Kapitel 2

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„Miaa, Liebling, aufstehen sonst verschläfst du noch den ganzen schönen Tag! Sieh mal, die Sonne scheint!"

„Ach lass sie doch Leyla. Sieh nur, wie sie schläft, ist sie nicht bezaubernd?" Es waren meine Eltern. Sie standen vor mir. Mein Vater hatte meine Mutter von hinten mit den Armen umschlungen und gemeinsam schauten sie auf mich herab. Ich tat so, als würde ich schlafen.

„Du hast ja recht, aber sie wird den ganzen Tag verschlafen, wenn sie jetzt nicht aufsteht!" beschwerte sich meine Mutter. „Und wenn schon, wenigstens haben wir dann mal wieder Zeit für uns alleine" er zwinkerte und daraufhin schlug meine Mutter ihn spielerisch in die Seite. Sie lächelte. Er lächelte. Ich lächelte. „Und außerdem" fing mein Vater an „Ist unser Engelchen hier schon längst wach." Mit diesen Worten kam er auf mein Bett zu und kitzelte mich durch. Ich lachte. „Daddy, lass das!"

„Genau Kyle!, Lass sie in Ruhe" sagte meine Mutter und sofort ließ mein Vater von mir ab. „Danke Mommy" sagte ich, nachdem ich mich beruhigt hatte. „Wofür denn?" fragte sie mich. Ich schaute sie verwirrt an. „Jetzt bin ich dran!" Ich riss meine Augen auf und im nächsten Moment war sie diejenige, die mich durchkitzelte. „Na hör mal" meldete sich mein Vater wieder zu Wort „Wenn du das kannst, kann ich das ja wohl auch!" Und schon war er wieder auf meinem Bett und wir alle kitzelten uns gegenseitig durch. Jeder lachte und nach dieser anstrengenden Kitzelattacke blieben wir dann erst einmal auf meinem Bett liegen.

„So ihr zwei Süßen! Jetzt wird es aber wirklich Zeit, ich will noch das schöne Wetter genießen!" Sie gab mir einen Kuss auf die Stirn und verschwand darauf lachend aus meinem Zimmer. Mein Vater schaute ihr verträumt hinterher.

„Woran denkst du Daddy?" fragte ich ihn.

„Daran, wie sehr ich sie liebe." Sagte er, und in diesem Moment wusste ich, dass meine Mutter für ihn die Welt war. „Aber dich liebe ich natürlich auch" fügte er noch hinzu und stupste meine Nase an. Ich kicherte und war wohl das glücklichste 7-jährige Mädchen auf der ganzen Welt...

Erschrocken wachte ich auf. Ich hatte geträumt, von damals, als alles noch ok war. Dieser Traum, das geschah kurz bevor sie starb. Ich hatte schon lange nicht mehr geträumt, geschweige denn von ihr und das war wahrscheinlich auch der Grund, warum mich das alles so traurig stimmte. Ich war froh, dass in diesem Moment mein Magen knurrte und mich somit auf andere Gedanken brachte. Essen! Hoffnungsvoll schaute ich zur Tür und tatsächlich lag dort etwas auf dem Boden! Schnell stand ich auf, was ein Fehler war, denn ich verzog sogleich schmerzverzehrt das Gesicht. Verdammt nochmal! Etwas langsamer ging ich zur Tür und tatsächlich lag dort ein Stück Brot mit Wurst und Käse. Mh! Lecker. Ich hob es auf, setzte mich auf meinen Teppich und verzerrte es genüsslich. Wenn man zwei ganze Tage nichts gegessen hatte, war so ein einfaches Brot echt der reinste Himmel!

Leider war das Brot viel zu schnell aufgegessen und das satte Gefühl hielt sich in Grenzen. Ich seufzte. Mehr würde es für heute wahrscheinlich nicht mehr geben. Nichts mit mir anzufangen stand ich auf und ging erstmal ins Bad. Ich betrachtete mich im Spiegel: Mir schauten blaue müde leere Augen entgegen. Dazu hatte ich extreme Augenringe und meine braunen Haare waren zerzaust und standen in alle Richtungen ab. Also nahm ich mir meinen Kamm und versuchte mein Haar zu kämmen, mit mäßigem Erfolg. Als ich damit fertig war, zog ich mein T-Shirt aus, damit ich meinen Körper begutachten konnte. Die Blutergüsse sahen fast noch genauso aus, wie am Vortag und mein Rücken auch. Kurzerhand beschloss ich duschen zu gehen. Das Wasser prasselte sanft auf meinen Körper und ich war froh, dass mir mein Vater hier unten warmes Wasser erlaubte. Lange stand ich einfach nur unter der Dusche und ließ das Wasser wohltuend über meinen Körper laufen. Am liebsten würde ich für immer hier stehen bleiben und all meine Sorgen vergessen. Aber das konnte ich nicht, schließlich war das mein beschissenes Leben, mit dem ich zurechtkommen musste. Aber für den Moment, genoss ich die Ruhe und das Gefühl von Geborgenheit.

MiaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt