1 Jahr zuvor
„Happy Birthday to me, happy birthday to me, happy birthday dear Mia, happy Birthday to me" sang ich leise, während ich im Schneidersitz auf meinem Teppich saß und das Käsebrot vor mir bewunderte. Eigentlich hatte ich dieses gestern schon bekommen, jedoch wollte ich es für heute aufheben, um mir selber ein Geburtstagsgeschenk zu machen, schließlich wurde ich 16!
Happy Birthday Mia, auf ein weiteres Jahr voller Beleidigungen und Schmerzen!
Danke liebe innere Stimme, da geht es mir ja gleich viel besser!
Immer wieder gerne! Du weißt doch, ich bin immer für dich da.
Die Stimme ignorierend biss ich in mein Brot und seufzte wohlig auf, als sich der Geschmack von Käse in meinem Mund ausbreitete. Ich ließ mir extra viel Zeit beim Kauen, was aber nicht sonderlich viel brachte, da das Brot nach wenigen Minuten schon vertilgt war. Schade. Naja, wenigstens hatte ich was zu essen. Positiv denken, positiv, Hoffnung.
Ich wollte den heutigen Tag versuchen zu genießen, immerhin hatte ich mir das auch mal verdient. Mit diesem Gedanken stand ich schwankend von dem Teppich auf. In letzter Zeit hatte ich einfach viel zu wenig gegessen, aber ändern konnte ich daran nicht sehr viel. Ich ging ins Bad und formte meine Hände zu einer Schale, um etwas Wasser zu trinken. Danach spritzte ich mir noch etwas Wasser in mein Gesicht und betrachtete mich im Spiegel. So scheiße sah ich heute doch gar nicht aus.
Ähm nee, bloß so wie jemand der seit Jahren auf der Straße lebt und lange keine Dusche mehr gesehen hat. Von verschmutzten Klamotten und Haaren abgesehen.
Ich seufzte. Sie hatte Recht. Ich sah schrecklich aus, also beschloss ich duschen zu gehen, in der Hoffnung, dass ER währenddessen nicht in mein Zimmer kommt. Schnell entledigte ich mich meiner Kleider und stieg in die weiße Dusche, wo ich wenig später auch schon das angenehm warme Wasser auf meiner Haut spüren konnte. Ich fuhr mit meinen Händen über mein Gesicht und dachte nach. Mal sehen, was heute noch so alles passieren wird. Bitte lass es nicht zu schlimm werden, betete ich und legte meine Stirn an die Duschwand ab. Nach einer Weile, die ich in dieser Position verharrte, wusch ich meine Haare und stieg aus der Dusche. Ich trocknete mich ab und stellte mich wieder vor den Spiegel, wo ich versuchte meine Haare mit den Fingern etwas zukämen. Als ich halbwegs mit dem Ergebnis zufrieden war, verließ ich das Badezimmer und steuerte meine Kommode an.
Nach kurzem Überlegen entschied ich mich für eine locker sitzende Hose und einen dunkelgrünen Pulli. Grün. Ich musste leicht schmunzeln. Ja grün passte zu dem heutigen Tag ausgezeichnet. Nachdem ich fertig angezogen war, setzte ich mich wieder auf meinen Teppich und begann die Medizinbücher, welche ich eigentlich schon auswendig kannte, zu lesen.
Synkope, Torax,.. All diese Begriffe kannte ich schon längst. Nachdem mir zu langweilig wurde, beschloss ich etwas Sport zu machen. Meine Verletzungen waren zurzeit nicht so schlimm und etwas Sport würde meinem Zustand nicht schaden. Also stand ich auf, band meine Haare zu einem niedrigen Zopf zusammen und überlegte, womit ich beginnen könnte. Letztendlich entschied ich mich fürs Dehnen.
Ausfallschritt links, Ausfallschritt rechts. Arme dehnen, Kopf und Füße kreisen.
Nachdem ich fertig mit dem Dehnen war, ging ich auf den Boden. Dort machte ich ein paar Liegestützen und legte mich danach auf den Rücken und zog meine Beine an meinen Bauch, sodass ich wie ein Igel zusammengerollt dalag. Nach ein paar Sekunden löste ich mich aus dieser Position, streckte die Beine wieder nach vorne und wiederholte das Ganze. Diese Übung entspannte meinen Rücken und tat meinem Körper im Allgemeinen ganz gut. Danach blieb ich noch eine ganze Weile mit angewinkelten Beinen liegen und starrte an die graue Decke über mir.
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Mia
أدب المراهقين"Hoffnung. Ein Wort mit acht Buchstaben, aber enormer Bedeutung" Mia ist 17. Seit ihre Mutter bei einem Autounfall ums Leben kam, ist ihr Leben nicht mehr das gleiche. Sie lebt in einem Keller ohne Fenster und ohne Licht. Jeden Tag kommt ihr Vater...