2. Kapitel

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20 Jahre später


Mick hockte auf dem Dach eines Hochhauses.

Seit einem Tag war er wieder in der vierten Dimension. 

Bei den Menschen!

Eigentlich hätte er gleich in die Villa gehen sollen, aber er hatte keine Lust dazu. Seit beinahe zwanzig Jahre war er nicht mehr dort gewesen und nun wollte er auch nicht in der Villa sein.

Seine Ausbildung hatte Zeit in Anspruch genommen, aber nun war er der Dämon, den sein Vater immer gewollt hatte.

Er beherrschte die Elemente, konnte Gedanken lesen und entwickelte Strategien, die manch einen ehrwürdigen Dämon verwundert inne hielten ließ.

Trotz seiner relativ jungen Jahre hatte sein Vater ihm ein Kommando gegeben und sie hatten die fünfte Dimension mehr als einmal erfolgreich verteidigt. Es kam immer wieder zum Krieg zwischen den Dämonenstämmen, besonders seid er aufgetaucht war. Die Familie seiner Mutter war besonders hartnäckig. Offenbar war ihnen auf einmal klar geworden, dass Mick doch nützlicher war, als Viktoria ihnen weiß machen wollte.

Besonders ihr Vater war scharf auf ihn.

Kaum hatte Mick seine erste Schlacht bestritten, bekam Damian schon die Nachricht, dass er seinen Sohn ausliefern sollte. Doch Damian dachte nicht daran. Auch wenn er ein lausiger Vater war, so hatte er begriffen, was er an Mick hatte.

Nein, Mick würde bestimmt nicht zu der Familie seiner Mutter gehen. Vor allem, weil er nicht wusste, wie er reagieren würde, wenn Viktoria plötzlich vor ihm stehen würde. Seine Wut auf sie hatte sich auch in den zwanzig Jahren nicht gelegt. Er konnte ihr einfach nicht verzeihen, dass sie ihm verschwiegen hatte, was er in Wirklichkeit war. Und da war noch mehr. Wahrscheinlich würde er ihr nie mehr begegnen, denn sie war auch ein Feigling. 

„Verwöhne Mistschlampe!", murrte er.

Liebend gerne hätte er sich für die Jahre revanchiert, die er mit ihr verbringen musste.

Jetzt war er aber erst einmal hier.

Er stand auf und streckte sich. Sein Mantel wehte im Wind und er blickte kurz in den Himmel. Sofort herrschte Windstille und er grinste.

Ja, er hatte es immer noch mit dem Wetter. Nur dass es ihn nicht mehr beherrschte, sondern umgekehrt. Was er wollte, geschah!

Sein Handy klingelte und er fluchte, als er sah, wer ihn anrief.

Callum!

Er wollte bestimmt wissen, wo Mick sich herumtrieb.

Er lehnte den Anruf ab und sprang vom Hochhaus.

Es war tief dunkle Nacht und niemand hatte ihn gesehen. Aber er liebte diesen Kick und wenn das Adrenalin in seine Adern schoss.

Wieder klingelte sein Handy und Mick knurrte.

Konnte Callum ihn nicht in Ruhe lassen?

Sein Vater hatte ihm endlich freie Zeit gewährt, aber er verlangte, dass Mick in die vierte Dimension zurückkehrte. Wahrscheinlich meinte Damian, ihn so unter Kontrolle halten zu können. Manchmal behandelte er Mick immer noch wie einen kleinen Jungen. Er bewegte kurz seinen Kopf und wandelte sich in seine menschliche Gestalt.

Er würde seine Ruhe haben!

Aber nicht in der Villa.

Er schlenderte die Straße entlang. Die Menschen machten ihm bereitwillig Platz, als ob sie ahnen würden, dass er gefährlich war. Es konnte allerdings auch an seiner Größe und an seinem Aussehen liegen. Es war schon ewige Zeiten her, dass er das letzte Mal gelächelt hatte. Und damals war es eher ein Grinsen, als er einem Dämon mit bloßen Händen das Genick gebrochen hatte.

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