XXV. Angriff

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Hoseok hatte früh damit angefangen unermüdlich zu tanzen und da bisher noch nichts und niemand aufgetaucht war, vermutete ich stark, dass der energiereiche Tänzer zum äußersten griff, sich so stark wie möglich auf den unvermeidlichen Kampf vorbereitete. Ich saß schwach in seiner Nähe an einen schmalen Baum gelehnt, kaute Blätter gegen die Übelkeit, die Seokjin mir am Morgen zwischen endlosen Entschuldigungen überreicht hatte, nachdem ich es wieder mit dem üblichen Erbrechen zu tun bekommen hatte. Erschöpft beobachtete ich also einen wunderschönen Hoseok verschwitzt durch die lächelnde Sonne wirbeln, folgte seinem bronzenen Haar im graziösen Flug um seine wirblenden, komplizierten Bewegungen. Jinyoung saß mit beiden Händen auf dem Griff seines Säbels verschränkt neben mir, bewachte uns und bestaunte ebenfalls Hoseok, während alle anderen schon voraus gegangen waren, ich mehr als unzufrieden war nicht zur Hilfe zu sein, sollte eine unerwartete Attacke kommen. Wobei da die Frage eher war, ob ich selbst wenn ich anwesend wäre tatsächlich auch hilfreich war und nicht nur überflüssig den Platz einnahm.

Hoseok tanzte und tanzte, bis er irgendwann mit zitternden Gliedern zusammenbrach, nach Luft schnappte und eine Weile lang in meinen Armen zwischen Bewusstlosigkeit und Wachsein umherschwandt. Unruhig strich ich die Haare aus seinem triefenden Gesicht, tupfte mit meinem Ärmel seine Wangen und Stirn ab, mochte es immer weniger, dass das hier bereits der vierte Besuch war und seine Götter ihm immernoch keine Hilfe schickten. Hielten sie es für Zeitverschwendung? Würden wir sowieso bald alle sterben?

Es war nicht mal die Angst, die mich in Wut die Mundwinkel hinabziehen ließ. Es war die Tatsache, dass Hoseok sich hier abkämpfte und seine ach so Angebeteten ihn kaltherzig ignorierten.

"Hakyeon ist...so gemein.", lachte der Tänzer erschöpft auf meinem Schoß, normalisierte langsam seinen Atem wieder, während seine Körperwärme heiß durch den Stoff meiner Kleidung sickerte, mich etwas beruhigte. "Er will immer alles von dir, bevor er sich deiner erbarmt." Ich zog zusätzlich die Augenbrauen zusammen, schickte einen fiesen Blick gen Himmel, während Hoseok neben mir die Hand ausstreckte, etwas hamstergroßes aus dem Gras pflückte. "Aber er enttäuscht nie." Konfus sah ich wieder nach unten und fand ein winziges Nilpferd mit einem lilanen Schneckenhaus auf dem hellblauen Rücken vor, sah wie es sich glücklich in Hoseoks blutende Hände schmiegte, wo er sich mit den Händen auf dem Boden hatte aufstützen müssen und schneidende Steine erwischt hatte. Hakyeon einen skeptischen Blick zuwerfend, auch wenn er süß war, spie ich Seokjins Heilkräuter aus und ließ mir vom schweigsamen Jinyoung einen Verband reichen, den ich sorgsam um die verletzten Hände des glücklich strahlenden Mannes neben mir wickelte.

"Wir sollten bald los.", sinnierte ich, als die Sonne bereits wieder ihren Abgang machte, denn wir planten in den abkühlenden Abendstunden anzugreifen, wo die Dämonen noch etwas schwächer aber die anderen Kreaturen in der Hauptsache schon müde waren. "Bewegen wir uns.", gab Jinyoung fünf Minuten später gelassen das Kommando zum Aufbruch und mit dem Willen über unseren Köpfen geschrieben folgten wir den Spuren der anderen, beschützten unsere sanfte Sonnenimpersonifikation vor schreckbaren Dingen.

"Bitte überlebt, ja?", bat ich die beiden jungen Männer an meiner Seite eine Weile später geistesabwesend, hatte ein schlechtes Gefühl im Bauch, woraufhin Hoseok quietschte, mir eine pergamentrollenendlose Rede darüber hielt, dass ich mir keine Sorgen machen sollte, dass niemand sterben würde und wie zur Hölle (sorry Jimin) ich überhaupt auf diesen hinfälligen Gedanken käme.

Ich zuckte nur die Schultern, verschwieg ihnen meine lächerliche Nervosität, die am Ende nur Unruhe bereitet hätte.

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"Links und rechts vom Wegeseingang stehen zwei Wachen, die Wehr ist im Abstand von 5 Metern in insgesamt 100 Metern von Schützen bemannt. Die eigentliche Festung ist innerhalb der Brustwehr und in der Mitte des Platzes führt eine Falltür zweifellos zu den Kerkern hinab." Jaebum warf einen ernsten Blick in die Runde. "Am Eingang des Lagers stehen nochmal zwei Wachen, also an sich nur vier, um die man sich unten kümmern müsste, wenn die 20 oben Ruhe geben." Er deutete mit einem Stock auf den Plan vor uns, über den wir uns alle gekauert hatten.

Dragon's Revenge [BTS boyxboy]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt