XIX. G-Dragon

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"Ugh.", machte ich angewidert, als meine Erinnerungen flutartig zu mir zurückkamen und fuhr kerzengrad aus den weichen Daunenkissen, auf die ich gebettet war nach oben. Ich fühlte mich wie ein Fisch, der plötzlich in ein unsichtbares Fischernetz geschwommen war, alles hinter sich lassen musste und rücksichtslos ausgeschlachtet worden war. Der Gedanke an jegliche noch so harmlose Meeresbewohner brachte ich in meinem übergroßen, weißen Hemd zum schaudern und langsam nahm ich meine fremde Umgebung in mir auf, ließ meinen Blick über schwere, goldene Samtvorhänge und teure Holzmöbel schweifen. Ich lag in einem Himmelbett mit durchsichtigen, weißen Schleiern darum und war liebevoll mit einer ebenso rein weißen Decke zugedeckt, die goldene Fransen an den Seiten hatte. Weiter ging mein Blick über eine wundervoll bemalte Decke, auf der allerlei Kreaturen in Frieden miteinander lebten und hinab zu dem braunen Holzboden, der pittoresk zu den Möbeln und den weißen Gegenständen darauf passte. In einer ebenso weißen Vase neben mir waren ein paar goldene Lilien aufbewahrt, während meine Krallen und mein Dolch fein gesäubert auf einem weißen Tuch neben den Blumen ruhten.

Unschwer zu erraten, dass ich mit weit offenem Mund in einem der prunkvollsten Gemächer lag, die ich wohl im ganzen, jämmerlichen Leben je sehen würde.

"Wow.", brachte ich nur in berechtigtem Staunen heraus und schob dann langsam die warme Decke von meinen Beinen, die in samtene, goldene Hosen gekleidet waren, bevor ich aufstand, etwas unsicher meinen Halt auf nackten Füßen testete. Keinerlei Schmerz. Nirgends. Begeistert tastete ich über meinen flachen Bauch, spürte nichts von wegen Krakeneiern und hielt dann mitten in der Bewegung an, verharrte gewarnt. "Ich muss tot sein.", stellte ich dann leise zu mir selbst gewandt fest und meine Augen füllten sich mit Tränen, als ich an Jungkook und Hoseok und alle anderen dachte, die mich womöglich vermissen würden und ohne mich weitermachen müssten, nur weil ich ihnen den Traum meines Bruders aufgezwängt hatte.

Furios wischte ich die Tränen aus meinen Augen, zwang mich wenigstens jetzt stark zu sein und ging auf völlig gesunden Beinen zur Tür, öffnete sie vorsichtig, während mein Hemd fließend über eine Schulter nach unten rutschte. Draußen war ein langer Korridor, der hell erleuchtet und offen war, fast gänzlich aus Fenstern bestand, durch die warmes Tageslicht fiel, mich automatisch etwas zum lächeln brachte. Verzückt von dem Ort, an dem ich so unvorhergesehen gelandet war, schritt ich den Gang entlang, spürte den Boden warm unter meinen Füßen und sah hin und weg von der Aussicht aus den Fenstern hinaus, sah eine ganze Stadt unter mir liegen. "Muss die Himmelsstadt sein.", riet ich ungläubig vor mich hin, kniff mich dann vorsichtig, um sicherzugehen, dass ich nicht träumte. Aber der bekannte Druck ging durch meine Haut, trieb das Blut an die Stelle und überzeugte mich von der Echtheit meiner Umgebung.

Ich verharrte, als ein Einhorn mir plötzlich im Weg stand.

"Bist du... Bist du Gimi?", fragte ich aufgeregt, sprang instinktiv auf das Tier zu, um ihm begeistert die Arme um den Hals zu schlingen, als es zustimmend den Kopf senkte. "Dann... Dann bin ich nicht tot?", stellte ich dann erschrocken fest, sah mich noch einmal um, konnte es gar nicht fassen, dass der breite Gang hinter mir, mit der offenen, schön verzierten Tür mit der goldenen Klinke echt war. Mein Blick ging zurück zu dem Einhorn, das sich geduldig an mich schmiegte. "Kannst du mich zu Taeyang bringen?", bat ich es sanft und streichelte vorsichtig seine seidige Mähne, während das Tier folgsam vor mir auf nie Knie ging, mich einlud auf seinen Rücken zu steigen. Ganz hippelig und aufgekratzt, dass es mir gut ging, das ganze nur ein schlechter Traum gewesen sein und ich bloß irgendwas falsches eingeatmet haben musste, befolgte ich das Angebot, hob mich fest, als das Einhorn sich umdrehte und dann gemächlich den Gang hinunter trabte, mich an weiteren Türen und Fenstern mit einer atemberaubenden Aussicht vorbei brachte.

Nach einigen Minuten erreichten wir eine kreisrunde Halle, in deren Mitte eine riesige Eiche ihre Zweige gen Himmel streckte und deren Stamm und Äste aus purem Gold zu sein schienen. "Unglaublich.", kommentierte ich atemlos und Gimi wieherte in Einverständnis, dann brachte sie uns rechtsrum um den majestätischen Baum herum, der meinen Blick wie magisch anzog und zu einer sieben Meter hohen, großen Tür, geziert von geschwungenen Ornamenten, die geisterhaft aufschwang, als wir uns näherten.

Dragon's Revenge [BTS boyxboy]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt