgekrempelt. Er trug Nike Trainings.
"Du starrst." Mein Kopf ruckte nach oben.

Mein vor Sarkasmus triefendes Unterbewusstsein meldete sich kurz: Klar Emma. Der Kerl ist ja auch mega heiß. Jetzt hättest du bloß nicht so lange auf diese eine Stelle schauen sollen, du Perverse.

Ach Fresse Unterbewusstsein.

"Wie heißt du eigentlich?"
Er lächelte. "Jack, du?"
"Emma. Biedermann." Stille.
"Nein, scheiß! Du... du bist die kleine Emma, die ihre Eltern...bei..."
"Ja", sagte ich ruhig. Er war ganz blass geworden. Die normale Reaktion auf meinen Namen.
"Scheiß...", murmelt er nochmal.
"Tja, und jetzt bin ich die große Emma."
Teils geschockt, teils neugierig betrachtete er mich.

"Musik also?" Schnell wechselte er das Thema.
Wir standen vor dem Raum.
"Ja, spiele Klavier."
"Subjekt", rutschte es ihm raus. Ich brauchte eine Weile, bis ich verstand.
Er presste die Lippen aufeinander und verkniff sich ein Grinsen.
"Ich spiele Klavier", verbesserte ich und musste lachen.
Er stimmte mit ein.
"Na dann, rein mit dir!" Grinsend klopfte er an der Tür. "Wir sehen uns später, Hübsche!"
Ich verdrehte die Augen und öffnete die Tür.

"Entschuldigung Sie, ich habe den Raum nicht gefunden...", entschuldigte ich mich und trat ein. Ms. Wenke, laut Plan meine neue Musiklehrerin, lächelte mir freundlich zu und zeigte auf die hintere Reihe, die noch nicht besetzt war.
"Oh! Herr Parker!", rief sie überrascht. Alle Schüler drehten sich erst zur Tür, dann vereinzelt zu mir. "Und was machen Sie hier wenn ich fragen darf?"
"Hab sie bloß zum Raum geführt. Bin auch schon wieder weg." Er lächelte kurz und ging dann.

In der zweiten Pause traf ich ihn wieder.
Er zwinkerte mir zu.
Ich verdrehte die Augen.

"Jack Parker hat dich angezwinkert!", flüsterte Jana und schaute mich ehrfürchtig an.
"Ach stimmt, Jack heißt er. Und?"
"Was heißt hier UND?? Jack Parker!! Ich wollte dich ja eigentlich nicht damit nerven und so-"
"Dann tu es nicht", antwortete ich flach dazwischen.
"...-aber Jack ist der heißeste Typ hier auf unserer Schule!!", erzählte mir Haylee. Jana nickte zustimmend.
"Und er ist ein Badboy! Aber ein Badboy der geilen Sorte! Er ist schlau, schreibt immer Noten im A oder B-Bereich, und sieht hammer geil aus. Ey seine Jawline! Carved by god!", fügte sie hinzu und schaute schwärmerisch nach oben.

Die Clique bestand aus Jana, Haylee, Suna und Alessandra. Suna und Jana waren bei mir in Musik und hatten mich dann sofort in die Clique gezerrt. Haylee gab ein bisschen den Ton an. Sie war schlank und hatte kurze blonde Haare. Jana war eine groß gewachsene Philippinin, Suna hatte wie Haylee blondes Haar, trug es jedoch lang und Alessandra war eine schwarzhaarige Schönheit mit tollen Kurven. Ich beneidete sie alle ein wenig. Ich kam mir mit meinem normalo Körperbau und den braunen glatten Haaren ziemlich langweilig vor.

"Alessandra und ich waren schon mit ihm in der Kiste, er ist wirklich ein echt guter Liebhaber!", erzählte Suna aufgeregt und holte ihre Sonnenbrille hervor.

"Wie habt ihr euch eigentlich getroffen??", fragte Alessandra neugierig.
"Er stand da nur so rum." Ich zuckte mit den Schultern.
"Wo stand er denn rum?", fragte Jana laut. Erneut zuckte ich mit den Schultern.
"Keine Ahnung. Da vorne, am Türrahmen. Er stand da blöd rum und ich wusste nicht wo ich hin soll. Und dann dachte ich, egal wie dumm er aussieht, er wird ja wohl in der Lage sein, mir nen Raum zu zeigen."
Absolutes Schweigen. Alessandra lächelte hinter mir jemanden an.
"Was höre ich da über mich?" Jacks Stimme.
"Hoppla", sagte ich monoton.

Tadelnd wackelte er mit dem Finger. "Na na, Emmentaler."
Ich zog empört die Augenbrauen zusammen und wollte mich über diesen dummen Spitznamen beschweren, doch er ließ mich nicht reden. "Als Entschädigung will ich mit dir ausgehen!"
"Was?"
"Hey, das war ein Satz mit Subjekt, Prädikat und Objekt."
"Du... was... nein! Also doch, aber... Nein?", stotterte ich.

"Natürlich will sie! Emma Süße, meintest du nicht vorhin, dass es dein Traum sei, mit Jack auszugehen?", meinte Haylee unschuldig. Ich blitzte sie mit meinem Todesblick an. Haylee wich unangenehm berührt meinem Blick aus. Die anderen grinsten verräterisch und nickten.

"Dann lass mich deine Träume wahr werden lassen!", rief Jack laut und verbeugte sich übertrieben.
"Das stimmt noch nicht mal!! Adios!", protestierte ich. Lauthals lachte er los. Ein paar Leute betrachteten das Geschehen. Ich drehte mich um und ging in Richtung Mädchenklo.
"Em! Emmchen!", versuchte er, mich zurückzurufen. "Emmilein!"
"Du nervst!"
"Emma... bitte, nur ein Date!" Seine Stimme war direkt hinter mir. Ich wirbelte herum.

Und knallte gegen seine Brust.

Ich atmete langsam ein.
Gott, roch er gut! Sein Duft war männlich und herb. Aftershave, Deo oder Parfüm?

"...-ma?" Ich schaute geistesabwesend zu ihm hoch. Direkt auf seine zart geschwungenen Lippen, die lächelten.
"Emma. Du starrst", flüsterte er leise.
Ich nickte.
"Geh mit mir aus, bitte. Ich möchte dich gerne kennenlernen."
Ich nickte geistesabwesend, ohne die Worte zu realisieren. Er legte mir seine Hand an die Schulter und drückte sie leicht, dann ging er einen Schritt nach hinten und lächelte freundlich.
"Samstag, 18 Uhr, Markplatz."
"...Hm?"
Er drehte sich um.
"Samstagabend, 18 Uhr, am Marktplatz Baby!", wiederholte er und grinste verschmitzt.

Es klingelte. Warte!
"Äh...WAS?"

Tja, so lernte ich den Superhelden kennen.
Und so kam es zu unserem ersten Date.

Mein Freund ist ein Superheld?? ✔✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt