» Kapitel 27 «

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»John!«, rief der König dem Soldaten zu, der spöttisch Fitzpatricks aussichtslosen Kampf mit den Stufen beobachtete. Er schaffte es aufgrund seiner Fesselung nicht, auf das Podest zu gelangen. John hob den Blick.
»Bring ihn zur Guillotine!«, präzisierte der König seinen Befehl und lächelte ein grausames Lächeln, das mir das Blut in den Adern gefror.

Der Gardist nickte gehorsam in unsere Richtung und trat zu dem Gefangenen, der gegen seinen Knebel anschrie. Er beugte sich zu ihm herunter und flüsterte ihm etwas ins Ohr, das Fitzpatrick noch lauter brüllen ließ. Doch seine Bemühungen, sein Gefecht, all das hatte keinen Zweck. Und das wurde ihm mehr und mehr bewusst.

John packte ihn grob am Kragen und zerrte ihn auf das Podest herauf. Fitzpatrick versuchte unentwegt, sich irgendwie mit den Händen abzustützen, scheiterte allerdings jedes Mal kläglich. Ich sah, dass er lautlose Tränen weinte, dass er am ganzen Körper zitterte und konnte im Anbetracht dieser Zurschaustellung seines Schwächemoments nicht anders als tiefes Mitleid zu empfinden.

Wenn ich gekonnt hätte, hätte ich das Unvermeidbare wohl verhindert. Trotz allem. Aber ich konnte es nicht, denn Fitzpatricks Hinrichtung war mehr als bloße Vergeltung, sie war die Steilvorlage, die der König gebraucht hatte. Für die Verkündung der frohen Nachricht unserer unsterblichen Liebe, die der Ball letztendlich einläuten würde. Ich schluckte.

Der König von Ashbrook, Taron, entfernte sich von mir und ging schnellen Schrittes auf den Verurteilten zu, der verschwitzt und am Ende seiner Kräfte zu seinen Füßen lag und durch den Knebel hindurch kaum atmen konnte. Seine Brust hob und senkte sich in einem übernatürlich schnellen Tempo und ließ darauf schließen, dass er nicht mehr lange durchhalten würde. Der Aufenthalt im Verlies hatte aus einem gesunden, starken Mann eine leblose Puppe gemacht, einen Schatten seiner selbst. Und ich konnte nicht anders, als an meine eigenen Stunden an diesem Ort zu denken. An die Tyrannin, an den Offizier, an die vielen anderen Soldaten.

Wie hatte das alles geschehen können? Wie war aus der Gefangenen die Verlobte des Königs geworden? Trotz all der Erklärungen, die man mir nach und nach, Häppchenweise, serviert hatte, konnte ich diesen Prozess nach wie vor nicht nachvollziehen.

Als der König wieder seine Stimme erhob, verstummten die Geräusche um uns herum. Ich verstand nicht, wie eine nichtssagende Erscheinung, wie die des Herrschers eine war, eine solche Autorität ausstrahlen konnte.

»Dies ist Soldat Fitzpatrick! Seht ihn euch an, meine Lieben, prägt euch sein Gesicht genau an, damit ihr euren Kindern von ihm und seinen Verbrechen erzählen könnt!« Er ging auf die Knie und zog den Knebel, ein weißes, speichelgetränktes Tuch, aus Fitzpatricks Mund. Den Ausdruck des Ekels, der über sein Gesicht huschte, verbarg er flugs hinter einem Lächeln. »Ich bete zu Gott, er möge dich«, sprach er den hustenden Mann an, der sich unter ihm wand, »auf alle Ewigkeit in der Hölle schmoren lassen! Dass dir die Bosheit aus dem Leibe gebrannt werde! Nun kommt deine Gelegenheit, Dämon, du darfst deine letzten Worte äußern!«

Damit trat der König zurück und bedeutete mir, mich zu ihm zu gesellen. Auf wackligen Beinen folgte ich seinem lautlosen Befehl und hörte das Jubeln der Menge in meinem Rücken. Sie freuten sich auf die Hinrichtung, die immer näher rückte, und wurden vor Aufregung unruhig. Die Pferde, die noch immer am Fuße des Podests standen, scherten aus und wieherten unheilverkündend. Ich bekam Kopfschmerzen und musste mich zwingen, keine Magie anzuwenden, dieses verfluchte, unmenschliche Spektakel nicht augenblicklich dem Erdboden gleichzumachen. Ich fühlte, dass ich es tun könnte, doch es war auch nicht unwahrscheinlich, dass ich mich dabei selbst umbrachte und das wollte ich nicht. Nicht, solange es Hoffnung gab. Und ich hatte meine noch lange nicht verloren.

Angewidert aber doch erfüllt von einer unglaublichen Bestimmtheit, richtete ich den Blick auf das rasende Volk und blickte nicht ein einziges Mal zu Connor. Das würde mich sicherlich aus der Bahn werfen und genau jetzt, in diesem Moment, musste ich stark und unbeugsam sein.

BORN TO BURN (Band 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt