„Ja aktuell ist es aber Mandy. Du weißt schon, die mit den pinken Extensions." Liv.
„Aber woher willst du wissen, dass er wirklich etwas mit ihr am Laufen hat? Ich meine nur wie er ein paar Mal mit ihr geredet hat, heißt das doch noch lang nicht, dass er mit ihr keine Ahnung was gemacht hat." Josh.
„Joshey, er ist ein Player. Das ist sein Ruf und ich glaube auch nicht, dass er selbst wirklich anders ist." Josy. „Aber was gibt dir diese Sicherheit, vielleicht kann er einfach nur gut schauspielern und Gerüchte entstehen schnell. Die kann er selbst ja nicht einmal beeinflussen." Matt. Mich wundert es irgendwie, dass sich die beiden Jungs auf Ashs Seite geschlagen haben.
„Leute ... warum fragt ihr ihn nicht einfach selbst, was jetzt los ist? Oder warum lernt ihr ihn nicht einfach selbst kennen?" Ich habe mich auch eingebracht. Mit Erfolg, wie mir scheint. Den entsetzten Blicken der anderen nach zu urteilen zumindest. „Was? Ich glaube nicht, dass er wirklich so ein Arsch ist, wie alle glauben." Josy schüttelt nur den Kopf. „Sam. Ash ist ein Arsch. Er ist ein Player. Halt dich lieber fern von ihm. Zu Mädchen ist er nur nett, wenn er mit ihnen ins Bett will."
Das Klingeln der Schulglocke überhört sie einfach. Irgendwie vergeht die Zeit heute extrem schnell. „Josy, reden wir später weiter, okay?" Sie nickt und wir stehen alle auf und packen unser Zeug wieder in unsere Taschen. Danach machen wir uns gleich auf den Weg zu dem Klassenzimmer, wo wir als nächstes haben.
Nach zwei ermüdenden Stunden, Biologie und Physik, führen Josy und ich unser Gespräch weiter. „Sam. Nein. Schlag dir diese Idee aus dem Kopf. Er ist absolut emotionslos und nie und nimmer steckt in ihm ein guter Kern oder Ähnliches. Halt dich einfach fern von ihm, ja?"
„Von wem soll sie sich fernhalten?"
Ich erkenne die dunkle Stimme meines Bruders sofort. Josy wird kreidebleich und stammelt irgendetwas, von Wegen sie müsse jetzt dringend los oder so. Auf jeden Fall macht sie sich sogleich aus dem Staub. Ich drehe mich einmal um, da Mel hinter mir geht und mit Luke in ein Gespräch vertieft ist. „Mel? Fahr schon einmal ohne mich, ich habe noch etwas vor und komme dann nach, okay?"
Sie nickt geistesabwesend und ich wende mich wieder Ash zu, der mittlerweile neben mir geht. Alle Schüler, und damit meine ich wirklich alle, machen ihm Platz und mustern mich verwirrt bis abschätzig. Wahrscheinlich halten sie mich für Ashs neue Flamme. Irgendwie ist der Gedanke daran witzig. Gerade gehen wir über den Schulhof und auf den Parkplatz zu, als eine helle Stimme hinter uns losquietscht.
„Aaaaash! Warte doch auf mich!" Ich bleibe stehen und erkenne hinter mir ein Mädchen. Mit pinken Extensions. Das ist hundertprozentig Mandy. „Genau, Ashy-Schnucki. Warte doch auf unser Mandy-Schätzchen." Mein Tonfall ist absolut spottend mit einer leichten Tendenz zum abwertend klingend, was Ash auch bemerkt und unmerklich die Augen verdreht.
Mandy scheint mich wohl eher weniger verstanden zu haben, auf jeden Fall kommt sie auf uns zu und fällt zuerst einmal Ash um den Hals. Dann mustert sie mich abschätzig. „Ash, wer ist das?" Ich antworte an seiner Stelle auf ihre nervtötend, künstlich dumm gestellt klingende Frage. „Seine Freundin." Sage ich nur und setze ein künstliches Lächeln auf. Außerdem nehme ich Ashs Hand und verschränke seine Finger mit meinen.
Mandys Lächeln wird ihr sofort vom Gesicht gewischt und sie beginnt zu heulen. Krokodilstränen.
„Aber Ash ... warum betrügst du mich mit so einer Schlampe? Ich dachte, ich wäre deine Freundin." Sie schluchzt gekünstelt. „Tja, da hast du wohl falsch gedacht, Mandy-Schätzchen. Und jetzt entschuldige uns, wir haben noch etwas zu erledigen, wenn du weißt was ich meine. Ach ja und übrigens:
Nenn. Mich. Nie. Wieder. Schlampe. Verstanden?"
Sie nickt heulend und ohne sie noch eines Blickes zu würdigen, gehe ich mit Ash an der Hand zu seinem Auto. Er grinst. „Ich wusste gar nicht, dass in meiner kleinen Schwester so ein Biest steckt." Er lacht. „Du kannst gern wieder zurückgehen und unser Mandy-Schätzchen trösten." Ich schnaube. „Im Ernst, sei lieber froh, dass ich dir diesen Gefallen getan habe. Ich kenne sie nicht mal und sehe so schon wie ätzend dieses Mädchen ist."
Er grinst wieder so dämlich. Wie ich dieses Grinsen hasse. „Danke. Dein einziges Problem an der Sache ist jetzt, dass du deinen Freunden erklären musst, dass du mit mir zusammen bist. Ich gelte nämlich als der „absolute Badboy ohne Gefühle" und niemand, wirklich niemand hat je etwas von einer Beziehung bei mir gehört. Also viel Spaß."
Ich stöhne innerlich auf. Oh Gott, er hat Recht. Das kann ja was werden. „Ich sage ihnen einfach dass du mein Bruder bist." Ich zucke mit den Schultern. Das stimmt ja auch. „Wenn du ihnen das sagst, wird Mandy sich wieder an mich ranschmeißen. Also bitte nicht." Er zieht eine Grimasse, die seine Meinung über das Mädchen verdeutlicht.
„Außerdem kannst du es ja als kleine Wette sehen. Wer würde nicht gerne mit so einem extrem gutaussehendem Jungen wie mir zusammen sein?" Er wackelt mit den Augenbrauen und ich fange an zu lachen. Haltlos. Einfach nur, weil es bei ihm so scheiße aussieht. Nach einigen Sekunden grinst er auch. Mittlerweile sind wir bei seinem Auto angekommen. Ich kenne mich mit Autos zwar nicht wirklich aus, aber ich weiß, dass seines teuer war. Das sieht man manchen Autos einfach an. Wir steigen ein und ich habe einen Entschluss gefasst. „Okay." „Okay?" „Okay. Wir machen diese „Wette." Aber nur unter einer Bedingung: Du kaufst mir jeden Tag etwas zu essen.Das Essen in der Schulcafeteria schmeckt nämlich grauenhaft. Und wenn ich es länger als eine Woche durchhalte, bleibt das so bis zum Schuljahresende. Falls du gewinnst, bekommst du... gar nichts." Er lacht und nickt ergeben.
„Und ich glaube, wir sollten reden." Sofort wird er wieder ernst. „Ja, das glaube ich auch. Aber lass uns damit warten, bis wir angekommen sind." Ich stimme seiner Idee zu und er startet das Auto. Auf der Fahrt führen wir ein bisschen Smalltalk. Ich hasse Smalltalk. Aber manchmal kommt man irgendwie einfach nicht drum herum.
Wir halten vor der Villa, bei der ich letztens auch schon mit Mel war. Ash drückt einen Knopf auf einer winzigen Fernbedienung und das Tor öffnet sich. Ich frage mich gerade, wie sicher die Alarmanlagen hier wohl sind, als wir über den gepflasterten Vorplatz fahren.
Neben dem Haus, pardon, der Villa, ist eine riesige Garage. Wir fahren hinein und ich finde mich sofort zwischen so ziemlich den teuersten Autos wieder, die ich je gesehen habe. Wir steigen aus und gehen durch eine Verbindungstür in der Garage in das riesige Gebäude nachdem die Garagentür wieder geschlossen ist.
Wir betreten einen breiten Flur, in dem Schuhe stehen und einige Jacken hängen. Der Boden besteht aus hellem Parkett und die Wände sind in einem hellen Weißton gehalten. Nachdem ich meine Schuhe und Jacke ausgezogen habe, gehen wir den Flur entlang und stehen schließlich in einer großen Küche. Eine Frau wuselt dort herum und dreht sich sofort um, als sie Ashs Schritte hört.
„Oh, Ash. Du hast Besuch mitgebracht. Hallo, ich bin Anita. Die Haushälterin." Sie lächelt mich breit an und erinnert mich irgendwie an Mary. Sie hat eine ähnliche ruhige Ausstrahlung.
„Hallo, ich bin Sam." Sie schüttelt meine Hand und lächelt mich freundlich an. „Da ist es ja gut, dass ich so viel Essen gemacht habe. Ich hatte schon Angst, dass die Hälfte übrigbleibt. Sie ließ ein glockenhelles Lachen ertönen und ist mir sofort sympathisch. Sie dreht sich wieder um und drückt anschließend sowohl Ash als auch mir einen Teller voller Auflauf in die Hand. Oh mein Gott, riecht der gut.
Ash deutet mir an, Platz zu nehmen, was ich mir nicht zweimal sagen lasse. Sofort probiere ich den Auflauf und ich muss schon sagen, er schmeckt köstlich. Wir essen friedlich schweigend, bis ich auf einmal eine tiefe Stimme hinter mir wahrnehme.
„Oh Ash, du hast mir gar nicht gesagt, dass du Besuch mitbringst. Wer ist denn diese Schönheit?"