Am nächsten Tag sitze ich nach der Schule, in der wir zurzeit nicht mehr wirklich sehr viel machen, da die Lehrer schon auf das nächste Semester warten müssen, um uns zu benoten, bei mir zuhause und warte auf Mel. Nach etwa einer Viertelstunde läutet es auch schon an der Haustür und wir fahren in das Einkaufszentrum bei uns in der Nähe. Wir laufen ungefähr zwei Stunden durch verschiedene Läden, ehe wir uns in ein kleines Café setzen.
„Sam, ich muss dir etwas sagen." Ich schaue Mel fragend an.
„Du musst wissen, dass ich die Jahre davor eine beste Freundin hatte..." „Aurora." Unterbreche ich sie. Meine Freundin sieht mich daraufhin verwundert an.
„Ja... woher weißt du das?"
„Ash hat einmal von ihr gesprochen" winke ich ab.
„Oh. Dann wirst du wahrscheinlich gehört haben, was es mit ihr auf sich hatte. Oder hat er dir nicht mal die ganze Wahrheit erzählt?"
„Naja, sie war mit Ash zusammen und er hat ihr dann erzählt, dass er sie betrogen hat. Daraufhin ist sie nach Australien zu ihrer Familie gezogen, oder?" Ich schaue Mel wieder an und sie nickt.
„Nicht ganz. Sie ist nicht wieder nach Australien gezogen, sondern macht dort nur ein Auslandssemester. Also wird sie in den Semesterferien wieder zurückkommen." Ich schaue sie etwas erschrocken an. Also wird sie wirklich wiederkommen, wie Ash es gesagt hat. Das kann ja was werden.
„Okay. Denkst du, dass das irgendetwas für mich sehr stark verändern wird?" Mel überlegt kurz.
„Ich weiß es nicht. In der Schule denken alle, dass du Ashs neue Freundin bist. Wenn sie das auch glaubt, wird sie dich wahrscheinlich nicht unbedingt sympathisch finden. Wenn du ihr sagst, dass Ash dein Bruder ist, könnte das einfacher werden, es kann aber sein, dass sie nicht unbedingt sehr viel mit dir zu tun haben will, weil sie dann immer in Gefahr läuft, Ash zu begegnen. Ich schlage vor, du sagst ihr einfach gar nichts im Zusammenhang mit Ash.
Aurora ist wirklich nett, sie ist offen und geht auf andere Menschen zu. Aber sobald irgendetwas mit Ash zusammenhängt, hält sie sich lieber fern davon. Es war schon schwer genug für sie, zu entscheiden, dass sie wieder zurückkommen will. Aber sie hat letztes Mal als wir telefoniert haben, gesagt, dass sie sich von ihm nicht irgendwie einschränken lassen will."
Ich nicke. „Sie ist deine beste Freundin, also denke ich schon, dass ich mich prinzipiell mit ihr verstehen werde. Immerhin sind Jen und die anderen auch wirklich nett." Mel scheint erleichtert zu sein, dass ich nicht von Anfang an negativ über Aurora denke.
„Gut. Ich habe gehofft, dass du so reagieren würdest. So kann ich mir viel Drama ersparen... außer das Drama geht von Aurora aus." Ich nicke wieder und nach einem ziemlich belanglosen Gespräch gehen wir auch schon wieder nach Hause.
Dort angekommen finde ich Ash auf dem Sofa sitzend vor. Aber nicht allein. Auf der Couch und dem Boden verteilt tummeln sich noch die anderen „Bad Boys" aus der Schule. Unter anderem auch Stein. Da ich ihm und auch den anderen nicht unbedingt begegnen will, gehe ich in mein Zimmer und teile Ash nur kurz per Kurznachricht mit, dass ich wieder da bin. Zum Glück habe ich vorhin mit Mel im Einkaufszentrum schon zu Abend gegessen, sonst müsste ich jetzt nochmal runter in die Küche. Und auf eine Begegnung mit Stein kann ich heute wirklich verzichten.
Nach zwei Stunden, in denen ich einfach irgendwelche Serien geschaut habe, beschließe ich auch schon, schlafen zu gehen. Oder mich zumindest bettfertig zu machen. Wie schnell das heute mit dem schlafen was wird, weiß ich nicht. Immerhin kommt morgen Jessica mit ihren Kindern, und wie soll ich sagen, ich freue mich nicht unbedingt darauf, meine Tante nach so vielen Jahren wiederzusehen.
Ich döse langsam ein, aber öffne meine Augen sofort wieder, als ich bemerke, wie sich meine Zimmertür öffnet. Ein Schatten tritt ein und schließt die Tür hinter sich wieder. Er schleicht sich an mein Bett heran und versucht, mich nicht aufzuwecken, was ihm aber leider nicht gelungen ist. Ich merke, wie sich die Matratze neben mir senkt und sich ein warmer Körper dicht neben mich legt. „Was machst du hier?"