,,Nervös?", fragte mich mein bester Freund, der sich an der Türe angelehnt hatte.
,,Klar", meinte ich und blickte ein letztes Mal in den einzigen Spiegel der sich im Backstage Bereich befand, bevor wir daraus heraus traten.
,,Bei dir ist es immer ein bisschen unterschiedlich, weißt du." ,,Und trotzdem kennst du mich schon zwölf Jahre."
Er lachte und legte seinen Arm um meine Schultern.
,, Manchmal machst du eben keine Anzeichen, darum frage ich."
Ich blieb stehen. ,,Für dich und das Protokoll: Ich bin immer aufgeregt. Mal mehr, mal weniger, aber ich bin es immer." ,,Gut. Aufgenommen", meinte er und wir führte den Weg fort. Bevor wir auf die Bühne gingen konnten, wurden wir von einem Staffmitglied aufgehalten. ,,Sie sind in ein paar Minuten dran."
Wir nickten und blieben stehen. Taeyong beobachtete mich amüsiert, da ich wie eine Verrückte begann vom einen Bein auf das andere zu hopsen.
,,Das ist ja mal ein großes Ding", meinte plötzlich wie aus dem nichts der Mann und blickte uns aufgeregt an. Ich hielt in der Bewegung inne.
,, Ja, auf so einer wichtigen Hochzeit zu tanzen ist schon was Spektakuläres", antwortete Taeyong, jetzt vor mir stehend und blickte über die Schulter mich an.
Kurz bevor wir jeweils auftraten, schwieg ich. Das war wie ein Ritual. Ich musste mich vor dem Sturm beruhigen. Die Leute außerhalb klatschten und der Mann gab uns ein Zeichen. Mein Herz begann zu schlagen und ich spürte wie sich das Adrenalin in mir ausbreitete wie eine große Sintflut.
Die Scheinwerfer leuchteten uns an als wir die Treppen zur Bühne hochstiegen. Im Publikum konnte man kaum jemanden erkennen, außer, dass die Leute in Weiß gekleidet waren.
,,Alles wird gut", murmelte Taeyong und wir stellten uns auf.
,,Das weiß ich", sagte ich und blickte ihn an. Er lächelte leicht und senkte seinen Kopf um die Anfangsposition einzunehmen. Dies sagte er jedes Mal, kurz vor dem Auftritt. Die Leute begannen zu klatschen als die Musik begann. Der Song den wir dieses Mal ausgesucht hatten, wurde von dem Bräutigam selbst komponiert.
Normalerweise tanzten wir nicht zu einfühlsamen Liedern, jedoch da es eine wichtige Hochzeit und zu dem noch eine eines besten Freundes war, konnten wir unsere Standartausrüstung ablegen und Neues ausprobieren. Taeyong berührte meine Taille und gab mir somit das Zeichen, dass ich weitermachen konnte, da er angefangen hatte zu tanzen.
Die Berührung schien ein angenehmes Kribbeln zu verursachen.
Warum?
Warum begann mein Herz schneller zu schlagen?
Warum passierte dies jetzt? Beim Training schien das nie passiert zu sein.
Zum Glück tanzten wir Barfuß, somit konnte ich nicht mit hohen Schuhen irgendwo dahinstolpern. Auch wenn mich der Gedanke nicht losließ, warum diese Berührung mein Herz höherschlagen, tanzte ich weiter. Als wäre ich in Trance. Mit einer schwungvollen Bewegung zog mich Taeyong in seine Arme. Der Schluss nahte. Wie ich das hasste. Ich wollte noch nicht aufhören zu tanzen.
,,Bitte, vertrau mir", flüsterte er plötzlich und beugte sich zu mir herunter.
Sanft und leicht küsste er mich.
Mein rasendes Herz stoppte. Mein wohl bester Freund, küsste mich vor einer Horde Menschen. Menschen die ich kannte. Und das schlimmste, die Presseleute sahen alles live im Fernseher. Unser gemeinsamer Freund, der heute heiratete war der Sohn eines Inhabers einer grossen Firma und übernahm, sobald er vor hatte zu heiraten, die Firma.
Aus Reflex heraus trat ich einen Schritt zurück und holte aus.
Meine Hand erreichte nie sein Gesicht. Ich, die aus Panik die Augen geschlossen hatte, riss sie in Sekundenschnelle wieder auf. Mit einem leichten Griff hielt er meine Hand fest.
Er zog mich erneut zu sich und legte seine Hand an meine Wange und lehnte seine Stirn an meine. Das Lied verebbte und die Leute begannen zu klatschen. Meine Atmung beruhigte sich nur langsam.
Langsam lösten wir uns und ich drehte mich sofort zu der Bühnentreppe. ,,Joona, warte", sagte er zaghaft und versuchte mich sanft am Arm zurückzuhalten. Seine Finger entglitten meinem Handgelenk nur knapp und ich lief die Treppen hinab.
Naja, ich stolperte schon fast die Treppen hinab.
Hinten, im Backstage Bereich begrüßte mich meine Freundin mich, die die ganze Show wohl von dort aus angeschaut hatte.
,,Das hast du super gemacht", meinte sie und umarmte mich.
,,Ja danke", murmelte ich und stieß sie sanft von mir.
,,Maus, was ist denn los?" ,,Er weiß doch, dass ich das nicht will, warum tut er es dann?", sagte ich und ließ mich auf die nächstgelegene Bank fallen. Ihr schien ein Licht aufzugehen und setzte sich neben mich hin.
,,Der Kuss?", fragte sie sanft. ,,Ich dachte, der wäre rein freundschaftlich."
,,Es fühlte sich aber nicht so an", sagte ich und stützte meine Ellenbogen auf meinen Beinen ab. ,,Und die Presse hat alles mitbekommen", sagte ich mit brüchiger Stimme. In meinen Augenwinkel sammelten sich Tränen und ich hielt sie nicht zurück.
Tröstend legte sie einen Arm um mich. Ich richtete mich auf und legte meinen Kopf auf ihre Schulter.
Nach einer Weile, wo ich mich gefasst hatte, stand ich auf, schminkte mich neu und zog mir die Schuhe an.
,,Ihr solltet darüber reden", meinte Luna neben mir hergehend. Sie blickte mich von der Seite prüfend an. Ich nickte und wir verließen den Backstage Bereich. Zum Glück traten nach uns nicht mehr viel Leute auf. Dementsprechend konnten mich die anderen nicht heulen sehen.
,,Joona, da bist du. Wo hast du so lange gesteckt?", begrüßte mich Ten. Ja, dieser Ten, den mich nun an die jetzige Situation erinnerte. Er heiratete seine ehemalige beste Freundin. Dieser Ten, in den ich mich früher verliebt hatte. Dieser Ten dem ich, wie Taeyong, blind vertrauen konnte. Er schloss mich in seine Arme. ,,Du warst super." ,,Danke", nuschelte ich in seinen Anzug hinein. ,,Und der Kuss, was war das denn?" Im Augenwinkel sah ich wie Taeyong auf uns zutrat. ,,Frag ihn doch", sagte ich, wohl etwas zu harsch und löste mich ganz aus seiner Umarmung. Etwas verwirrt blickte er mir nach.
Schnurstracks lief ich zu Luna an den Tisch und setzte mich neben sie.
Ich blickte auf das Glas vor mir und beschloss es für den Rest des Tages anzustarren.
,,Joona, du weißt, du musst noch eine Rede halten oder?", holte mich Luna aus meinen Gedanken heraus. Vage nickte ich und suchte in meiner Tasche nach dem Zettel.
Etwas zerknittert fand ich ihn vor.
,,Also", sprach ein Männerstimme in ein Mikrofon und ich blickte zum Hochzeitspaar. Er stand neben ihnen.
,,Die Zeit ist gekommen um ein paar Reden anzuhören. Möchte jemand freiwillig beginnen?"
Mein Herz schlug mir bis zum Hals, als ich die Hand hob. Luna neben mir grinste stolz und klatschte in die Hände. Der Mann kam auf mich zu und überreichte mir das Mikrofon.
,,N-nun", begann ich, ,,ich habe zwar eine Rede geschrieben. Aber ich wusste schon im Voraus, dass ich sie nicht verwenden werde."
Die Leute lachten.
,,Ein paar kennen mich und ein paar noch nicht. Ich bin Joona und wohl eine von Ten's, besten Freunden. Wir lernten uns in der fünften Klasse erst kennen, da er frisch in meine Stadt umgezogen war.Ich weiß noch genau wie seine ersten Worte zu mir waren."
Ich blickte durch den Saal und entdeckte Taeyong, der mit verschränkten Armen und einem leichten Lächeln, einen Tisch weiter von mir saß.
,,Warum hast du noch keinen Freund?", ich begann zu Lachen und blickte zu Ten. Etwas beschämt senkte er seinen Blick. ,,Auch wenn wir nie zusammenkamen, was ich früher hoffte, wünschte ich für Ten, dass er glücklich wird", ich machte eine Pause.
,,Seht ihn euch an. Ich glaube glücklicher könnte er nicht sein und ich hoffe, dass das ewig anhält."
Die Leute klatschten und ich reichte dem älteren Herrn das Mikrofon.
,,Ihre Antwort war damals: warum wirst du nicht mein Freund?", sagte Ten in ein weiteres Mikrofon und Gelächter brach aus. Ich begann ebenfalls zu grinsen und ich merkte wie die Röte in meinen Kopf stieg. Etwas beschämt setzte ich mich wieder.
,,Weitere Freiwillige?", sagte der Mann, als wir uns beruhigt hatten.
,,Oh oh, der Casanova des Tages möchte etwas sagen", sagte der Mann überrascht und lief nur einen Tisch weiter.
Taeyong erhob sich und nahm das Mikrofon. Etwas unruhig blickte ich auf meine Finger.
,,Ich kenne Ten so lang, da kann ich mich gar nicht an seinen ersten Satz erinnern. Geschweige wir konnten noch gar nicht reden."
Ich lachte und blickte hoch. Seine Augen blickten zwischen mir ,Ten und seiner Frau hin und her.
,,Aber ich wollte schon immer nur das Gleiche für meinen nicht-blutsverwandten Bruder wie Joona. Das er glücklich ist."
Ein Schweigen breitete sich über die Menschen hinaus.
,,Diese Stille möchte ich aber nutzen, um nicht Ten und seiner Gattin die Worte zu widmen, sondern Joona."
Luna blickte mich an und ich erwiderten ihren Blick nur halbpatzig, da ich zu beschäftigt war Taeyong an den Lippen zu hängen.
,,Vielleicht dachtet ihr, der Kuss, der war gespielt, Teil des Tanzes."
Ein paar im Raum nickten zustimmend.
,,Nun, das war sehr spontan, wenn nicht sogar das Spontanste von mir was ich je getan habe."
Ein Kloss bildete sich in meinem Hals.
,,Joona, dachte vielleicht, ich hätte unsere Abmachung gebrochen, was ich nie getan habe."
Ein Murmeln füllte den Saal.
,,Nun, dass ich dich ohne Erlaubnis nicht küssen durfte habe ich eingehalten."
Ich runzelte meine Stirne.
,,Vor sechs Jahren, haben wir eine weitere Abmachung getroffen. Sobald sich der einer von uns in den Anderen verliebt, darf er sie oder sie ihn küssen, ohne Vorwarnung und Hemmungen."
Meine Augen weiteten sich und ich stand auf.
,,Ich habe mich in dich verliebt, Joona. Ich meine wie könnte ich nicht", sagte er und ein Lächeln huschte über unsere Lippen.
,,Du Idiot", begann ich. ,,Warum hast du mir das nie frühere gesagt?", sagte ich über das Gemurmel der Leute hinweg. Ich begann auf ihn zu zulaufen. Für ein paar Sekunden schloss ich ihn in meine Arme.,,Du Idiot, du idiot, du idiot", murmelte ich immer wieder, bevor ich meine Lippen mit seinen vereinte. Er grinste in den Kuss hinein.
,,Wusste ich es doch", sagte er triumphierend als wir uns lösten.
Nun erhielt er endlich was ich ihm schon lange antun wollten. Einen leichten Schlag auf den Hinterkopf.
,,Jap, ich liebe dich auch."...
1680 words
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NCT Shortstories (DE)
Short StoryHier findest du allerhand Stories von NCT Members. Ich habe mir die Mühe gemacht alle Geschichten auf die jeweiligen Persönlichkeiten etwas abzustimmen (more or less). Hope you like it. 'ㅅ'