Als ich meine Augen das nächste Mal öffnete, blickte ich mal wieder an die weiße Decke genau über mir. Sofort wusste ich, dass ich wieder im Krankenhaus war. Mir fiel mein Fluchtversuch ein, welcher aber, aufgrund der Tatsache, dass ich noch immer hier in diesem blöden weißen Bett liege, fehlgeschlagen war.
Seufzend ließ ich mich noch tiefer in die weichen Kissen fallen und überlegte, wie es wohl weitergehen würde. Wahrscheinlich würden sie mich in die Klapse stecken weil sie dachten, dass ich eine totale Phsychopatin bin.
Bist du ja auch irgendwie.
Oh danke, vielen lieben Dank für das nette Kompliment!
Immer wieder gerne doch !
Augenrollend setzte ich mich auf. Ich sah nach links: zwei Türen, Weiß und noch mehr Weiß. Ich sah nach rechts: Fenster, Grün, Sonne, hell, fröhlich, atemberaubend schön, Freiheit,...
Okay, ich hör lieber mal auf, obwohl ich noch unendlich viel so weitermachen könnte, wenn ich wollte.
Sehnsüchtig schaute ich weiter aus dem Fenster und machte mir Gedanken darüber, wie es wohl weitergehen würde – diesmal jedoch ohne den Rat meiner ach so lieben und netten inneren Stimme.
Hey!
Also entweder, sie stecken mich wirklich in die Klapse, oder sie tun es nicht. Wahrscheinlich würde ich noch ein paar Tage hier bleiben müssen und dann, ja, dann würde ich wahrscheinlich in ein Kinderheim oder so kommen, wo ich dann so lange bleiben würde, bis ich 18 wäre. Und dann wäre ich endlich frei. Ich könnte tun und lassen, was ich wollte.
Tja, aber was wollte ich eigentlich? Bis jetzt war es immer mein Ziel gewesen, von meinem Vater wegzukommen, ihn zu überleben. Und frei zu sein. Aber nun? Nun hatte ich es geschafft von ihm wegzukommen, jedoch war ich immer noch nicht richtig frei. Aber was wäre, wenn ich es wirklich schaffen würde, endlich frei zu sein? Ja, was dann?
Ich überlegte. Was wollte ich später machen? Vielleicht irgendetwas studieren?
Sofort schüttelte ich den Kopf.
Das konnte ich ja mal so was von vergessen, schließlich hatte ich nur die 1. Klasse besucht und konnte wenigstens – dank meiner Mutter – ordentlich lesen und schreiben, falls ich letzteres nicht verlernt hatte. Wie sollte ich da bitteschön einen Beruf erlernen geschweigedenn studieren? Ich glaube das wäre nur möglich, wenn ich etwas machen würde, was mich erstens interessierte und zweitens, worin ich schon etwas Ahnung hatte. Und da gab es eigentlich nur eins: Medizin.
Ich lachte höhnisch auf.
Dank meinem Vater würde ich voraussichtlich sogar alles verstehen, was mir die Ärzte bald mitteilen würden. Beim Studieren wäre ich meinen Kommilitonen um weiten voraus und vermutlich könnte ich sogar schon einzelne Patienten verarzten, bevor ich das nötige Wissen im eigentlichen Studium erworben hätte. In diesem Sinne: Vielen lieben Dank Vater!
*Hust*
Seufzend ließ ich mich wieder in die weichen Kissen fallen und starrte an das weiße Gewölbe über mir.
All das, würde wahrscheinlich nie eintreten. Würde... Viel zu oft habe ich dieses Wort verwendet. Was wäre wenn.. Ein beliebtes Spiel bei meiner Mutter und mir damals, bloß nicht in diesem Ausmaß. Bei uns war es eher soetwas wie „Was wäre, wenn es morgen bei unserem Picknick regnet" oder „Was wäre, wenn ich morgen ganz plötzlich krank aufwache". Ganz banale Fragen, welche mir, angesichts der heutigen Zustände, beinahe absurd vorkommen. Aber was soll ich sagen? Ich war noch ein Kind. Ein kleines naives 6-jähriges Mädchen, welches keine Ahnung hatte, was alles noch auf sie zukommen würde.

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Mia
Fiksi Remaja"Hoffnung. Ein Wort mit acht Buchstaben, aber enormer Bedeutung" Mia ist 17. Seit ihre Mutter bei einem Autounfall ums Leben kam, ist ihr Leben nicht mehr das gleiche. Sie lebt in einem Keller ohne Fenster und ohne Licht. Jeden Tag kommt ihr Vater...