Am nächsten Morgen werde ich schon viel zu früh von Ash geweckt, indem er sich einfach in mein Bett auf mich wirft.
Mein „Du bist fett, geh runter." Stört ihn leider nicht wirklich, also muss ich zu härteren Maßnahmen greifen. Kurzerhand rolle ich mich so auf die Seite, dass Ash von mir und somit auch meinem Bett auf den Boden fällt und dort einfach liegen bleibt.
Läuft bei ihm. Ich stehe im Gegensatz zu meinem Bruder allerdings auf und gehe, nachdem ich mich kurz informiert hatte, wie viel Zeit ich ungefähr noch haben würde, in mein Bad um mich fertig zu machen.
Also duschen, anziehen und schminken. Ich schaffe das alles in etwa einer dreiviertel Stunde, da ich nicht sehr viel von aufwendigem Alltags-Make-up halte. Als ich jedoch fertig wieder aus meinem Bad komme, liegt mein Bruder in meinem Bett und schläft dort seelenruhig weiter.
„Ash. Du musst aufstehen." Ich rüttle ihn an der Schulter und er wacht tatsächlich auf. „Noch fünf Minuten" bettelt er verschlafen, doch ich bleibe hart. „Nein, wir müssen in die Schule. Steh auf, hopp hopp!"
„Ich habe heute erst ab der zweiten Stunde Unterricht, du musst allein hinfahren. Du kannst ein Auto von mir haben, die Schlüssel hängen im Gang zur Garage. Nimm vielleicht das schwarze Auto, das kannst du gleich behalten, ich fahre eh nie damit."
„Wie viele Autos hast du bitteschön?" „Drei. Das sind im Vergleich zu den meisten anderen Leuten hier noch wenige. Und jetzt sind es nurmehr zwei, weil du eines bekommst."
Ich nicke und gehe auf die Tür meines Zimmers zu, doch drehe mich einen Meter davor noch einmal um. „Ash? Kannst du mich bitte in die Küche begleiten? Ich will nicht wieder in dieser Bibliothek landen."
Er seufzt, doch steht dann wirklich auf und geht mit mir in die Küche. Von dort aus finde ich zum Glück schon selbst in die Garage.
„Viel Spaß in der Schule. Wir werden uns eh sehen." Ich nicke und winke ihm kurz, dann gehe ich aus der Küche zu dem Gang, in dem die Autoschlüssel hängen und nehme mir den, von dem ich glaube, dass es der richtige ist, herunter.
Ich gehe in die Garage und drücke probehalber einmal auf den Schlüssel. Und siehe da, die Blinker eines schwarzen Autos leuchten auf. Ich gehe näher zum Auto und erkenne, dass es noch ziemlich neu aussieht. Und ziemlich teuer.
Ich steige ein und starte den Wagen. Das Auto gibt daraufhin ein tiefes und gleichmäßiges Brummen von sich. Ich fahre aus der Garage, das Tor öffnet sich zum Glück automatisch und folge der zum Glück sehr großzügig ausgefallenen Beschilderung bis in meine Schule.
Ich fahre auf den Schülerparkplatz und fahre so weit wie möglich an die Schule ran. Ich scheine Glück zu haben, denn der Parkplatz, der der Schule am nächsten ist, ist frei. Diese Tatsache wundert mich irgendwie ein bisschen, denn alle Parkplätze daneben sind vollgestellt, aber vielleicht ist ja irgendjemand, der diesen Platz gehabt hätte, wieder weggefahren oder so.
Ich steige aus dem Auto aus und kann schon die Blicke der Schüler um mich herum spüren. Ich bin allerdings schon etwas an diese Blicke gewöhnt und so ignoriere ich sie und gehe schnurstracks auf meine Freunde zu, die vor der Schule schon warten und jede meiner Bewegungen genauestens verfolgen zu scheinen.
Ich komme bei ihnen an und noch bevor ich sie auch nur begrüßen kann sagt Matt auch schon: „An deiner Stelle würde ich dein Auto wo anders parken. Ich weiß zwar nicht genau, in welcher Beziehung du zu Ash stehst, aber nicht mal seine engsten Freunde dürfen ihr Auto auf seinem Parkplatz abstellen. Also wenn du am Ende des heutigen Tages noch leben willst, würde ich dir raten, dir einen anderen Parkplatz zu suchen."
Eigentlich hätte ich mir schon denken können, dass der Parkplatz für irgendjemanden reserviert war. In diesem Fall eben Ash. „Ich weiß deinen Rat wirklich zu schätzen, Matt. Aber ich habe keine Angst vor Ash.
Und ihr solltet das auch nicht tun." Mit diesen Worten beende ich das Thema und begrüße zuerst einmal alle.
Wir gehen kurz darauf auch schon in unseren Unterricht und die Blicke der anderen ignoriere ich geflissentlich.
Die Schulglocke läutet und sämtliche Schüler fangen an, ihre Sachen einzupacken. So auch ich. Ich warte noch auf Mel, die etwas länger braucht, und dann gehen wir gemeinsam zu dem Raum, in dem wir als nächstes Unterricht haben.
Auf dem Weg dorthin kommen wir auch an der Eingangshalle der Schule vorbei und ich sehe den gesamten Freundeskreis von Ash versammelt dort stehen. Als wir näherkommen, höre ich einzelne Gesprächsfetzen und werde sofort hellhörig.
„Wer hat sich auf Ashs Parkplatz gestellt? Ich bin noch zu jung um zu sterben!"
Oh, das war eindeutig Stein.
„Das war dann wohl ich."
Sage ich, als ich vorbeigehe, und es wird sofort ein Gang zwischen den Schülern gebildet, mit dessen Hilfe ich Stein dann gerade ins Gesicht schauen kann.
Welches übrigens gerade eine nette rote Farbe annimmt.