stay

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»Setz dich. Mach es dir irgendwo gemütlich.«

Unsicher sah ich mich in Marys Schlafzimmer um, streifte mit meinem Blick kurz Izzi, der im Schneidersitz auf dem Teppich vor dem Bett saß, die Hände vor dem Körper gefesselt und einen einfachen Strick um den Hals, der ihn an ein Tischbein band. Kurzerhand ließ ich mich auf die Kante des Bettes sinken. Mary ging zu Izzi, gab ihm einen sanften Kuss auf die Stirn und löste den Strick vom Tisch. Dann zog er mit einer flüssigen Bewegung seinen Schreibtischstuhl heran und nahm mir gegenüber Platz.

»Alex? Baby, geh bitte zu Taddl. Wir brauchen nicht lange. Wenn sie dich stören, kann er dir auch die Handfesseln abmachen.«

Sofort nickte Marys Freund und stand auf. Als er an seinem Dom vorbei zur Tür ging holte er sich noch einen kurzen Kuss ab, bevor er den Raum schließlich verließ.

Ich wusste, dass es mich an seiner Stelle genervt hätte, weggeschickt zu werden, auch wenn ich wusste, dass das hier schließlich eine Art geschäftliche Besprechung war.

»Die Woche ist von unserer Seite aus gut verlaufen. Du spielst gut, hast anscheinend Spaß an der Sache und passt auch menschlich gut ins Team. Wenn du willst, würden wir dich fest anstellen.«

Ich ließ mir kurz die letzte Probewoche durch den Kopf gehen. Was Mary sagte, stimmte. Ich hatte Spaß am Spiel, sowie auch privat mit den Jungs und Taddl bat mich immer noch jeden Abend, mir eine halbe Stunde Zeit mit ihm zu nehmen, damit wir uns besser kennen lernen konnten. Wir sprachen dann über Gott und die Welt, manchmal ganz einfache Themen, manchmal rutschten wir in Deep Talk ab und ich merkte, wie Taddls Plan, sich so auch persönlich besser kennen zu lernen, Erfolg hatte. Inzwischen fühlte es sich schon an, als würde ich ihn, Izzi und Mary ewig kennen, wodurch ich bei den Live-Sessions nur noch mehr Spaß hatte. Außerdem halfen diese Gespräche mir, meine Gedanken zu sortieren und unter Umständen mit jemandem zu teilen.

Selbst, wenn Taddl nicht so sehr darauf beharrt hätte, hätte ich diese Gespräche also schon nun, nach gerade Mal einer Woche, nicht mehr missen wollen.

»Sehr gerne. Ich bin rundum zufrieden, wirklich.«

Mary lächelte.

»Freut mich zu hören. Ich weiß, dass es Alex auch Spaß macht, mit dir zu spielen. Ich geb dir den endgültigen Arbeitsvertrag dann gleich mit, dann kannst du ihn dir in Ruhe durchlesen. Gibt es noch irgendetwas, was du ergänzen willst? Das mit dem Käfig?«

Ich nickte, sah betreten zu Boden. Es hatte die Woche einen kleinen Zwischenfall gegeben, als Taddl mich in der Session in den Käfig im Zimmer hatte einsperren wollen und ich in Panik verfallen war. Ich konnte es mir selbst nicht erklären, gefesselt zu sein machte mir schließlich auch nichts aus, aber die Vorstellung, in diesem winzigen Käfig eingesperrt zu sein, hatte mir in dem Moment wahnsinnige Angst gemacht. Wir hatten es danach noch ein weiteres Mal probiert, jedoch mit dem gleichen Ergebnis. Seitdem vermied Taddl es, mich in diese Situation zu bringen.

»Wäre gut. Ich glaube nicht, dass ich das schaffe.«

Ich hörte Mary aufstehen, spürte, wie sich die Matratze neben mir senkte und sich seine Hand auf meinen Rücken legte.

»Hey. Mach dir keine Gedanken. Das ist kein Problem. Auch, wenn das etwas so fundamentales ist, können wir es problemlos vermeiden. Das ist kein Grund für uns, dich nicht einzustellen. Und du sollst Spaß an den Drehs haben, wie T und Alex ja auch, und nicht leiden müssen.«

Ich nickte, ließ von Mary meinen Kopf leicht anheben und spürte, wie er seine Lippen für einen kurzen Moment auf meine legte.

Noch vor einer Woche hätte mich das vollkommen aus der Bahn geworfen, aber hier waren alle miteinander so vertraut und intim, dass es keine Seltenheit war, wenn einer von uns den anderen küsste, vollkommen unabhängig davon, ob die Kamera lief oder es wie hier, einfach auf persönlicher Ebene - in diesem Fall zum Mut machen - war. Soweit ich das bis jetzt einschätzen konnte, hatten auch Mary und Izzi kein Problem damit, wenn ihr Partner Taddl oder mich küsste, von daher hatte ich für mich beschlossen, dass ich mich dem anpasste.

Ich nickte, konnte nicht anders, als zu grinsen.

»Dankeschön. Wirklich.«

»Wie gesagt. Das ist klar. Dann halten wir es so fest.«

Ich nickte erneut.

»Dann habt ihr, nachdem ihr heute das aktuelle Szenario abgeschlossen habt, jetzt erst einmal drei Tage frei. Das ist jedes Mal so, bevor ein neues Spiel beginnt. In der Zeit stimmen die Zuschauer ab, welches Szenario sie als nächstes sehen möchten am Sonntag dreht ihr dann den Trailer dafür, bevor ihr in drei Tagen wieder live geht. Die zukünftigen Szenarien werden, anders als bisher, wo ihr ja entführte und eingesperrte Jungs gespielt habt, im ganzen Haus stattfinden, nicht nur in einem Zimmer und auch so gut wie rund um die Uhr gehen. Du wirst wirklich stark mit deiner Rolle verschmelzen. Ist das alles okay für dich?«

Ich nickte. Okay war noch untertrieben. Beim Gedanken an neue Szenarien spürte ich schon jetzt die Spannung in meinem Unterleib sich aufbauen.

»Klingt gut.«

»Gut.«, Mary lächelte, »Dann werden wir noch einmal über Szenen-Spezifische No-Gos und so weiter reden, wenn eine Wahl getroffen wurde.«

live (#Tardy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt