"Erzähl mir etwas über dich.", bat ich Seokjin irgendwann im Laufe des nächsten Vormittags, in dem wir Seite an Seite durch die dicht durchwachsenen Wälder wanderten, der Mann von Zeit zu Zeit furchtbare Witze riss, über die nur Luhan lachen konnte. Seokjins einsame Hütte lag weit ab unseren eigentlichen Weges und wir wanderten eine gute Stunde, nur um überhaupt zu diesem zurück zu finden. Ab dann ging es den unauffälligen Spuren von Jongdae nach, die auf der weichen Erde zu sehen waren, neben den großen Tatzen des Tieres die eines kleineren Wolfes, die mich eigenartigerweise an Yoongi erinnerten. Ein weiteres Mal war ich erstaunt von der offensichtlichen Ähnlichkeit zwischen Mann und Wolf. Seokjin selbst hingegen wirkte völlig unbesorgt und marschierte glücklich neben mir einher, sah sich gelegentlich zu Luhan zu, der uns scheu durch die Wälder folgte und summte zu einer unhörbaren Melodie, die Stimme sanft und wohlklingend. Das erste, was mir neben seiner atemberaubenden Schönheit an ihm auffiel, waren seine auffällig spitz zulaufenden Ohren, etwas, das ich nur von Jungkook kannte. Aber bei diesem hatten meine Eltern mir bereits von klein auf eingebläut das Thema nicht anzusprechen, weswegen ich mich nun ebenso bei dem Heiler scheute, um keinen möglichen Schaden anzurichten.
"Über mich gibt es nicht wirklich viel zu erzählen, du hast bereits alles, das mich ausmacht gesehen und ansonsten" Der Mann schweifte ab, streute ein paar wilden Enten ein paar Brotkrummen hin, die die Tiere hungrig mit vier flatternden, blauen Flügeln aufsammelten. "Nun, ich weiß es nicht. Ich bin Heiler, stamme aus dem Wald, habe nur Luhan..." Etwas enttäuscht senkte ich den Kopf, hatte mir wilde Geschichten und einzigartige Abenteuer von dem Älteren erhofft, oder wenigstens das Geheimnis seiner rätselhaften Herkunft. "Oh, aber wie würdest du jemanden beschreiben, der Kekse klaut?" Er lachte schon, bevor sein Witz zu Ende erzählt war und ich blinzelte ihm bloß zweimal neutral zu, dann zuckte ich ratlos die Schultern, war es doch relativ egal, wie ein Keksdieb nun hieß. "Krümelnell!", lachte Seokjin dann laut los und hieb sich jauchzend ein paar Mal auf den Oberschenkel, während das Geräusch von einer Scheibe, die geputzt wurde ungehindert seinen Mund verließ. Gegen meinen Willen musste ich auch lachen, allerdings eher noch wegen seiner eigenen lustigen Art dies zu tun, denn dem eigentlichen Witz.
Ich fand es erstaunlich, wie wohl er sich in meiner ungebetenen Nähe fühlte. Ohne groß verschwiegen oder vorsichtig zu sein, behandelte er mich wie einen nahen Freund, den er bereits seit Jahren kannte und dem er sich anvertrauen konnte. Ich mochte diese Art von Nähe.
Sein Gesicht war gerötet, als er sich langsam wieder beruhigte und hin und wieder kurz kicherte, glücklich seine Tasche umherschwang. "Wir sind übrigens in einer Sunde etwa in Langúr. Danach sollten wir dich erstmal zu deinen Freunden bringen und sobald ich deinen Verband noch einmal gewechselt habe, gehe ich wieder heim.", informierte er mich nachdenklich und streckte eine Hand mit Brot nach Luhan aus, der sich uns mit grazilen Schritten näherte. Ich bereute es etwas es nicht geschafft zu haben den Mann dazu zu überreden mit uns zu reisen, wäre er doch der perfekte Zusatz zu unserer bunten Truppe gewesen. Aber Seokjin hatte sich von keinem Bitten und Flehen aus der Ruhe bringen lassen, hatte bloß gelächelt und dann wild den Kopf umher geworfen, als er mir anschließend belehrend erklärte, dass er unmöglich seine kleinen, wehrlosen Babies (die Pflanzen) allein lassen konnte. "Kannst du nicht nur kurz bleiben? Sie erstmal kennen lernen, vielleicht willst du dann doch mit!", versuchte ich es trotzdem noch einmal und Seokjin schüttelte bloß den Kopf, bevor er wieder stur nach vorne sah, in die Richtung, wo sich der Wald langsam zu lichten begann, weiten Wiesen Platz machte.
Der Himmel war heute etwas unruhig, schien sich nicht entscheiden zu können, was er nun genau tun wollte, aber das gelegentliche Grollen wies auf ein Gewitter hin, mit dem wir nicht konfrontiert werden wollten, weswegen wir uns beeilten unser Ziel zu erreichen. Wir folgten der Straße weiter durch hügelige Wiesen, beobachteten bunte Blumen, die von geschuppten Hasen beschnuppert und gefuttert wurden, bis ein Vogel sich den Hasen schnappte und behielten je ein Auge auf Luhan, der hoheitlich hinter uns einher schritt, mich mit Geweih zwar überragte, mir aber ansonsten nur bis zur Brust ging. Also ein Greif könnte ihn verschlingen. Der Schnee war der Frühling hier schon längst gewichen, die eisige Kälte meiner Heimat eingetauscht in Temperaturen, die mir schon fast zu angenehm waren. Wir waren höchstens bei 12 Grad Celsius.
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Dragon's Revenge [BTS boyxboy]
FanfictionDenkst du jemals an die zurück, die du verloren hast? Fragst du dich jemals was ihre Geschichte war, was sie vor dir geheim gehalten haben? Was, wenn da draußen eine Welt wäre, voll von Geheimnissen, Lügen und Liebe? Was, wenn sie davon wüssten und...