Kapitel 41

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Ich erwachte ruckartig aus meiner Benommenheit, als ein scharfer Schmerz in meiner linken Gesichtshälfte explodierte. Instinktiv legte ich meine Rechte auf meine Wange und setzte mich auf. Ich hatte nicht die geringste Ahnung, wie ich von der Trainingsweide in mein Bett - oder zumindest in Moyras Bett, denn ich saß auf ihrer Matratze - gelangt war, aber das erschien mir im Anbetracht des Schmerzes, der sich heiß und pochend in meiner linken Wange ausbreitete auch völlig nebensächlich.

Als ich meine Augen öffnete, stieß ich einen überraschten Schrei aus. Moyra stand mit erhobener Hand über mir und warf drei hinter ihr stehenden Männern, die ich mit kurzer Verzögerung als Jeremia, Marten und Cyryl identifizierte, einen triumphierenden Blick zu. Hatte sie mich etwa geschlagen?

»Ich hab's euch ja gesagt«, flötete sie lächelnd. »Manchmal ist die raue Art auch die beste Art.« Dann wandte sie sich an mich und ihr Lächeln verblasste. »Tut mir wirklich leid, Olive, aber wir konnten dich einfach nicht wach kriegen.«

»Ist schon gut«, murmelte ich benommen und verzog das Gesicht. »Du hast eine schwere Hand.«

»Oh, danke«, meinte Moyra, die meine Bemerkung offenbar als Kompliment aufgefasst hatte und entfernte sich von mir. »Ich schätze, jetzt wo die Arbeit erledigt ist, könnt ihr übernehmen, Jungs.« Damit verließ sie das Zimmer und schloss energisch die Tür hinter sich.

Kopfschüttelnd blickte ich ihr nach. »Ist sie immer so?«

Marten und Cyryl grinsten breit und kamen dann zu mir.

Ich erhaschte einen kurzen Blick auf Jeremias Gesicht - ohne Hut - und runzelte verwirrt die Stirn. Hatten eben doch tatsächlich seine Lippen gezuckt? Oder bildete ich mir das nur ein, weil ich mir einen Anflug von Humor auf seinem sanften Gesicht wünschte?

»Geht's dir«, begann Cyryl, noch immer grinsend, »den Umständen entsprechend gut?«

»Ja«, sagte ich trocken. »So ein Magie bedingter Zusammenbruch ist immer wieder schön. Was zum Teufel ist da draußen passiert?«

Marten zuckte die Schultern. Wieder einmal fiel mir auf, wie perfekt die beiden Männer sich ergänzten. Verbal und körperlich - vielleicht sogar geistig? »Es ist genauso gekommen, wie wir es vermuteten«, erklärte er bereitwillig. »Du hast die vier Elemente mit Beschlag belegt und die anderen Sonnenanbeterinnen zur Beendigung ihrer Tätigkeit gezwungen.«

»Was soll das heißen?«, erkundigte ich mich mit scharfer Stimme. »Es sei genauso gekommen, wie ihr es vermutet habt?« Ich verspürte wieder einmal das entmutigende Gefühl, benutzt worden zu sein.

Und ich hasste und verabscheute es.

»Na ja, von der Seherin haben wir einiges über dich und deine Magie erfahren«, gestand Cyryl zerknirscht, weil er meinen Gemütszustand offensichtlich bemerkt hatte. »Ein letzter Beweis war für uns also von großer Notwendigkeit.«

»Reicht es denn nicht, dass ich einen sterbenden Mann zurück ins Leben geholt habe?«, fragte ich mit erhobener Stimme und funkelte sowohl Cyryl und Marten, als auch Jeremia, der sich im Hintergrund hielt, wütend an. »Ich habe keine Lust mehr, ständig zu Jemandes Zwecken herumgeschubst zu werden.« Damit schwang ich meine Beine aus dem Bett und versuchte aufzustehen, was einen heftigen Schwindelanfall nach sich zog, sodass ich die Sache doch nochmal überdachte und zurücksank. Verflucht, dachte ich aufgebracht.

»Du hast...«, stammelte Marten mit weit aufgerissenen Augen und blassem Gesicht, »du hast jemanden geheilt? Ihn vor dem Tod gerettet?«

»Ja, so war es«, verkündete ich würdevoll, froh darüber, diese hartgesotteten Männer schockiert zu haben. »Aber das hat euch die Seherin nicht erzählt, nicht wahr?«

BORN TO BURN (Band 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt