Als unsere Haustür aufging lief ich geradewegs in die Arme meines Bruders. Prüfend sah er an mir hoch und runter.
„Scheiße", murmelte er auf meine spärliche Bekleidung hin.
„Wo ist er?", wollte er wütend wissen.
„In der Küche", erwiderte ich mit bebender Stimme, „Damian was hätte ich tun sollen? Er war so aggressiv"
„Ey, Elo. Ist okay. Beruhigt dich", meinte mein Bruder liebevoll zu mir und legte seine Hände auf meine Schultern. Dann ging er in die Küche und sah runter auf Brylen. Finster sah Damian den blauäugigen an.
„Was fällt dir ein meiner Schwester hier aufzulauern, sie zu bedrängen, zu schlagen und sie gegen ihren Willen zu ficken?!", kam es bedrohlich von meinem Bruder
„Ich habe sie nicht gefickt", widersprach Brylen mit schmerzverzerrten Blick.
„Aber fast. Ansonsten würdest du nicht mehr leben", konterte Damian und spuckte auf den, am Boden liegen, Brylen.
„Alta. Geht's noch. Die Schlampe hat mich angeschossen!", schrie Brylen. Mein Bruder versetzte ihm einen Tritt in die Magengegend und ich musste mich wegdrehen. Das konnte ich jetzt nicht auch noch mit ansehen
„Nenn sie nicht Schlampe", zischte er wütend.
„Du solltest mal lieber ganz still sein. Von uns hängt es ab, ob du ins Krankenhaus kommst, oder ob du hier verbluten musst. Der Oberschenkel hat relativ viel Blut. Das kann schnell gehen", meinte Damian anschließend schulterzuckend und sah Brylen provokant an.
„Damian", murmelte ich leise, „tu doch was. Ich will niemanden töten" Mein Bruder drehte sich zu mir um und sah mich abwartend an.
„Ruf Scott an, er soll sich um den Hurensohn kümmern", meinte er und schickte mich ins Wohnzimmer. Ich befolgte seinen Anweisungen und ging ins Wohnzimmer. Schnell tippte ich die Nummer von Scott ein und kurz darauf ging er ran.
„Was gibt's Elo?", meldete er sich und ich hörte die ausgelassene Stimmung im Hintergrund im Clubhaus.
„Du sollst vorbeikommen meint Damian", entgegnete ich nur.
„Was ist los Eleanor, du klingst aufgewühlt", kam es nun ernst von ihm. Ich hörte irgendein Rauschen.
„Eleanor", ertönte nun die Stimme meines Vaters ernst, „was ist los?" Ich holte tief Luft
„Archers Sohn Brylen war hier. Ich hab ihn angeschossen", fasste ich es kurz. Daraufhin folgte eine kurze Stille, dann ein Seufzer von Dad
„Ich komm mit Scott vorbei", erwiderte er nur, „mach dir keinen Kopf" Das durfte nicht wahr sein. Wieso hat der Idiot sich so verhalten? Wäre es anders gewesen, dann hätte ich nicht schießen müssen. Dann hätte ich jetzt nicht das Problem, dass er mich anzeigen wird. Ich konnte nicht in Knast gehen. Nicht jetzt. Nicht jetzt wo der Club vor so einem großen Scheideweg stand und alles noch chaotischer war, als wir es schon gewohnt waren. Ich hatte keine Zeit für so eine Scheiße.
Völlig aufgelöst ging ich wieder in die Küche. Mein Bruder stand mit den Armen vor der Brust verschränkt gegen die Küchentheke gelehnt. In seiner einen Hand eine Waffe. Brylen saß stumm mit dem Rücken gegen die Wand gelehnt in der Ecke. Um sein Oberschenkel ein Handtuch geknotet, damit die Blutung weniger wurde.
„Und?", wollte mein Bruder wissen, als er mich bemerkte
„Sie kommen", erwiderte ich nur
„Sie?", meldete sich Brylen zu Wort und ein Hauch Angst lag in seiner Stimme. Mein Bruder sah den Jungen voller Hass an
„Ich weiß nicht was schlimmer ist, wenn man ein Mädchen gegen ihren Willen ficken wollte", gab Damian nur von sich
„Was schlimmer als was?", fragte Brylen mit finsterem Blick nach
„Ob es schlimmer ist danach ihren Bruder oder ihren Vater zu treffen", erwiderte er monoton. Brylens Blick wurde sanfter, bis er leer wurde
„Du darfst beide treffen", murmelte ich und sah ihn lange an. Dann sah ich auf sein Bein und mein Körper fing wieder an zu zittern. Damian nahm mich in die Arme.
„Irgendwann ist immer das erste Mal", flüsterte er mir zu.
Die Tür der Wohnung ging energisch auf und ich hörte wie jemanden festen Schrittes in Richtung der Küche kamen. Dad sah meinen Bruder und mich fragend an, dann erblickte er Brylen in der Ecke und seine Mimik wurde finster. Dad spannte seinen Kiefer an und ging auf Brylen zu.
„Was machst du in meiner Wohnung? Du dreckiges Arschloch! Du bist ja genauso durchtrieben wie dein Alter!", schrie mein Vater wütend
„Dad", versuchte Damian beruhigend auf den Präsidenten einzureden, „ich hab ihn auch schon zur Sau gemacht, er muss hier raus aus der Küche" Im Türrahmen tauchten Jayden und Scott auf. Beide musterten mich von Kopf bis Fuß.
„Fuck", entwich es Jayden, als er sah wie ich aussah. Dad sah mich ebenfalls an und konnte seine Aggression kaum zügeln. Ich sah es in seinen Augen.
„Wie weit ist er gegangen?", wollte er monoton wissen.
„Nicht soweit", erwiderte ich kleinlaut.
„Das ist trotzdem zu weit", kam es wütend von Dad und er ging bedrohlich auf Brylen zu. Dad griff zu seinem Gürtel und zückte sein Messer. Bedrohlich nah ging er an Brylens Kehle
„Du wirst keine Anzeige erstatten, verstanden? Erzähl deinem Alten was du willst, aber du wirst nichts an die Cops oder das FBI weiterleiten! Ansonsten spürst du Schuhgröße 46 in deinem Arsch und anschließend 4 Kugeln im Kopf. In Ontario wird dir niemand helfen, hier regieren wir. Hier haben nur wir was zu sagen und glaub ja nicht, dass dich irgendwer schützen wird. Sich an einem Mädchen zu vergehen kommt übrigens im Knast nicht gut an. Hab da so einige kennengelernt", funkelte Dad ihn bedrohlich an. Brylen blieb stumm und sah meinen Vater verängstigt an. Als er ihm den Rücken zu drehte, spürte ich Brylens Hass erfüllte Blicke auf mir.
„Scott du kommst mit, wir holen den Van vors Haus. Damian, such' Decken zusammen. Jayden, du bleibst bei Elo", ordnete Dad wütend an und verließ mit großen Schritten die Küche. Jayden sah auf die Waffe, welche neben mir lag.
„War es die?", wollte er von mir wissen und nickte in die Richtung. Ich nickte und spürte wieder dieses Zittern an meinem Körper. Noch immer war es dieser Schock in mir, dass ich es getan habe.
„Gib her", meinte der Junge mit den kurzrasierten Haaren zu mir und streckte mir die Hand entgegen. Ich gab sie ihm und er entlud sie, nahm die Munition heraus und wusch sie unter dem Wasserhahn ab, um die Blutspritzer von Brylen loszuwerden. Dann ging er in den Flur mit ihr und kam kurz darauf ohne sie wieder. Ich sah Jayden einfach nur teilnahmslos zu. Das war einfach alles zu viel für mich
„Oh Baby", gab Jayden seufzend von sich und legte einen Arm über meine Schulter. Seufzend lehnte ich meinen Kopf gegen seine Brust und sah zu Boden
„Baby?", ertönte auf einmal Brylens Stimme fragend.
„Sei still oder ich schieß dir noch ins andere Bein", fuhr Jayden ihn an
„Ich will eure Zweisamkeit ja gar nicht stören", erwiderte er frech und hob entschuldigend die Hände. Jayden ließ mich los und ging wütend auf Brylen zu. Er holte aus und klatschte ihm eine
„Sei still", zischte er und sah den Blauäugigen finster an.
„Jayden, Scott. Tragt ihn runter. Wir schmeißen ihn beim Krankenhaus raus", kam es von Dad, als er wieder die Wohnung betrat, „auf dem Rückweg holen wir Niner ab"
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O U T L A W
Teen Fiction'Wir sind Outlaws. Gesetzlose. Wenn die Freiheit gesetzlos ist, werden nur Gesetzlose frei sein.' "Sie war wild, aber loyal" Aus dem Leben eines Outlaws Inspiriert von den Sons of Anarchy