Kapitel 82

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Aber ich hatte mich geirrt. Denn die Hölle brach nicht für uns los, sondern für die feindlichen Truppen. Wie versteinert stand ich da und beobachtete, wie einzelne Männer innerhalb des riesigen Heeres sich gegen ihre eigenen Kameraden wandten und ein erbarmungsloses Blutvergießen begann. Connor hatte uns nicht verraten. Connor hatte seine Männer verraten. Zumindest die, die nicht dem Widerstand angehörten. 

Er stand auf unserer Seite! 

Der Schock über diese Erkenntnis schnürte mir förmlich die Luft ab. 

Kaelan lachte ungläubig auf: »Ich glaube, er mag dramatische Auftritte.«

Jeremia antwortete mit einem trockenen: »Und er wollte als Legende in die Geschichte eingehen. Als furchtloser Krieger, der eine epische Schlacht innerhalb der eigenen Reihen entfesselt hat. Typisch Connor.«

Ich konnte unser Glück kaum fassen. 

Im Geiste entschuldigte ich mich für all die Male, die ich ihn fälschlicherweise verdächtigt hatte und ging auf ihn zu. Da ich noch immer mit Jeremia Händchen hielt, zog ich ihn mit mir. Und da die Truppen hinter dem Thronfolger damit beschäftigt waren, sich vor ihren eigenen Waffenbrüdern zu schützen und nicht mehr wussten, wer Freund und wer Feind war, konnten wir uns eine kurze Besprechung genehmigen. 

Wie auf Kommando entfernten wir uns allesamt vom Zentrum des Schlachtfelds und blieben im Abseits stehen. Schweigend erst.

Connor sah uns von seinem Ross aus mit einem unergründlichen Ausdruck in den Augen an. 

»Hallo«, sagte ich rau. 

Er nickte mir nur zu. 

Jeremia sagte nichts. 

»Beeindruckend«, meinte ich dann, weil mir nichts anderes fiel. 

Er nickte wieder, das helle Haar wie ein strahlender Heiligenschein. »Das war Theodores Plan. Ich habe ihn bloß für gut befunden und ausgeführt. Die Ehre gebührt ihm.«

Theodore strahlte über das Lob seines Herrschers. Denn für ihn war Connor bereits König, ganz gleich, wer auf dem Thron saß. Und nach diesem rasanten Manöver konnte ich ihn mehr und mehr verstehen. Ich lächelte ihn an: »Wir stehen tief in Eurer Schuld.«

Er winkte ab: »Für Sentimentalität ist später Zeit. Wenn der Krieg gewonnen ist.«

Ich nickte zustimmend und wollte ihn gerade auf seine Tochter ansprechen, die wir in unserem Lager - von mehreren Soldaten bewacht - untergebracht hatten, doch er fiel mir ins Wort. »Ich weiß, dass Cordelia bei euch ist. Und ich kann dir nicht sagen, wie dankbar ich euch dafür bin, sie aus diesem Höllenloch befreit zu haben. Aber ihr möchte ich mich auch erst nach dem Krieg widmen. Ich habe so viel nachzuholen.« Den letzten Satz flüsterte er.

Und er hatte recht, denn das hatte er tatsächlich. Ob er wusste, dass seine Tochter nie wieder würde sehen können?

Der durchdringende Schrei eines verwundeten Mannes gellte über das Schlachtfeld, während die westenraaschen Soldaten, genau wie die aus Rushworth, ungeduldig darauf warteten, sich ebenfalls in die Schlacht zu stürzen.

Kaelan hielt sie noch zurück. Er behielt das Geschehen im Blick, sodass wir uns problemlos unterhalten konnten. Ich wusste, er würde das Richtige zur genau richtigen Zeit tun. Ein weiterer Vorzug dieses Mannes. 

Connors Blick brannte sich förmlich in mich, als ich den meinen wieder von Kaelan abwandte und unsere Gesprächspartner, die drei Männer, ansah, die mir so viel bedeuteten. Wenn auch auf sehr unterschiedliche und veränderte Weisen. 

George sagte leise meinen Namen, was mich völlig aus dem Konzept brachte. Er sah so viel reifer aus, so viel abgehärteter. Aber er sah mich an wie damals, als wolle er mich um jeden Preis beschützen. Ich schluckte den Kloß hinunter und schenkte ihm ein zaghaftes Lächeln. Danielle war tot, das war nicht mehr zu ändern. Aber meine Beziehung zu George konnte ich retten. 

BORN TO BURN (Band 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt