„Brooookee, wo bist du?" ertönte die säuselnde Stimme meines Vaters. Nein, bitte nicht, dachte ich nur und verstecke mich so weit es ging in meiner Ecke. Meine Arme umfassten meine angewinkelten Beine und gespannt starrte ich auf die Tür mir schräg gegenüber. Ich hörte das klingeln, welches mich sofort zusammenzucken ließ und eine Sekunde später wurde die Tür aufgerissen. Mein Vater funkelte mich wütend an und hob seine rechte Hand, in welcher er eine Bierflasche hielt.
„Du bist Schuld, hörst du? Nur du! Und du kannst deinen Fehler, deine Tat nur rückgängig machen, indem du auf mich hörst. Alles tust, was ich dir sage" säuselte er und grinste mich mit seinem Psychogrinsen an.
„VERSTANDEN?" brüllte er und sein Grinsen verschwand augenblicklich und nun war sein Gesicht wutverzerrt. Keine Sekunde später holte er Schwung und warf mit voller Kraft die Flasche nach mir, welche nur ein paar Zentimeter neben mir an der Wand zu Bruch ging.
Schweißgebadet wachte ich auf. Mein Herz raste und ich versuchte mich zu beruhigen. In dem ganzen Raum war es dunkel was mich nicht weiter störte, da ich in meinem alten „Zimmer" auch nur wenig Licht hatte. Verzweifelt sah ich mich um. Ich war immer noch im Krankenhaus. Leider war es hier genauso schlimm, wie bei ihm, meinem persönlichen Peiniger. Ich wollte das nicht mehr. Ich wollte doch nur ein Leben führen, ohne Angst, dass mir jemand Schmerzen zufügen konnte, wann er wollte. War das zu viel verlangt? Automatisch berührte ich die Einstichstelle der Spritze und musste hart schlucken.
Es hatte sich gar nichts geändert, rein gar nichts.
Und genau deshalb fasste ich einen Entschluss: ich musste hier weg. Am besten noch heute. Am besten jetzt gleich.
Mein Entschluss stand fest und somit schlug ich die Decke von mir und setzte mich auf. Schwindel überkam mich, sodass ich kurz verharren musste, um nicht gleich wieder umzufallen. Als der Schwindel nachließ, schwang ich vorsichtig meine Beine über die Bettkante und entfernte die Nadeln und Schläuche aus meinem Körper. Vor Schmerzen verzog ich das Gesicht. Das war echt nicht angenehm, kein Stückchen. Nachdem ich mich von allen Ketten befreit hatte, die mich an das Bett fesselten, setzte ich meine nackten Füße auf den kalten Boden und stand vorsichtig auf. Die Kälte unter meinen Füßen machte mir nichts aus, jedoch zitterten meine Beine und ein Ziehen durchfuhr meinen Bauch. Mein Blick glitt durch das Zimmer und ich entdeckte einen kleinen Hocker vor der linken Tür, auf dem meine Anziehsachen lagen.
Komm schon Mia, du schaffst das! Denk nicht so viel nach! Lauf einfach auf die Tür zu, wie in deinem alten Zimmer. Ist doch nichts Neues.
Nachdem ich mir selber Mut zugesprochen hatte, setzte ich langsam einen Fuß vor dem anderen, immer an der kühlen Wand entlang. Und tatsächlich war ich schneller an dem Hocker angekommen, als gedacht. Schnell zog ich mir meinen Pulli und die Jogginghose an und blickte zu den beiden Türen vor mir. Kurzerhand entschied ich mich für die Tür, aus der der Mann gekommen war, auch wenn dieser Gedanke mir nicht sonderlich gefiel. Er könnte ja noch da sein und mich bestrafen, wenn er sieht, dass ich das Zimmer verlasse.
Nach einer kurzen Verschnaufpause, öffnete ich so leise wie möglich die Tür und spähte nach draußen. Keine Menschenseele war auf dem Gang zu erkennen und so beschloss ich, mich weiter an der Wand vorwärts zu tasten.
Nach rechts! Flüsterte meine innere Stimme und ich tat, was sie mir sagte. Mühevoll setzte ich einen Schritt vor den anderen und kam schließlich an einer Treppe an. Angst keimte in mir auf.
Was, wenn er dort unten auf mich wartet? Was, wenn er nur darauf wartet, dass ich komme?
Und was, wenn er dich findet, wie du am Treppengeländer stehst und dumm nach unten schaust? Los jetzt, sei nicht so ein Angsthase! Zischte meine innere Stimme, sodass ich bedacht immer erst den einen, dann den anderen Fuß auf eine Treppenstufe setzte und damit nur quälend langsam die lange Treppe überwand. Endlich unten angekommen lehnte ich mich erschöpft gegen die Wand neben der Treppe und erlaubte mir, kurz zu verschnaufen.
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Mia
Ficção Adolescente"Hoffnung. Ein Wort mit acht Buchstaben, aber enormer Bedeutung" Mia ist 17. Seit ihre Mutter bei einem Autounfall ums Leben kam, ist ihr Leben nicht mehr das gleiche. Sie lebt in einem Keller ohne Fenster und ohne Licht. Jeden Tag kommt ihr Vater...