Kapitel 7

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Draußen ist es bereits stockdunkel, und die magischen Lichter tauchen alles in ein schönes, romantisches Licht. Es ist leicht gedämmt, so dass man nicht viel erkennen kann. Es ist beruhigend und friedlich. Ich genieße die Atmosphäre.
Lariel schreitet neben mir her. Sie ist so anmutig, elegant und traumhaft schön. Wie eigentlich immer. Sie macht einen gelassenen und glücklichen Eindruck. Es ist so ruhig. Nicht ein Geräusch ist zu hören. Doch ich breche diese Stille. "Du sag mal, warum gibt dein Vater eigentlich einen Ball?", stelle ich ihr die Frage. Sie schüttelt leicht ihre braunen Löckchen. "Das weiß ich selber nicht, das hat er mir nicht gesagt..", antwortet sie. Komisch ist es ja schon. Einen Ball zu geben, wo fast das ganze Land eingeladen ist, und dann keinen Grund? Merkwürdig.

Angespannt wie immer laufe ich mit der Prinzessin zum Saal. Die große, schwere Tür wird uns geöffnet. Bevor Lariel in die Menge verschwinden wird, dreht sie sich zu mir um und schenkt mir ein zärtliches Lächeln. Ich verbeuge mich vor meiner Liebsten. Sie nickt und geht durch die Menge, die ihr einen Gang frei macht und sich der Reihe nach verbeugt, schnurstracks zu ihrem Vater. König Lorindel.
Er hat langes, glattes, platin-blondes Haar. Seine grünen Augen scannen den Raum ab. Sein Gesicht ziert ein anmutiges Lächeln. Es ist fast schon herrisch. Die Tür hinter mir wird geschlossen. Und ich bleibe stehen. Meine Augen scannen den Raum. Alle sind so schön, so hoch positioniert. Meine Augen bleiben an der schönsten Person hängen. Dieser Anblick lässt mich lächeln. Den ganzen Abend, bis Dylan mich rufen lässt, kann ich meiner Prinzessin zusehen, wie sie lächelt, sich bewegt, sich unterhält, gut aussieht, und alle Anwesenden bezaubert. Wobei, ich bin mir nicht sicher ob das so toll ist. Sie gehört immer hin mir!
Der Saal ist sehr schlicht geschmückt. Alles ist weiß und silber. Die Rosen sind weiß und schmücken in Form von Girlanden die großen Fenster, welche im romanischen Stil gehalten sind. Etwas größere Girlanden zieren den Raum von der Mitte an der Decke, vom riesigen Kronleuchter aus , der aus, im Licht schimmernden, Diamanten und Glassteinen besteht, gehen sie bis zu den weißen Granitsäulen die im kreisrundem Saal im drei Meter Abstand angebracht sind. In den Rosen befinden sich auch Perlen, die zwischen dem weiß und den grün heraus schimmern. Der Kronleuchter funktioniert mit magischen Lichtern, die ebenfalls ein romantisches Licht in den Saal werfen.
Als ich mich wieder umsehe, fällt mir auf, dass viele junge Männer zu Gast sind. Komisch...?
Lariel hat ihren Platz neben ihres Vaters Thron eingenommen, und es wird augenblicklich still. Das tuscheln, und raunen der Menge verstummt von der Sekunde zur nächsten. Interessierte Blicke werden Lariel zugeworfen.
Was soll das??
Lorindel schenkt seinen Gästen ein Lächeln, und steht auf. Ein Blick durch die Runde und er fängt an zu sprechen. Seine tiefe, herrische Stimme erfüllt den ganzen Saal. "Danke, dass ihr alle anwesend seid. Heute ist ein ganz besonderer Abend, für mich und vor allem für meine bezaubernde Tochter, Prinzessin Lariel!", verkündet er. Die Gäste klatschen, und ein paar der männlichen Gäste pfeifen sogar.
Habe ich was verpasst??
Ihrem Blick zu urteilen, denkt sie das selbe wie ich. Da fängt ihr Vater wieder an zu sprechen, als die Menge verstummt. "Heute werden sich die hier versammelten, jungen Männer vorstellen, und die Prinzessin wird wählen, wer ihr.." Ich reiße meine Augen auf. Nein! Das ist nicht wahr! Seine Worte sickern langsam in meinen Kopf. "...zukünftiger .." Bitte.. bitte sprich es nicht aus!! Innerlich bin ich kurz vor dem Explodieren. Mein Herz fängt an wie wild zu klopfen. Das darf doch nicht sein! "... Ehemann wird!", beendet er seinen Satz. Mein Herz bleibt stehen. Es schmerzt. Die Worte reißen mich komplett aus der Fassung. Mein Körper zittert und bebt. Das kann nicht sein. Das kann nicht sein Ernst sein. Er will mich von Lariel trennen?? Ich atme sehr schnell, und doch bekomme ich keine Luft. Ich werde sie verlieren. Für immer. Das Klatschen und Jubeln der Gäste vernehme ich gedämpft. Meine Sicht ist verschwommen und wenn ich jetzt los laufe, würde ich taumeln, da meine Beine sich wie Wackelpudding anfühlen. Mein Körper zittert immer mehr und ich lenke meinen Blick zu Lariel, die mich besorgt, verletzt und entschuldigend anschaut. Aber was mir ihr Blick noch verrät. Es ist ebenfalls ein Schock für sie. Ich senke meinen Blick. Meine Füße hinterlassen gefrorene Fußabdrücke. Ich muss hier raus. Sofort. Ein letztes Mal sehe ich zu ihr hoch. Ihr Blick ist flehend. Sie hat bemerkt was ich jetzt vorhabe. Ich forme ein "Es tut mir leid" mit meinen Lippen. Drehe mich um und verschwinde so schnell es geht den Saal. Die Geräusche habe ich schon lange ausgeblendet. Und wie ich es sagte, taumle ich den Gang entlang. Raus aus dem Schloss. Durch die Stadt. Die Fußabdrücke werden schnell zu Flächen, und diese werden immer größer, umso schneller ich laufe. Das weiche, grüne Moos gefriert, und wird kratzig und kalt. Die Bäume rechts und links von mir frieren in Sekundenschnelle ein. Ich atme schnell und habe mich schon lange nicht mehr unter Kontrolle. Mein Körper zittert immer mehr und ich versuche irgendwie das stechen in meiner Brust zu verdrängen, doch ich sehe immer wieder Lariel's verletzten Gesichtsausdruck vor meinem inneren Auge, was das ganze noch verschlimmert.
Warum? Warum sie? Und warum bin ich so ein Schwächling und renne weg? Wie ein Feigling! Kann man ihren Vater nicht umstimmen??
Ich spüre Wut in mir aufsteigen. Diese verdammte Zwangsheirat unter den Adligen. Das die Prinzessin immer einen Prinzen haben muss. Das ist so unfair!
Bin ich egoistisch?
Im Endeffekt ist es ihre Sache, und die des Königs.
Aber Verdammt!! Ich werde um meine Prinzessin kämpfen! Ich werde sie nicht an irgend einen dahergelaufenen Idioten überlassen!! Ich kann und werde sie nicht verlieren! Egal was es mich kostet!
Ob ich etwas ausrichten kann? Ich bin doch ein nichts..!
"Ho ho, da hat aber jemand seinen Frust rausgelassen..", höre ich eine Stimme hinter mir. Ich bin endlich stehen geblieben, und lehne meinen Arm gegen einen gefrorenen Baum. Die Stimme hinter mir macht es nicht besser. Nicht im geringsten. Sogar eher ins Gegenteil. Sie lacht. Ein dämliches Lachen. "Verzieh dich Dylan...!", knurre ich. "Wieso denn? Du kannst mit mir reden..", sagt er mit sanfter Stimme. Ich bemerke dass er näher kommt. "Ich kann dich jetzt nicht gebrauchen...", meine Stimme zittert, aber ich knurre immer noch. Mein Körper zittert immer noch. "Och Kleines, sei doch nicht so..", schnurrt er. Ich drehe mich um und meine Augen blitzen gefährlich. Ich hole mit der Faust aus. Doch er fängt diese, direkt vor seinem Gesicht. Mit den Zähnen knirschend, sehe ich ihn wutentbrannt an. "Hör auf mich so zu nennen... hast du verstanden!? Ich hatte gesagt du sollst mich in Ruhe lassen!",gifte ich ihn an. Meine Stimme klingt erschreckend gefährlich. Doch er lässt sich nichts anmerken und dreht gekonnt meinen Arm um, so dass ich mich vor Schmerz verkrampfe und locker lasse. Fehler. Er drückt meinen Arm hinter meinen Rücken und drückt mich so ein den Baum. Die Kälte spüre ich nicht. "Du bist sehr kompliziert.. sei doch mal entspannter Eisprinzessin..", flüstert er mir von hinten ins Ohr. Ich versuche mich aus seinem Griff zu winden, und drücke ihn weg. "Lass mich verdammt nochmal in Ruhe Dylan!! Was verstehst du daran nicht? Ich will nichts mit dir zu tun haben!", funkle ich ihn an. Er grinst. "Tja, das ist wohl dann dein Pech..", schmunzelt er. Würde ich Ärger bekommen wenn ich ihn umbringe? Ohne Zeugen versteht sich. Er scheint an meinem Blick zu erkennen was ich denke und raunt. "Na das solltest du lassen.." Ich presse meine beiden Kiefer zusammen, sodass meine Zähne knirschen. Ich schiebe ihn zur Seite. "Wir reiten in zehn Minuten los.., sei bitte Pünktlich", befehlt er mir. Dann verschwindet er.
Er macht mich wütend! Und als ob die Situation nicht noch schlimmer sein könnte..!
Na schön.., reg dich nicht auf, rede ich mir ein und versuche tief Luft zu holen.
Ich sehe zum Schloss hoch. Jeder steht jetzt wahrscheinlich um sie herum. Sie begaffen. Sie anmachen. Flirten. Sie womöglich noch anfassen. Ich schließe meine Augen. Ein frischer Wind bläst durch die Bäume und mein Haar weht im Wind. Nun kommt die Traurigkeit. Ich spüre wie meine Augen brennen. Meine Unterlippe bebt und ich spüre eine warme Träne, die mir über die Wange läuft. Ich falle auf meine Knie, und beuge mich über und weine. Ich weine nie. Aber ich kann meine Tränen nicht zurückhalten. Was wenn ich sie tatsächlich verliere?.. Was soll ich dann tun?..
Der Schmerz zerreißt mich förmlich von innen. Mein Haar fällt seitlich an meinem Gesicht vorbei. Und kräuselt sich am Boden. Die salzigen Tränen tropfen von meinem Kinn zu Boden. Ich presse meine Hände an meine Brust. Ein Schluchzen. Mein Schluchzen erfüllte die totenstille Lichtung. Meine linke Hand wird von der Rechten fest gehalten. Der Grund?
An meiner linken Hand, am Ringfinger befindet sich ein kleiner goldener Ring.

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My love is on ice // Abgeschlossen Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt