10 Jahre zuvor
Ich lag in meinem Bett, als ich von den Sonnenstrahlen geweckt wurde. Sofort war ich hellwach. Heute war mein 7. Geburtstag! Ich liebte Geburtstage. Sie waren immer so bunt, es gab viel zu essen, alle waren gut drauf und vor allem gab es viele viele Geschenke, und zwar nur für mich! Ein breites Grinsen bildete sich auf meinem Gesicht, als ich daran dachte, was heute alles passieren würde. Ich blieb noch eine Weile gedankenverloren in meinem Bett liegen, als es plötzlich an meiner Zimmertür vorsichtig klopfte.
„Herein." Sagte ich und im nächsten Moment schwang die Tür auf. Herein traten meine Eltern, mit einer riesigen Torte in der Hand und beide sangen ein Geburtstagslied. Es klang zwar schief, jedoch störte mich das wenig, es war einfach zu schön. Am liebsten würde ich jeden Tag so geweckt werden wollen! Ich musste kichern und zog die Decke bis zu meinem Kinn hoch. Nun standen meine Eltern direkt vor meinem Bett und hatten ihr kleines Ständchen beendet.
„Hey, was gibt es denn da zu lachen!" sagte meine Mutter mit einem gespielt beleidigenden Ton, dazu hatte sie noch ihre Hände in die Hüfte gestemmt. Sofort musste ich noch mehr lachen. Es sah einfach zu witzig aus. „Na warte!" sagte sie und war in der nächsten Sekunde schon in meinem Bett und kitzelte mich durch. Beide lachten wir ausgiebig, bis ich keine Luft mehr hatte und mein Vater uns mit einem Räuspern unterbrach.
„So ihr zwei Kichererbsen. Wenn ihr jetzt nicht aufsteht, tropft der Kerzenwachs noch auf die Torte. Also hopp hopp aufstehen und du mein Schatz" er kam einen Schritt auf mich zu und stupste meine Nase an „ziehst dich jetzt an, damit du deine Kerzen ausblasen kannst. Ansonsten mach ich das nämlich." Schlagartig hörte ich auf zu lachen. Niemand bläst MEINE Kerzen aus! Sofort sprang ich aus meinem Bett. Leider blieb ich an meiner Bettdecke hängen und so lag ich wenig später auch schon auf dem Boden.
„Na na, immer schön langsam, ansonsten müssen wir dich heute noch ins Krankenhaus bringen! Obwohl, so schlecht wäre das eigentlich gar nicht. Dann bliebe mehr Kuchen für mich, von den Geschenken einmal abgesehen." Sagte mein Vater und sah mich mit einem großen Grinsen an. Ich blickte ihm nur geschockt entgegen.
„Das wagst du nicht!" sagte ich mit einem bedrohlichen Unterton. Während ich mir mit meinem Vater ein Blickduell lieferte, mischte sich plötzlich meine Mutter ein, die das ganze bis jetzt nur amüsiert beobachtet hatte.
„Er nicht, aber ich schon!" sagte sie und sofort wandte ich den Blick zu ihr und schaute sie nun fassungslos an. Daraufhin musste sie lachen, wenig später stimmte mein Vater mit ein und auf einmal kam mir die ganze Situation doch ziemlich konisch vor, und so lachte ich nun auch mit.
„So, genug gelacht für den Morgen. Jetzt schnell ins Bad, schließlich warten die Kerzen auf dich!" sagte mein Vater nach einer Weile und schwankte die Torte in seinen Händen verführerisch hin und her. „Aye, aye Sir!" sagte ich kichernd und, machte die typische Seemannspose, bevor ich den beiden noch ein Küsschen auf die Wange drückte und mit einem Lächeln in meinem angrenzenden Bad verschwand.
Ich stand vor meinem Badezimmerspiegel und betrachtete mich lächelnd. Zum Glück war heute Samstag und damit keine Schule. So konnte ich den ganzen Tag mit meiner Familie verbringen. Schnell wusch ich mir mein Gesicht und putzte Zähne. Danach trat ich aus dem Bad und ging direkt zu meiner Zimmertür. An Geburtstagen war es bei uns üblich, so lange wie möglich im Schlafzeug zu bleiben, da das so viel bequemer war als in einer engen Jeans. Und manchmal, bekamen wir auch Kleidung geschenkt, welche wir dann sofort anzogen. Also blieb uns mit dem „Ich-bleibe-an-Geburtstagen-in-meinem-Schlafanzug" ein unnötiges Umziehen erspart.
Ich betrat den Flur und tapste die Treppenstufen zur Küche herunter. Dort angekommen lugte ich vorsichtig von der Seite ins Zimmer. Meine Eltern saßen bereits am Tisch und so ging ich schließlich hinein. „Morgen mein Sonnenschein!" begrüßte mich meine Mutter nochmal. „Morgen Mommy!" Danach ließ ich mich auf meinen Stuhl an der Stirnseite – und somit zwischen meinen Eltern - plumpsen und bewunderte mit großen Augen die riesige Torte vor mir auf dem Tisch. In meinem Zimmer kam ich gar nicht richtig dazu, sie zu bewundern – jetzt dagegen schon. Es war eine Schoko-Vanille-Torte mit drei Stockwerken. 1 und 2 jeweils Vanille, da ich kein großer Schokokuchenfan war. Sie war verziert mit pinken Marzipan und ganz oben stand mein Name in geschwungenen Buchstaben, umrundet mit 7 Kerzen.

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Mia
Teen Fiction"Hoffnung. Ein Wort mit acht Buchstaben, aber enormer Bedeutung" Mia ist 17. Seit ihre Mutter bei einem Autounfall ums Leben kam, ist ihr Leben nicht mehr das gleiche. Sie lebt in einem Keller ohne Fenster und ohne Licht. Jeden Tag kommt ihr Vater...