"Was machst du da?", fragte mich Namjoon am Tage darauf neugierig, nachdem wir unangenehm aneinander gedrängt und leicht auf dem Löwen geschlafen hatten, Yoongi in ein fiebriges Wach-Schlafen geglitten war und ich Namjoon schüchtern gebeten hatte die Zügel zu nehmen, als vor uns die Sonne orange und rosa zwischen den zerklüfteten Bergen hindurchlugte. Ich hatte die Hände gefaltet und die Augen geschlossen, atmete stetig tief ein und aus und trank die immer wärmer werdende Luft in mir auf.
"Ich bete.", erklärte ich dem Soldat ohne Scham und nahm dann langsam die Hände wieder herunter, sah kurz melancholisch ins güldene Licht des anbrechenden Tages, bevor ich ganz instinktiv nach Yoongis Händen um mich griff, ein weiteres Mal schmerzhaft feststellen musste, dass eine seiner großen, starken Hände, die wenige Tage zuvor noch zärtlich mein Gesicht gehalten hatten, als er mich küsste nun fehlte, irgendwo leblos in den zerstörten Straßen Marts lag.
"Um?" Namjoon lenkte mich erfolgreich ab, ich war ihm dankbar. "Die Verlorenen. Auf dass ihre Seelen Ruhe finden.", meinte ich vollkommen ernst und Namjoon sagte überhaupt nichts mehr, hielt nur geduldig an dem Löwen fest, der mit gelegentlichen Flügelschlägen mühelos durch die Luft segelte. "Ich bete um meine Eltern, Jungkooks Eltern, alle Dorfbewohner, Baekhyun, dessen Geliebten und dessen Bruder und um Jongdae und alle Menschen Marts." Die wegen mir leiden gemusst und ihre Leben verloren hatten.
Namjoon hörte den letzten Teil, ohne dass ich ihn laut aussprach, zog es jedoch vor ihn rücksichtsvoll nicht anzusprechen. "Ist Baekhyuns Bruder nicht auch dein Bruder?" Ich wusste es nicht. Rein theoretisch gesehen ja, aber meine Mutter hatte ein weiteres Kind nie erwähnt. Und Chanyeol hatte Sehun als Baekhyuns Bruder vorgestellt, nicht meinen. "Ein Blutsbruder vielleicht.", sinnierte ich abschweifend, wandte geblendet die Augen ab, als die Sonne sich vollends erhob und warm in mein Gesicht umschmeichelte.
"Ich hatte auch einmal einen Blutsbruder.", murmelte Namjoon in einer angenehm rauen, tiefen Stimme hinter mir und ich wurde automatisch neugierig, nahm ihm die Zügel wieder ab, um seinen Verletzungen Ruhe zu gönnen. "Ist er tot?" "Vom rechten Weg abgekommen. Jiyong hat ihn gestürzt." Ich hielt gespannt die Luft an, erfuhr nun endlich mehr über das Rätsel, das Hoseok in diesem gruseligen Tal aufgerufen hatte. Namjoon seufzte hinter mir, strich sich verloren durch die Haare, bevor er sich die verschwommene Landschaft und deren ineinander fließende Farben wie in einem Ölgemälde unter uns besah, gedankenverloren einen Arm um Yoongi legte, als der im Fieberwahn gequält wimmerte. "Yifan war... Nicht der König, den das Volk brauchte. Er war zu jung, zu unkontrolliert... Ich glaube nicht, dass Jiyong es besser gemacht hat, aber wenigstens vereint er die anderen drei Reiche mit dem unseren.", hing Namjoon alten Gedanken nach, spannte mich auf die Folter warum genau er denn nicht mehr bei Yifan war.
"Yifan zog sich unter Jiyongs Macht zurück, zu stark war dieser einzelne Mann mit seinen abartigen Kräften." Ich wusste nicht Bescheid über König Jiyongs Kräfte, doch man munkelte, dass er von etwas, das noch über dem Schicksal stand, gesandt wurde, um die Welt zu beherrschen und irgendwann, wenn er ihr überdrüssig wurde, auch zu zerstören. "Ich floh damals mit ihm, war nicht gewillt mich diesem Wahnsinnigen zu unterwerfen. Und Yifan tat genau das, was er nicht hätte tun sollen, um seinen Platz zurück zu erlangen. Er ließ eine schwangere Frau zurück." Schockiert sog ich die Luft ein, kannte diese Fassung fernab des Machtkampfes noch gar nicht. Ich hatte König Yifan im Dorfgepläkel immer als einen weiblich unabhängigen Mann erlebt, dachte nicht im Traum daran, dass er einen derartig leichtsinnigen Fehler hätte begehen können.
"Zu dumm nur, dass diese Frau nicht die Geliebte Yifans, sondern meine war. Die ignorante Öffentlichkeit, die immer nur wie Geier auf ihre Gelegenheit wartet, jedoch missverstand und verbannte ihn, jagte ihn hinfort mit seinen schlechten Moralen sie ungeheiratet zu schwängern und dann davonzurennen. So etwas tust du einfach nicht als potenzieller Thronverfechter." Namjoons samtige Stimme war bitter geworden, er sprach zwischen zusammengebissenen Zähnen hindurch und ich bekam Angst davor, wie es weiterging, fürchtete den Ausgang seiner Erfahrung.
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Dragon's Revenge [BTS boyxboy]
FanficDenkst du jemals an die zurück, die du verloren hast? Fragst du dich jemals was ihre Geschichte war, was sie vor dir geheim gehalten haben? Was, wenn da draußen eine Welt wäre, voll von Geheimnissen, Lügen und Liebe? Was, wenn sie davon wüssten und...