Chapter XXX

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Anscheinend haben sie uns irgendwie erkannt, denn sie kommen mit all ihren Koffern auf uns zu und begrüßen zuerst einmal Ash überschwänglich. Ich stehe fast wie eine Fremde daneben, doch es stört mich nicht wirklich, dieser Tantenumarmung entkommen zu sein. Ash schüttelt Luke und Eva aber nur die Hände, was mich leicht schmunzeln lässt. Die große Vorliebe für Körperkontakt liegt bei uns wohl in der Familie, Sarkasmus an.

Erst jetzt scheint Jessica auch mich zu bemerken, denn sie zieht mich auch sofort in eine Umarmung. „Samantha! Ich kann kaum glauben, dich zu sehen! Ganz ehrlich, nach der Scheidung euerer Eltern habe ich schon gedacht, ich würde dich nie wiedersehen, so wie deine Mutter so unablässig ein Kontaktverbot forderte!"

Was? Mutter forderte ein Kontaktverbot?

Ich halte in meiner Bewegung inne und als Jessica dies bemerkt, hält sie mich eine Armlänge von sich entfernt.

„Wusstest du das denn gar nicht?" Verblüfft sieht sie mich an und ich schüttle nur meinen Kopf.

Leider wusste ich das wirklich nicht. Das könnte allerdings auch erklären, warum ich in all den Jahren keinen Kontakt zu Dad und Ash hatte. Letzterem wende ich nun auch meinen Kopf zu.

„Hat sie das Kontaktverbot denn bekommen?" fragend sehe ich zuerst Ash, dann Jessica an.

„Nein, zum Glück nicht. Das heißt, nicht offiziell. Am Anfang wollte sie, dass ich auch bei ihr bleibe, aber ich habe mich dagegen entschieden und sie drohte uns schon früher damit, dass sie dich uns wegnehmen würde wenn wir sie verließen. Das wäre auch ihr Plan gewesen, hätte sie Argumente gehabt, warum du keinen Kontakt zu Dad haben solltest. Die hatte sie aber nicht und so drohte sie uns nur, Dad irgendwie anders zu verklagen, wenn wir uns auch nur in deine Nähe begäben oder versuchten, irgendwie Kontakt aufzunehmen. Und sie hätte wahrscheinlich irgendeinen Grund gefunden, um Dad anzuzeigen, und auch wenn er nie wirklich verurteilt oder sonst irgendetwas werden hätte können, machen sich so viele Rechtsstreite bei einem Geschäftsmann nicht wirklich gut." Ashs Gesicht nimmt einen finsteren Ausdruck an und ich setze mich erstmal.

„Wie konnte sie mir davon nicht erzählen? Ich dachte immer, dass ihr nichts mehr von mir wissen wollen würdet, weil ich bei ihr geblieben bin. Und das, obwohl ich nicht einmal gefragt wurde, ob ich mitkommen wollte. Ich habe mich an meinen Geburtstagen in den Schlaf geweint, weil ich nicht einmal eine einfache Karte oder irgendein Zeichen von euch bekommen habe. Ich dachte, ihr würdet mich hassen. Und irgendwann habe ich dann auch euch gehasst. Das war wahrscheinlich sogar ihr Plan." Ich lache trocken auf.

Hatte meine Mutter wirklich so große Ängste, von uns allen verlassen zu werden? Sah nicht wirklich danach aus, als ich mit Mary mitgegangen bin. Ein Räuspern reißt mich aus meinen Gedanken und ich sehe die Quelle des Geräuschs an.

Luke.

„Tut mir ja wirklich leid, wenn ich jetzt dieses Gespräch unterbrechen muss, aber mir tun langsam die Arme weh. Und ich würde gerne heute noch ankommen. Oh, und ich bin übrigens Luke." Ich nicke ihm zu und erhebe mich schwerfällig wieder.

Natürlich.

„Du bist dann Eva, oder?" Die Angesprochene nickt und reicht mir ihre freie Hand.

„Und du bist Samantha, schätze ich." Ich nicke. „Nenn mich doch bitte Sam. Samantha hört sich immer so steif an." Sie lacht kurz auf.

„Oh ja, das tut es. Ich habe schon befürchtet, ich müsste dich die ganze Zeit Samantha nennen. Das hätte ich um ehrlich zu sein nicht ausgehalten." Auch ich grinse nun wieder und drehe mich nun schwungvoll um.

broken dreamsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt