Kap. 32 🌙

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Lesenacht 1/4

“Emmiiiiii!“, schrie Aiden und rannte auf mich zu. Die kleinen Arme des Jungen umschlangen meine Beine und er schmiegte sich an mich.
Schmunzelnd blieb ich stehen und nahm ihn auf den Arm.
Er war der Sohn des Bruders meines Onkels und liebte mich abgöttisch. Mit seinen fünf Jahren war er der zweitjüngste der Familie.
Chiara, war die kleine Schwester von Charlotte und Aiden und erst 6 Monate alt.
Meine Tante Becca stieg gerade aus dem Porsche ihres Mannes aus und richtete ihre Sonnenbrille. Während sie und ihr Mann Bradley lächelnd auf uns zukamen, begrüßten uns mein anderer Onkel Paul und seine Frau Fiona.

“Hallo Bruderherz“, begrüßte Paul zuerst seinen Bruder und umarmte ihn. “Grüß dich Lia! Und oh! Emma! Du bist gewachsen, oder?!“

“Nein, wäre schön wenn...“, seufzte ich und umarmte ihn lachend.
“Und Sie sind?“, fragte er Jack.
“Jack Parker, ich bin der Freund von Emma und wurde von ihr eingeladen, heute dabei zu sein“, antwortete er höflich und streckte lächelnd die Hand aus. Paul nahm sie sofort und schüttelte sie kurz und kräftig.
“Das freut mich! Willkommen in unserer Familie!“
Charlotte schmollte ein wenig, zupfte an ihrem roten Kleid und umarmte uns beide dann; Jack ein bisschen länger als notwendig.
Aiden wollte auf meinem Arm bleiben und versteckte seinen Kopf an meiner Schulter, als Jack ihm freundlich Hallo sagte.
“Emma gehört mir!“, plärrte er und küsste mich auf die Wange, als Zeichen, dass er mich nicht hergeben wollte.
Alle lachten und Becca und Bradley erreichten uns. “Hallo meine Lieben! Wie geht es euch? Küsschen!“, letzteres sagte sie zu Lia und sie gaben sich ein Küsschen auf die Wange.

Alle beglückwünschten Becca und sie machte weiter die Runde. Sie checkte Jack zuerst aufgrund seiner Kleidung ab und lächelte dann breit.
“Schön, dass Emma einen so hübschen Kerl geschnappt hat!“ Sie zwinkerte ihm zu und Jack lächelte amüsiert.
Bradley tat es ihr nach, den Männern gab er einen freundschaftlichen Handschlag und umarmte sie dann kurz. Er lächelte mich freundlich an und drückte mich fest an sich, so gut es eben mit Aiden ging. “Du bist wohl der Freund von Emma?“
An Jack gerichtet gab er ihm ebenfalls einen Handschlag.
“Ja Sir, ich danke Ihnen für Ihr Einverständnis!“, meinte Jack.
“Quatsch, kein Problem! Ich hoffe nur, du erschreckst dich nicht vor der Speisekarte! Hohoho!“ Sein Lachen war sehr tief und es hörte sich an wie als wäre er der Weihnachtsmann.
Ich unterdrückte ein Lachen und sah, dass es Jack genauso ging.

Wir betraten das Restaurant und setzten uns an den reservierten Tisch.
Charlotte setzte sich neben Jack auf die linke Seite und ich mich auf seine rechte. Der kleine Aiden hockte sich neben mich. Unter ihm drei Kissen, damit er essen konnte.
Lia saß neben Charlotte und Seth neben Bradley, Lia gegenüber; Paul und Fiona direkt vor uns, um die kleine Chiara im Kinderwagen, und Aiden im Auge zu behalten. Becca saß in der Mitte und lächelte selig.

“Hach, es ist schön, euch alle beisammen zu haben!“, flötete sie und strich über ihr blaues Etuikleid. “Und Charlotte! Dein Kleid sieht wunderschön aus!“
Diese kicherte geschmeichelt und warf dann einen kurzen Blick zu Jack, der uninteressiert auf die Servierte starrte.
“Ist nur von Michael Kors. Jack, von welcher Marke ist denn dein Outfit? Armani?“
Mit einem kurzen Seitenblick zu mir hob er eine Augenbraue und sagte: “Ist doch nicht so wichtig was ich trage, oder?“
Abschätzender Blick von Becca.
Charlotte stotterte: “N-nein, aber es würde mich ähm interessieren, weil... es gut aussieht!“

Jack seufzte, nahm die Manschettenknöpfe ab und krempelte seine Ärmel einmal um. Sein Uhr kam zum Vorschein und die Aufmerksamkeit lag auf ihm. “Schuhe von Gucci Herbstkollektion 2016, Hose von Bugatti, Gürtel und Hemd von Hugo Boss. Meine Uhr ist von Maurice Lacroix, die Manschettenknöpfe sind von Montblanc, aber ich muss dazu sagen, dass sowohl Uhr als auch alle Manschettenknöpfe die ich besitze, meinem Vater gehörten. Ach und die Krawatte von Luigi Borrelli.“
Schnell beugte er sich zu mir und flüsterte mir mit einem schelmischen Grinsen ins Ohr: “Und das Kondom in meiner Tasche ist von durex.“
Ich konnte ein Lachen nicht unterdrücken und schlug mir die Hand vor den Mund.
Frech grinsend schaute er mich an und zwinkerte mir zu. Die anderen schauten uns an und fragten sich, was er zu mir gesagt hatte.
Nachdem ich mich beruhigt hatte, küsste er mich sanft auf die Schläfe und wir nahmen die Menü Karten vom Kellner entgegen.

Seine Hand legte sich auf meinen Schenkel und er fummelte am Saum entlang.
“Ach schau mal mein liebster Liebling, es gibt hier sogar Kaviar!“, sagte Jack unschuldig zu mir und ich stieg in sein Spielchen mit ein.

“Also ich bevorzuge Osietra Kaviar dem Sevruga Kaviar! Wenn auch beide exquisit schmecken!“, meinte ich und fügte noch hinzu: “Mein Schatzimausi.“

Er blähte die Nasenflügel auf und seine Mundwinkel zuckten. Lia runzelte die Stirn, unterdrückte aber ein Grinsen.
Paul, der mir gegenüber saß, schaute von der Karte auf und grinste.
Neben Jack war ein leises Schnauben zu hören.
Der Kellner kam und wir bestellten.

Als dieser sich umdrehte, stieß er ungeschickt an eine Kollegin, die halbvolle Gläser mit Getränken trug. Es schepperte laut und das Tablet flog in die Luft. Tante Lia schrie vor Schreck auf und schützte sich mit der Hand, doch bevor der Rotwein Schaden anstellen konnte, blieb alles in der Luft hängen.
Jack hatte reagiert und mit einer unauffälligen Handbewegung... gegakst?
Alle Flüssigkeiten wobbelten in der Luft und beide Kellner hingen hilflos da.
Das Tablet rotierte um sich selbst, die Gläser schwebten träge in der Luft.
Alle hielten die Luft an, alle schauten zu der armen Kellnerin, an deren Kleidung sich das Bier abstieß und weg wobbelte.

“Magnety“, flüsterte Charlotte und brach die Stille.

Unterstütze ihn!

“Oh mein Gott! Magnety muss hier irgendwo sein!“, sagte ich und schlug gespielt überrascht auf den Tisch. Meine Gabeln klirrten. Ein paar Leute raunten auf und schauten sich um.
“U-und was jetzt?“, sagte der Kellner hilflos und stupste den vor sich hin wobbelnden Rotwein von sich weg.

Wob wob wob.

Der Chef kam aus der Küche und betrachtete das Geschehen schockiert.
“Wo auch immer Magnety ist, wir danken ihm vielmals!“, sagte er und kam näher.
Ich stand auf und nahm das Tablet, nahm das Bierglas und sammelte damit alle Flüssigkeiten ein.
“Ich sollte dir helfen“, murmelte Jack und nahm die anderen Gläser heraus.
Sobald ich alles eingefangen hatte, spürte ich, wie das Glas wieder schwer wurde und stellte es schließlich auf dem Tablet ab. Jack stellte noch die Gläser drauf und hielt dann die beiden Kellner am Ärmel fest.
“Wir haben sie, danke Magnety“, rief ich halblaut und gleich darauf standen beide wieder fest auf dem Boden. Vereinzelt bedankten sich Gäste bei Magnety und auch die Kellner riefen ein Danke in die Luft.
“Wow! Das Magnety zuuufällig hier ist! Das war ja wirklich Glück im Unglück“, gab Jack von sich.
Ich war die einzige, die den Sarkasmus heraushörte. Zustimmend nickte ich.

“Oh mein Gott, Magnety ist mein Traumtyp! Er sieht so verdammt heiß aus in seinem Superhelden Anzug!“, schwärmte Charlotte und sah mich an. “Nicht wahr Emma? Seine Augen sind wie Chrom und er hat so einen tollen Körper! Man sieht jeden Muskel! Und er ist so verantwortungsbewusst und hilfsbereit!“

Jack schaute mir direkt in die Augen und wartete auf meine Antwort.
“Also ähm ja! Er tut sehr viel Gutes!“, meinte ich zögernd.

Mein Freund hob eine Augenbraue.
“Ich muss schon sagen, Magnety ist ein sehr gut gebauter Typ und ich kann die Mädels nachvollziehen, die ihn umschwärmen!“, stimmte Jack ihr zu und fügte hinterlistig hinzu: “Oder Emma? Was findest du toll an Magnety?“
Gespannt wartete Charlotte auf meine Antwort und ich merkte, dass er mich absichtlich ärgerte.

“Nun ja...“, fing ich an.
Eine kurze Pause entstand und ich schaute zu den Erwachsenen. Die redeten allerdings miteinander und hörten uns drei nicht zu.

Mein Freund ist ein Superheld?? ✔✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt