PROLOG

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UNSICHER RICHTETE SICH Aya ihre Brille und sah sich in dem fremden Raum um

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UNSICHER RICHTETE SICH Aya ihre Brille und sah sich in dem fremden Raum um. Strahlend helles Weiß umgab sie. Ecken und Kanten schienen miteinander zu verschwimmen. Verblüfft hob sie ihren Kopf und ließ den Blick über die Decke schweifen.

Aya verband endlose Leere mit der einzigartigen Wirkung dieses Zimmers. Die reine, leuchtende Farbe um sie herum gab ihr das Gefühl, im Nichts zu stehen. Es beängstigte und berauschte sie zugleich.

Lediglich eine Tür durchbrach die unvergleichliche Harmonie des Raums. Mit dem abgenutzten Holz, dessen Farbe flächenweise abblätterte, stach sie aus dem grellen Weiß deutlich heraus. Es handelte sich um den einzigen Ausgang aus diesem riesigen Gebäude. Dem einzigen Ausgang aus der IUU. Nur deswegen waren sie alle hier.

Lange genug hatten sie nach dieser bestimmten Tür gesucht. Die IUU war zwar ihr einziges Zuhause, doch Vertrauen würde sie diesem Ort niemals schenken. Tief in ihrem Herzen hatte sie immer gewusst, dass es falsch war. Nicht in die Welt der Menschen hinaus zu dürfen, erzeugte bei ihr eine unstillbare Sehnsucht nach Ferne.

Ein Zucken durchlief sie, als die anderen Jugendlichen zu ihr aufgeholt hatten. Nervös fuhr Aya herum und registrierte, wie sie das Zimmer ähnlich überwältigt bestaunten. Doch der Zauber war mit einem Schlag durchbrochen.

"Nicht schlecht", gestand Lucette. Sie ging den anderen voraus und umrundete den Raum. Rote Strähnen wanden sich durch ihre schwarzen Haare und wirkten durch den hellen Hintergrund noch dämonischer als sonst. Das dunkle Gewand umspielte ihre dürre Statur und bewegte sich elegant mit ihr, als sie sich schlagartig zu Aya drehte.

Nicht ein Hauch von Anerkennung lag in ihrer Miene. Kaltblütigkeit blitzte in ihren Augen auf und ein falsches Lächeln umspielte ihre Lippen. Der Anblick jagte ihr abermals einen Schauder über den Rücken.

Lucette hatte ihr jeden Funken Freude gestohlen. Sie erpresste Aya und so sehr sie es sich auch wünschte, es gab aus diesem Schlamassel keinen Ausweg. Die Schwarzhaarige konnte alle Geheimnisse einer Person aufdecken und zu ihrem eigenen Vorteil nutzen. Alles nur, weil Lucette ihr auf die Schliche gekommen war, wie sie mit ihrem Talent - ihrer Affinität zu Computern -, Grenzen überschritt. Sie hatte sich in verbotene Server der IUU gehackt.

Nicht einmal die Leiterin der IUU hatte es gemerkt. Ausgerechnet Lucette war dahintergekommen. Sie hatte Aya terrorisiert, wie eine Zitrone ausgequetscht und sie zu einer Vereinbarung gezwungen. Es war ganz einfach. Sie half ihr die gewisse Tür zu finden und im Gegenzug verriet sie ihr kleines, verhängnisvolles Geheimnis nicht. Aya waren zwar die Folgen nicht bekannt, falls die Sache mit dem Hacken auffliegen würde, doch sie wollte es sowieso nicht wissen. Ihr wurde schlecht, wenn sie es sich ausmalte.

"Und jetzt setze fort", befahl Lucette und riss sie grob aus ihren verzweifelten Gedanken. Der strenge Ton erlaubte keine Widerrede, doch auch ohne ihm hätte Aya nicht den Fehler gemacht und gezögert. Sie hatte zu viel gegen sie in der Hand. Bevor sie unzufrieden wurde, machte sie lieber weiter.

Alles Blau || ehem. Everything is BlueWo Geschichten leben. Entdecke jetzt